
Minus 38 Grad Celsius – so kalt soll es sich morgen früh in Montreal anfühlen. “We are winter people”, sagen Freunde von uns, wenn man sie auf die Eiszeit in Quebec anspricht. Ihnen machen die Temperaturen – übrgens die kältesten seit vier Jahren – nichts aus. Mir schon. Ich wünschte, ich wäre auf Mallorca.
Dort waren wir um diese Jahreszeit zwölf Jahre hintereinander. Dann kam Covid. Mit Covid kam die Kälte, auch die soziale Kälte. Jetzt haben wir Omikron und es ist noch kälter geworden.
Der Kalenderspruch “Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung” ist genau das: ein Kalenderspruch, nicht mehr.

Wer sich einmal auch mit noch so guter Kleidung bei minus 38 Grad vor die Tür gewagt hat, weiss, was ich meine. Innerhalb von fünf bis zehn Minuten können Erfrierungen eintreten. Die Behörden warnen davor, morgen ohne Not auf die Straße zu gehen.
Nachts hat sich das Thema ohnehin erledigt: Hier herrscht zwischen 22 und 5 Uhr noch immer ein Corona bedingtes Ausgehverbot.
Besonders hart trifft die Kältewelle Hunderte von Obdachlosen. Längst nicht alle von ihnen haben ein Bett für die Nacht. Viele von ihnen kauern normalerweise um diese Jahreszeit über Heizungsschächten oder in den Vorhallen der Montrealer Metro-Stationen, soweit diese überhaupt nachts geöffnet sind.
Die Ansteckungsquote unter den Wohnsitzlosen ist extrem hoch: Waren es vorige Woche noch 216 von ihnen, infizieren sich inzwischen jeden Tag 50 Neue.
Die logistischen Voraussetzungen der Sozialbehörden sind enorm: Ein Hotel, das die Stadt Montreal eigens für Covid-kranke Wohnsitzlose angemietet hat, ist bereits überfüllt. Immer neue Behausungen müssen gefunden werden, weil ein Ende der Ansteckungskette nicht abzusehen ist.
Die Kapriolen, die das Wetter uns derzeit bietet, passen in die turbulente Zeit, in der wir leben. Die bevorstehende Mini-Eiszeit soll nur einen Tag und eine Nacht anhalten, dann klettern die Temperaturen wieder auf minus 12 Grad. Aber auch die fühlen sich im Wind ganz schnell an wie minus 20. Nächste Woche soll es dann eine Neuauflage der Eiszeit geben.
Das ist weit entfernt von der Rekord-Tiefsttemperatur, die ich in Kanada einmal erlebt habe. Bis vor kurzem hing in meinem Büro eine gerahmte Urkunde. Sie wurde an Journalisten verteilt, die trotz Schneesturms zur Eröffnung des neuen Winnipeger Kongresszentrums gekommen waren.
An diesem Abend hatte es, mit „wind chill factor“, minus 62 Grad Celsius.
This is the time of year a lot of Canadians ask themselves “why do I live here?” A homeless man froze to death in Montreal last night, a few blocks away from one of the city’s more affluent neighbourhoods. The cold can, and does, kill. And it presents yet another depressing restriction on our ability to enjoy living – as if we needed another restriction right now.
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Das zählt ja nicht, da gibt nur liquid sunshine, auch im Winter 😉 obwohl es da neulich auch -15 Grad waren plus ordentlich Schnee…
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Haha 😂 Das schaffst du, Basti! Du bist ja auch ein bisschen Kanada-geeicht, allerdings nur die Westkuestenversion.
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Stimmt! Das sind die Zeiten, da ich mich nach einem Holzofen sehne, den wir in der Stadt ja leider nicht mehr haben. Liebe Gruesse!
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Und ich werde schon nervös, wenn ich gerade zum ersten Mal dieses Jahr die Scheiben vom Auto freikratzen muss 😂.
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Da können wir vor allem nur hoffen, dass Hydro Québec in der Lage ist, uns alle mit Strom zu versorgen!
An die Obdachlosen mag ich gar nicht denken!
Stay warm, my friend!
Viele Grüsse
Christa
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brrrrrrrrrrrrrrrr kann ich da nur sagen.
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