1. Tag: Polizeieinsatz an der Playa

Sieht cool aus, der Herr Blogger vor dem Pool und dem Strand im Hintergrund, oder? Der Schein trügt. Wir sind angespannt und ziemlich nervös, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht.

Trotz der schönen Hotel-Umgebung und des herrlichen Wetters möchten wir eigentlich nur noch heim.

Aber daraus wird vorerst nichts. Nach dem Frühstück wollten wir unseren letzten Strandspaziergang in Freiheit genießen. Dann plötzlich: Polizeisirenen.

„Go back to your hotels immediately, we have an emergency!“, befahl der Uniformierte durch den dröhnenden Motorenlärm seines Zweirads hindurch.

So viel zum Thema Sonntagsspaziergang am Strand.

Aus dem geplanten Gang zur Apotheke wurde nichts. Alle Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Die Playa de Palma wirkt gespenstisch.

Auf dem Weg ins Hotel treffen wir Marion und Achim. Sie waren gerade dabei, ihr Lokal für unbestimmte Zeit zu schließen.

„Braucht ihr was? Habt ihr alles? Wein vielleicht oder auch Apfelsaft?“ Am besten beides, bestimmt die Wirtin und versorgt uns mit einer Tasche voller Getränke.

„Kostet?“

„Quatsch. Das würde gerade noch fehlen, dass wir für eure Notsituation auch noch Geld nehmen würden“.

In Krisenzeiten zeigt sich der wahre Charakter von Menschen.

Aber was war passiert? Sollte der Lockdown Mallorcas nicht erst am Montagfrüh, 8 Uhr, beginnen? So jedenfalls hatte es Ministerpräsident Pedro Sánchez gestern in seiner Rede zur Lage der Nation verkündet.

Ganz offensichtlich sollten vor allem Touristen bereits 24 Stunden vorher auf die Notsituation eingestimmt werden. Deshalb die Polizei-Maßnahmen am Strand. 

Kein Wunder: Spanien beklagt inzwischen die fünfhöchste Zahl an Corona-Infizierten weltweit. Nur in China, Italien, dem Iran und Südkorea gibt es mehr.

Zurück im Hotel warten jede Menge Mails und Messages, die beantwortet werden wollen. „HALTET DURCH!“, lautet der Tenor. So, als gelte es einen Camino zu bewältigen.

„Hab dich im Fernsehen gehört“, schreibt eine mir unbekannte Blog-Leserin. Stimmt: NTV wollte meine Einschätzung zur Lage an der Playa. Endlich wieder mal Korrespondent!

Hier im Hotel ist die Stimmung gut. Menschen versammeln sich in der Lobby, scharen sich um den Swimmingpool oder den Fernseher. Sie sitzen auf ihren Balkonen und harren der Dinge. Und natürlich geht es fast immer um das eine Thema.

Videochats sind über den Pool hinweg hörbar. Telefonate in mehreren Sprachen drehen sich um das Virus. Es passiert ja sonst nichts.

Wie kommen eigentlich Menschen auf die Idee, dass sich wildfremde Menschen für ihre Privatgespräche interessieren können?

Und wenn wir schon dabei sind: Muss ich Deine Spotify-Playlist lieben, nur weil Du sie in den höchsten Handytönen abspielst?

Nein, noch liegen die Nerven nicht blank.

Das Hotelpersonal ist zum Verknuddeln. Zeigt Verständnis für alles, verliert nie die Geduld und will es einem, so der Eindruck, einfach nur Recht machen.

Wir haben ein anderes Zimmer bekommen. Fünfter Stock mit mehr Licht, Meerblick und unverbauter Sicht auf das Tramuntana-Gebirge, das Ganze vom Eckbalkon aus.

In unserem Hotel, so habe ich mir eben vom Rezeptionisten sagen lassen, steigen Piloten und Crews der meisten Airlines ab, die Palma noch immer anfliegen. Wegen der Ansteckungsgefahr durch diese Vielflieger sind Airline-Crews auf einer eigens für sie reservierten Etage untergebracht.

Essen und Getränke werden ihnen aufs Zimmer gebracht. Der Kontakt mit den restlichen Hotelgästen soll damit auf ein Minimum reduziert werden.

Es ist 16 Uhr und mir knurrt der Magen. Das Lunchbüffet wäre nach dem reichhaltigen Frühstücksbüffet zu viel des Guten gewesen. Abendessen wird erst ab 18:30 Uhr serviert. Jetzt ein Bocadillo, das wär’s. Aber man kann nicht alles haben.

„Tu mir einen Gefallen“, sagt Lore, „lass uns nicht um Punkt 18:30 Uhr an der Tür zum Speisesaal mit all den anderen Schlange stehen und auf Einlass warten“.

Okay. Ich kann warten.

Wobei, als die spanische Köchin eben mit einem Tablett voller Nudeln vorbeigezischt kam, war Wasser-im-Mund-Zusammenlauf-Alarm.

7 Gedanken zu „1. Tag: Polizeieinsatz an der Playa

  1. Guten Tag,

    wir, die wir gerne Kontrolle über unser Leben und den Alltag haben, spüren jetzt zunehmend, dass es diese vermeintliche Sicherheit gar nicht gibt und können uns nur verantwortungsvoll und halbwegs gelassen geben.
    Nicht immer gelingt dies gut in so einer völlig neuen Situation.
    Hier ein wenig Aufregung, weil Verdachtsfälle an der Schule unseres Kindes seit Freitag weder bestätigt noch ausgeräumt wurden. Ich werte das mal als gutes Zeichen, sonst hätten wir sicher längst etwas gehört.
    Dazu ab Freitag nach vorzeitiger Schulentlassung, kaum dass die Kinder diese betreten hatten, ein Betreuungskind und ab 11 Uhr Fieber(alarm) sowie Halsschmerzen. Puh!
    Eine klärende Untersuchung beim Kinderarzt, den wir glücklicherweise noch telefonisch vor dem Beginn des Wochenendes erreichen konnten, brachte Beruhigung. Wohl einfach nur ein Infekt. In solchen Momenten rückt Corona dennoch ein Stückchen näher – gefühlt.
    Aber um unsere Kinder und uns gesunde Erwachsene mache ich mir auch viel weniger Gedanken, wenn bald sowieso viele daran erkranken, aber auch wieder gesunden.
    Diese sind viel mehr bei allen Vorerkrankten und älteren Menschen, wie auch meiner Mutter, die sich morgen einer leider unausweichlichen Operation stellen muss. Sie selbst ist sehr zuversichtlich und wir bleiben es auch. Positive Gedanken tun gut.

    So wie uns geht es jetzt überall Menschen, auch Existenzsorgen rücken im Bekanntenkreis näher.

    Ganz persönliche Grußzeilen zu Euch nach Palma,

    Ullie

    Ps. Bei den Freunden in Santa Margalida ist glücklicherweise alles in Ordnung. Auf einem Kindergeburtstag in Caimari konnten bereits am Samstag nicht alle Kinder kommen. Die Ängste in der Bevölkerung, grenzen-überschreitend, sind sehr unterschiedlich und in den nächsten Tagen sicher auch situationsabhängig, ausgeprägt. Man muss alle Haltungen wohl respektieren und sein eigenes Verhalten immer wieder anpassen an die Gegebenheiten. Was stellt ein Risiko dar, was nicht? Welche Entscheidungen werden uns von außen abgenommen?
    Egal, welche Einschränkungen es geben wird: Hauptsache, wir schaffen es, die Versorgung in den wichtigsten Bereichen aufrecht zu erhalten, dann lässt es sich auch räumlich eingeschränkter noch aushalten eine Weile. Und mindestens ebenso wichtig: Mittelfristig wird die Ausbreitung dieses Virus begrenzt.

    Bleibt schön gesund!

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  2. Ihr von Natur aus Optimisten könnt eigentlich froh sein, unter Sonne mit herrlicher Aussicht großräumig eingesperrt zu sein. Wie gut, daß der Camino nicht Eurer war. Sonst säßet Ihr nun in einem kleinen unbekannten Dorf ohne Komfort und dafür mit spätem Abendessen. Wenn Ihr‘s nicht mehr aushaltet, könnt ihr immer noch auf Touristen-Ausreise direkt nach Kanada powern.
    Ich finde es sehr professionell, wie Du die Situation schilderst. Im Vergleich mit allen geschlossenen öffentlichen Einrichtungen in Köln und Bonn einschließlich Schwimmbädern und Eurer hausbezogenen Wohnform beginne ich, mich hier wieder wohl zu fühlen. Allerdings schließen wir inzwischen Schlimmeres auch nicht mehr aus. Der Angst-Verstand lähmt auch im Reich der Dichter und Denker den ganz normalen realen Menschenverstand.
    Alle Länder werden irgendwann spanische Verhältnisse einführen

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  3. As a 70 + guy we’re now being told by M. Legault that we should stay home and not venture out except for food or meds. We intend to try to follow it….no gym, no Timmie’s, no Grandkids for two solid weeks. We can go for walks together in the fresh air by the lake, minimal chance of human contact.
    Stay well my friend, I’m thinking of you both.♥️♥️

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  4. The unknown, the uncertainty, the feeling of powerlessness….all very unsettling to be sure. But, remember: you wiil get through this! Stay patient & take it one day at a time. Meanwhile it sounds like the staff at your nice hotel are doing their best to be kind & helpful. Small consolations.😇💕

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  5. Ermutigende Grüsse aus Québec!
    Nein, Durchhalteparolen braucht ihr wohl (noch) nicht – im Gegenteil: ihr mit eurem beneidenswerten Optimismus könnt die Reisenden aufmuntern, die irgendwo im touristischen Niemandsland rumhängen. Ihr seid in einem „goldenen Gefängnis“, im Hotel lässt sichs leben und die Bocadillos sind noch nicht ausgegangen.
    Wir haben hier auch schnell alles abgesagt (vor allem die geplante Frankreichreise) und machen es uns in der Bude gemütlich: noch ist was im Freezer und notfalls backen wir Plätzchen. Nur das Klopapier kann rar werden, wobei mir bis heute unklar ist, warum sich die Angst- und Bangekäufer gerade damit bis Weihnachten eindecken wollen.
    Auf beiden Regierungsebenen scheint man die Krise gut im Griff zu haben, unsere Höheren demonstrieren sowohl Entschlusskraft als auch Gelassenheit – und sofort haben die Angstkäufe abgenommen.
    Wir verfolgen mit Spannung den Fortgang der Dinge, bei euch da drüben und hier im Ländle – und werden uns hoffentlich bald VIRTUELL in die kummergewohnten Arme schliessen können.
    Wir wünschen angenehmes Händewaschen und einen baldigen Flieger!
    Peter & Laurette

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  6. Ich glaube weltweit gibt es jetzt ueberall nur noch ein Thema!!
    Macht es weiterhin gut und passt auf euch auf und ich hoffe, dass ihr heute abend noch was Gutes zum Essen bekommt oder bekommen habt!!
    Viele Gruesse
    Christa

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  7. Haltet die Ohren steif! Und vergesst nicht die beiden Paragraphen im „kölschen Grundgesetz“:
    – et kütt wie et kütt
    – et ess noch oömmer jood jejange

    Gefällt 2 Personen

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