
Dass ich diesen Blogpost irgendwo in Kanada schreibe und nicht in Ummendorf, Waiblingen oder Ulm, habe ich vor allem einem Menschen zu verdanken: Bernd Laengin. Er, damals noch Chefredakteur der größten deutschsprachigen Auslandszeitung in Winnipeg/Manitoba, war der Mann, der mich als Reporter nach Kanada geholt hatte. Heute wäre er 80 geworden.
Wie viele der Besten, musste auch er viel zu früh gehen. Bernd war gerade mal 67, als der Krebs ihn hinraffte.
Bernd war anders als alle anderen Journalisten, die ich bis dato kannte. Frei im Kopf, ein Weltmann nicht vom Auftreten her sondern, weil er halt so war, wie er war. Ein Karlsruher Bub’ den es schon früh in die Welt hinauszog.

Er lebte in Afrika und recherchierte in Asien. War Dutzendfach in Südamerika und Australien. Er kannte die Welt und interessierte sich vor allem für die Menschen, die sie bewohnen.
Ich kenne Keinen, außer vielleicht meinen Piloten-Freund Joerg, der so viel in der Welt herumgekommen ist wie Bernd. Auch einen Großteil meines Storytelling habe ich meinem Freund Bernie zu verdanken. Er konnte Geschichten erzählen wie kein anderer.
Und ich kenne niemanden, der so bodenständig geblieben ist. Und keinen, der so viele Bücher geschrieben hat wie er.
Ohne jemals Bestsellerautor zu werden, ließ er es sich nicht nehmen, Dutzende von ihnen herauszubringen. Da es sich ausschließlich um Sachbücher über ethnische und religiöse Minderheiten handelte, sind sie nie zu Haushaltsnamen geworden. Viele von ihnen gehören jedoch heute zu den Standardwerken von Universitäts-Bibliotheken in aller Welt.
Was Bernd jedoch mehr als alles andere auszeichnete, war seine grenzenlose Loyalität. Unsere Diskussionen, mögen auch noch so die Fetzen geflogen sein, hatten für ihn nie Spreng-Potenzial. Unsere Streitgespräche spielten sich auf einer Meta-Ebene ab, die unsere Freundschaft nie in Gefahr brachte.
Trotz seiner Sprachgewalt war Bernd nie ein Gefürchteter. Aber er war furchtlos im Wortsinne. Und er war geduldig, wenn es darauf ankam.
Ich erinnere mich an eine gemeinsame Wanderung in Manitoba. Irgendwo im Busch stand links eine ausgewachsene Bärenmutter. Auf der rechten Seite, in einer Lichtung, verharrte ein Bärenbaby. Sich als Mensch zwischen eine Bärenfamlie zu begeben, kann tödlich sein.
Also warteten wir. Und warteten. Und warteten …
Als bereits Schwärme von Moskitos unsere Leiber zum Fressen gern hatten, bequemte sich die Bärenmutter endlich, ihr Kleines abzuholen und unter ihre Fittiche zu nehmen.
Bernd und ich atmeten auf. Verschwitzt und gepflastert mit Mückenstichen setzten wir unsere Wanderung fort.
Es gäbe Dutzende von Geschichten dieser Art zu erzählen. Doch heute gilt der Blogpost nicht dem Storyteller, sondern dem, der ihm zu diesen Geschichten verholfen hat.
Was für ein Glück, dass die Beziehung zu Bernds Familie auch nach seinem Tod weiterleben konnte, wenngleich in anderer Besetzung. Mit Christa, seiner Witwe, und Guenter, ihrem jetzigen Mann, verbindet uns eine tiefe Freundschaft.
Happy Birthday, Bernie!
Wenn du ganz genau hinguckst, siehst du vielleicht die Kerze auf dem Esstisch, die wir für dich heute früh gezündet haben.
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