
Buckelwal im St.-Lorenz-Strom. © Quebec Marine Mammal Emergency Network
Lore und ich haben ein Problem: Wann immer ich alleine unterwegs bin, komme ich mit neuen Geschichten nach Hause: Interessante Begegnungen mit Menschen, Unfälle aller Art, Überfälle, Ladendiebstähle, Promis – kaum etwas, worüber ich ihr nach meinen täglichen Stadtpaziergängen nicht schon hätte berichten können. „Komisch“, sagte sie neulich wieder, „wenn du mit mir unterwegs bist, passiert dir sowas nie“.
Jetzt ist es doch passiert: Zusammen wurden wir gestern Zeuge eines Spektakles, das es in dieser Art in der Geschichte von Montreal noch nie gegeben hat. Wir haben einen Buckelwal gesehen. Zwar aus sehr weiter Entfernung, aber immerhin.
Gerade als wir von einem langen Spaziergang über die Île-Notre-Dame zurück kamen und auf der Concordia-Brücke den St.-Lorenz-Strom überquerten, tummelte sich für uns kaum sichtbar der Graue Riese in den Fluten des Flusses.
Es war ein prickelndes Gefühl, einen Meeressäuger in der Nähe zu wissen, der bis zu 17 Meter lang und 40 Tonnen schwer werden kann.
Aber irgendwie auch traurig, denn Buckelwale gehören nicht in einenen Süßwasserfluss. Sie gehören ins Meer. Oder zumindest in ein salzhaltiges Gewässer in Meeresnähe. In Quebec tummeln sich Buckel- und sonstige Wale gerne in der Bucht von Tadoussac, gut 500 Kilometer nordöstlich von Montreal. Von dort aus muss der Koloss vor einigen Wochen losgeschwommen sein.
Aber warum bleibt er nicht dort, wo er hingehört?
„Gut möglich“, sagte ein Sprecher des Fischereiministeriums, „dass er einfach neugierig war und sich nach neuen Fischgründen umsehen wollte“. Seine Reise verlief bisher jedenfalls ohne erkennbare Zwischenfälle. Anzeichen von Verletzungen oder Krankheiten gibt es offenbar nicht. Auf dem St.-Lorenz-Strom ist seit dem Ausbruch der Pandemie wenig los. Keine Kreuzfahrtschiffe, keine Ausflugsboote, weniger Frachtkähne als sonst.
Und weil es gestern mit dem Whale-Watching wegen der Entfernung nicht so richtig geklappt hat, bin ich eben nochmal in den Alten Hafen spaziert, wo sich Dutzende von Neugierigen am Ufer des St.-Lorenz-Stroms versammelt hatten, um den Wal vielleicht doch noch zu sehen.
Und siehe da: Plötzlich ging ein Raunen durch die Runde. Und dann: Ooooohhhhhouiiiiyesss!!!!
Da war er wieder, der Graue Star dieses Wochenendes. Für ein, zwei Sekunden hatte er seinen tonnenschweren Körper aus dem Wasser bewegt und sich erneut der Weltöffentlichkeit präsentiert.
So jedenfalls habe ich es mir von Augenzeugen erzählen lassen. Gesehen habe ich den Wal leider nicht.

Whale-Watching am Tag danach: Nichts gesehen, nur davon gehört. Foto: Bopp
Sehr schön! Wäre auch was für mich gewesen 😀 Wir hatten in der Kieler Bucht mal 2 Große Tümmler und im Rhein irgendwo hier im Ruhrgebiet einen Seehund.
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Zum ersten Mal, dass es ein Buckelwal bis Montréal geschaff hat. 🙂
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ich habe das gerade noch mal recherchiert.
einen wal gabs in kalifornien 21.06.2017
einen wal gabs in der themse am 26.09.2018
einen wal in der themse gabs am 09.10.2019
scheint also öfter vorzukommen.
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„Moby Dick“ hat es Mitte der 1960er Jahre im Rhein sogar bis Köln geschafft:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Moby_Dick_(Rhein)
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er hat sich vermutlich verirrt, oder? es gab doch mal den fall, dass ein oder zwei, ich meine es waren auch wale, die sich in eine englische stadt „verirrt“ haben und dort befreit werden mussten, um wieder ins meer zu gelangen. weiß nicht mehr genau, wann und wo genau das war, kann das in der nähe von london gewesen sein? ist schon eine weile her.
schöne pfingsten euch. liebe grüße aus berlin.
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