2. Tag: Immer diese Ungewissheit!

Im Hotel eingesperrt zu sein, ist nicht besonders schön, aber es ist auch nicht das Ende der Welt. Was uns wirklich stresst, ist diese ständige Ungewissheit: Können wir fliegen? Dürfen wir fliegen und wann? Und seit heute: Schließt das Hotel total und sitzen wir dann auf der Straße?

Die jüngste Ankündigung hat uns kalt erwischt:

Sämtliche Hotels auf Mallorca sollen bis Mittwoch schließen. Für Pauschalreisende ist das zwar ärgerlich, aber kein größeres Problem. Ihre Reiseveranstalter sorgen dafür, dass sie zurück nach Deutschland fliegen können.

Wir sind Individualreisende, die völlig ungeplant vom spanischen Festland nach Mallorca gekommen sind – in der Hoffnung, nach dem kalten und regnerischen Camino vor unserer Rückreise noch etwas Sonne zu tanken.

Jetzt sitzen wir in diesem Hotel fest und wissen nicht, wie es weitergeht.

Wir haben Freunde, die bieten uns Wohnmöglichkeiten an, sogar ihre Autos und Essensvorräte. Das sind wunderbare Gesten, die wir zu schätzen wissen.

Aber wir möchten nichts lieber als so schnell wie möglich nach Kanada zurück.

Unsere Nerven sind strapaziert, unser Budget ist es auch. Die vielen Umbuchungen, die zusätzlichen Hotelkosten, weil sämtliche Restaurants geschlossen sind – das alles ist teuer.

Aber solange es nur um Geld geht, wollen wir uns nicht beklagen. Schlimm wäre es, wenn wir um unsere Gesundheit bangen müssten. Bei einem vollen Hotel mit vielen Touristen, ist diese Gefahr nicht auszuschließen.

Im Moment fühlen wir uns körperlich noch gesund. Wie lange die Psyche noch mitmacht, hängt unter anderem davon ab, was mit unseren geplanten Flügen passiert.

Wir sind Wanderer, zumindest aber Spaziergänger. Beides ist hier im Hotelbereich nicht möglich. Deshalb haben wir uns vorgenommen, mehrmals am Tag die fünf Stockwerke zu unserem Zimmer zu Fuß zu gehen und den Aufzug anderen zu überlassen.

Ich verstehe nicht ganz, dass die kanadischen Behörden bisher nichts unternommen haben, um Landsleute wieder nach Kanada zurück zu bringen. Bei der Lufthansa, beziehungsweise der Bundesregierung, scheint man da flexibler zu sein.

Mich in dieser schwierigen Situation auch noch über politische Zustände aufzuregen, ist müßig und kostet Energie, die wir anderweitig brauchen.

Hier im Hotel werden wir bisher noch gut versorgt. Es gibt zu essen und zu trinken. Das Personal ist nach wie vor unglaublich freundlich und zuvorkommend.

Unter den Touristen macht sich bei manchen eine leichte Panik breit, das ist ihren Gesichtern abzulesen. Einige andere tun so, als wäre nichts passiert.

Die Informationspolitik ist leider sehr lückenhaft. Deshalb müssen wir fast alles, was es an Entwicklungen gibt, im Internet recherchieren.

Schlimm und besonders stressig ist die Gerüchteküche, die hier kocht. Wann immer ein Hotel-Bewohner glaubt, eine Neuigkeit verkünden zu müssen, scharen sich die Menschen um ihn.

Wir haben uns vorgenommen, nur noch fundierten Quellen zu glauben. Sonst machen wir uns völlig verrückt.

Sich die Zeit zu vertreiben, ist nicht ganz einfach. Lore liest viel, schreibt Emails und sorgt sich vor Ort um unser Wohl.

Ich hatte ein paar Aufträge von Sendern, Korrespondentenberichte abzuliefern. Das habe ich liebend gerne getan. Nach einigen Jahren als Ruheständler wieder journalistisch zu arbeiten, macht Spaß.

Mehr ist an diesem Tag, passend zur Stimmung übrigens dem ersten Regentag seit unserer Ankunft, nicht zu berichten.

Auch heute wieder herzlichen Dank an all diejenigen, die uns mit aufmunternden Mails, Anrufen und Nachrichten beglücken.

16 Gedanken zu „2. Tag: Immer diese Ungewissheit!

  1. Not going to give any advice but know that you are soooo in my thoughts and prayers and hoping you come home to Canada ASAP. SAFE TRAVELS! Love and Hugs to both of you xoxo

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  2. Apropos Geruechtekueche: hier in den USA gibt es Leute, die kein Bier der Marke Corona mehr trinken, weil sie glauben, sich dann mit dem Virus zu infizieren. Der Umsatz dieser Marke ist ganz erheblich eingebrochen.

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  3. An irgendeiner Stelle schreibt die kanadische Webseite tatsächlich, man solle sich an seine Reiseleitung/Fluggesellschaft wenden. Und Händewaschen nicht vergessen! Hngf.

    Da Spanien eigentlich über jeden froh sein sollte, der schnell das Land verlässt, müsste doch eigentlich die Balearenregierung, bzw. der dortige „Krisenstab“ hilfreiche Möglichkeiten aufzeigen. Vielleicht gibt es eine Sondergenehmigung für die Reise nach Malaga und von dort „in die Freiheit“?

    Ihr habt sicher schon alles gecheckt, aber manchmal…

    LG
    Prensal

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  4. Das ist alles total kurios: leere Regale, Kassier/innen werden angepöbelt weil Supermärkte z.T. nur 1x Klopapier p. Haushalt verkaufen usw. Dürft ihr noch in den Pool? Nein, oder?!

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  5. hallo herbert
    die naechsten 2 – 3 tage wird es sehr viele sonderfluege nach deutschland geben
    schau in buchungsportale – und insbesonders bei euro wings
    am 22. ist schluss mit offenen hotels hier – wie lange „deins“ auf hat …
    aber ab mittwoch/donnerstag wird „rasant geschlossen“
    du solltest diese 2 – 3 tage nutzen

    viel glueck

    bleibt gesund

    klaus

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  6. Was fuer ein Schlamassel!
    Was Kanada und Quebec anbelangt, so muss ich sagen, dass der Premierminister von Quebec eine bessere Figur macht als der Justin Trudeau. Leider!
    Ich hoffe, dass ihr bald eine Moeglichkeit haben werdet, sowohl von der Insel, wie auch von Spanien wegzukommen! In der Zwischenzeit wuensche ich dir noch ein paar Korrespondentenberichte – nur so, zum Zeitvertreib!
    Macht’s gut und passt auf euch auf!
    Christa

    Gefällt 2 Personen

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