2. ETAPPE: 19 Km von Guillena bis Castilblanco de los Arroyos
Wir befinden uns zwar erst am Ende des zweiten Tages unserer Pilgerwanderung. Aber mir ist schon jetzt klar, warum die Via de la Plata als die Königsstrecke unter den Caminos gilt. Sie ist mit 1000 Kilometern extrem lang. Und ich empfinde sie als unerwartet anstrengend.
Das hat nichts mit den Längen der gestrigen und heutigen Etappen zu tun. Die liegen mit jeweils etwa 20 Kilometer durchaus im Rahmen dessen, was wir gut schaffen.
Auch die Steigungen sind nicht das Problem. Die 380 Höhenmeter von heute sind zwar kein Pappenstiel. Aber sie bringen zwei einigermaßen erfahrene Wanderer auch nicht um.
Das Problem ist die fehlende Infrastruktur. So gab es heute auf der gesamten 20 Kilometer langen Etappe kein einziges Dorf, keine Siedlung, keine Finca. Also auch keine Bar, keinen Rastplatz, kein Restaurant. Nichts. Unter der andalusischen Gluthitze eine echte Herausforderung.
Ein Glück, dass irgendwelche guten Geister nach etwa zwei Dritteln der Strecke eine Wasserpumpe auf einem Privatgrundstück für durstige Wanderer zur Verfügung gestellt haben.
Unser Tag hatte nach einer angenehmen Nacht in einer Herberge in dem Ort Guillena begonnen. Das Hostel war mit geschätzten 20 Pilgern ausgebucht.
Ich frage mich, welchen Weg diese Männer und Frauen später gegangen sind. Außer einem Berliner ohne Namen, aber mit spanischen Wurzeln, sind wir den ganzen Tag keiner Menschenseele begegnet.
Das heißt doch: Ein Dutzend Mountainbiker oder mehr machten den Pilgerweg zur „Via de la Radler“. Und auch ein paar röhrende Sandbikes haben uns überholt.
Die Strecke selbst war wunderschön. Orangenhaine und Olivenplantagen. Kräuter und Feldblumen. Rapswiesen und Artischocken-Felder. Und immer wieder Steineichen, deren Früchte bei iberischen, also schwarzen Schweinen, als Delikatesse gelten.
Inzwischen sind wir in einem Gasthof vor den Toren des Dorfes Castilblanco de los Arroyos angekommen. Direkt unter unserem Fenster tanzt der Bär. Mit Pauken, traditionellen Tänzen und Gesängen. Das volle Programm.
Wenn Spanier feiern, feiern sie laut. Und wenn sie, wie heute, den andalusischen Nationalfeiertag feiern, dürfte es spät werden.
So feiern wir eben in Gedanken mit, eher still und leise, und überlassen das Party machen den fröhlichen Spaniern.
Von der Via de la Plata gehen deshalb an diesem lautlauen Freitagabend herzliche, aber etwas schlappe Festtagsgrüße in das Bloguniversum hinaus.
Buen Camino aus Castilblanco de los Arroyos!