Mein absolutes Lieblingsbuch

Bücher haben in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Daheim, in Ummendorf, waren es die Musterbücher, die mein Vater Kunden zeigte, ehe sie sich für neue Tapeten entschieden. Später, als Schriftsetzerlehrling, waren es Bücher, die ich “im glatten Satz” setzen musste, wie es in dieser längst vergessenen Kunst des typografischen Gewerbes hieß. Die „Mao-Bibel“ gehörte, wie bei jedem 68-er, ohnehin auf jedes Klo.

Im späteren Berufsleben, als der angehende Journalist ein Redaktionsvolontariat bei der Tageszeitung absolvierte, waren es Bücher, die zur Recherche dienten. Darunter Fachbücher über Weinanbau, ein Thema, dem mein damaliger Chefredakteur eine Wichtigkeit zuordnete, die ich zu jener Zeit nicht richtig nachvollziehen konnte. 

Aber ich habe meine Journalisten-Ausbildung nun mal im Remstal absolviert, wo Trollinger, Riesling und Lemberger zum Kantinengespräch gehörten wie Porsche, Daimler und Siemens. Stuttgart eben.

Mit der Auswanderung nach Kanada waren es fast zwangsläufig Reiseinformationen über die neue Heimat, auch Sprachbücher für Englisch und Französisch.

Dann, als die neue Heimat zum Zuhause geworden war und der Kopf frei wurde für die einfacheren Dinge des Lebens, waren es Bücher, die man halt so liest, um mitreden zu können: Walser, Grass, Grisham, Steinbeck. Manchmal war es mehr Pflicht als Kür.

Zur Kür gehören jedoch stets die Bücher, die meine Freunde schreiben. Es werden immer mehr.

Einen Satz des liebenswert-kratzbürstigen Dichters und Malers Fritz Grasshoff, der sich später in unserem Dorf Hudson ansiedelte, würde ich nie wieder vergessen: “Das einzige, das ich lese”, sagte der alte Fritz, „ist das, was ich selbst geschrieben habe”.

Dann kam die Zeit, als ich genau das tat: Ich malträtierte Computertasten, um eigene Bücher entstehen zu lassen. Eines davon, “Das gibt sich bis 1970”, schaffte es zwar nie in die Bestsellerlisten, gekauft wurde es aber trotzdem tausendfach. Auch mein „Mutmacher für Freie Journalisten“ wird noch immer fleißig bestellt.

Und jetzt? Wo das wichtigste gelesen, das meiste durchdiskutiert ist, wo man sich weder selbst noch anderen etwas beweisen muss, bleibt Zeit, sich der Kür zuzuwenden. Das sind Bücher, die man immer wieder gerne in die Hand nimmt, um darin zu blättern. So wie eben nach dem Frühstück. 

Mein absolutes Lieblingsbuch trägt den schlichten Titel “Camino 2019″.

Es ist bei keinem Verlag erschienen, kann von keiner Plattform runtergeladen werden. Es ist ein Fotobuch, wie man es im Internet basteln und dann bestellen kann. Mit Bildern von unserer gemeinsamen Wanderung auf dem Jakobsweg – damals, als Corona noch eine Biermarke war und man Omikron mit einer Großmutter aus dem Königshaus assoziierte. Ganz billig ist der Spaß nicht: Bei Google Photobook kostet so etwas zwischen 20 und 125 $ – je nach Umfang und Austattung (Hard- oder Softcover, Anzahl der Fotos etc.)

Weil es mein Camino-Büchlein nicht zu kaufen gibt, stelle ich Ihnen, den Leserinnen und Lesern dieses Blogs, heute einen Link zur Verfügung, der so etwas wie “Best-of-Camino” heißen könnte. 

Eine Bildersammlung vom größten, schönsten, längsten, anstrengendsten Abenteuer meines Lebens finden Sie   >> HIER  <<

7 Gedanken zu „Mein absolutes Lieblingsbuch

  1. Fotobücher sind (außer die Fotos auf dem Blog zu veröffentlichen) die beste Möglichkeit, damit die Fotos nicht irgendwo auf dem Cloudspeicher oder dem Smartphone digital verstauben. Erinnert mich daran, dass ich auch mal wieder eins erstellen wollte :-)

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  2. Herzlichen Dank fuer deine Betrachtungen. Sie sind schoen zu lesen und waermen das Herz an diesem bitterkalten Sonntagmorgen in Montreal.

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  3. …unvergessliche Momente für Euch und manche FotoErinnerungen für uns, wie Polarbearfriend bereits erwähnte… neben all den beschwerlichen Momenten bei Regen, Matsch, Verhüllung in Regenponchos und Co, auch viel Heiterkeit und Leichtigkeit, die uns allen in dieser fortwährend besonderen Zeit so gut tun, weil so schmerzlich vermisst…

    Hier – gerade ein letzter Hauch von Besinnlichkeit aus der Weihnachtszeit: schauen beim und nach dem Frühstück den kleiner werdenden Tannenbaumkerzen zu. Etwas Licht zum Neuen Jahr an trüben Wettertagen wie heute, kann schließlich nie schaden. Am Dienstag wird dann unser Weihnachtsbaum(busch) abgeschmückt und macht dem Einzug der ersten Tulpen Platz. Seltsam – jedes Jahr aufs Neue – dieser Umbruch dann! Tannengrün raus – Frühling rein, obwohl der Winter ja noch gar nicht vorüber sein wird. Auf dem Balkon und vorm Wohnzimmer bleiben Lichterketten aber noch ein wenig länger erhalten – für das heimelige Gefühl und die gute Stimmung in dieser Übergangsphase vom Winter/Advent zum Frühjahr.

    Passend all das auch irgendwie zur aktuellen Pandemielage, die neben allen Verunsicherungen und Sorgen, dem Abwägen in so vielen Alltagssituationen, der extremst unterschiedlichen Sichtweisen, doch durch die Möglichkeit der Impfungen rückblickend und auch zukünftig als ein Licht der Hoffnung und Zuversicht erscheint, wenngleich es noch viel Geduld und Rücksichtnahme abverlangen wird…

    Schön, dass wir uns an Tagen wie diesen auch bewusst Zeit nehmen, um in alten Erinnerungen zu schwelgen und dadurch in uns das Licht ein wenig heller werden zu lassen…

    Und eines Tages wird es auch wieder unbeschwerter möglich sein, für neue Erlebnisse und Eindrücke sichere Gelegenheiten zu finden.

    Gemütlichen Sonntag!

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  4. An ein selbstgemachtes Reisebilderbuch – von unserer Narroboat-Tour – denke ich auch immer noch, aber die Zeit, die Zeit …

    Gefällt 1 Person

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