Viermal geimpft, einmal Covid

GESTERN MORGEN, kurz vor dem perfekten Sturm: „Red sky in the morning, sailors warning“.

Der gestrige Sonnenaufgang verhieß in all seiner Schönheit nichts Gutes. „Red sky in the morning, sailors warning!“ sagt man hier. Der Seemann sollte also gewarnt werden: “Pass auf, Freundchen, da kommt noch was!” Und gerade als nach dem feuerroten Himmel der strömende Regen einsetzte, war klar, was kommt: Eine positive Covid-Diagnose.

Jetzt hat es also auch mich erwischt. Soll ich zetern, schreien, hadern? Nein. Aber einfach mal nachdenken, was passiert war.

Während viele unserer Freunde durch die halbe Welt geflogen sind, es bei Partys krachen ließen und Familien-Dinners gefeiert hatten, als wäre Corona keine Krankheit sondern ein Hirngespinst Putins, sind wir immer brav daheim geblieben. 

Kein Flug seit mehr als zwei Jahren. Keine Party. Und wenn wir dann mal zwei Leute zum Essen hier hatten, mussten sich alle vorher testen. So war das während der harten Corona-Phase. 

Und selbst jetzt, da auch hier die Maskenpflicht weitestgehend gefallen ist, sind wir es, die immer noch Maske tragen – auch dort, wo es längst nicht mehr vorgeschrieben ist.

Mir doch egal, wenn mich die masekenlose Mitbewohnerin im Aufzug fast mitleidsvoll ansieht, nach dem Motto: “Hat wohl noch nicht mitbekommen, der Alte, dass die Maskenpflicht aufgehoben ist”.

Als dann Omicron kam und man fast ausschließlich von „milden Verläufen“ hörte, ließ auch ich es schon mal lockerer angehen. Championsleague-Finale in der Kneipe. Besuch mit Freunden im Restaurant, auch mal eine Essens-Einladung. Noch am Tag vor der Diagnose Fish & Chips mit einem Kumpel im British Pub. 

Doch keinen und keine von denen, mit denen ich in den letzten Tagen Kontakt hatte, hat es erwischt.

Das ist eine wunderbare Nachricht. Die beste von allen: Auch Lore, die jetzt einmal mehr zu meiner Pflegerin verpflichtet wurde, blieb bisher negativ. 

Wir sehen uns kaum. Die auf vorläufig fünf Tage angesetzte Quarantäne in meinem Zimmer lässt sich aushalten. Den direkten Zugang von meinem Schlafzimmer in mein privates Bad weiss ich zu schätzen. Die Sicht von hier aus ist großartig.

Und trotzdem ist Covid eine Krankheit, die niemand braucht. Gleich gar nicht im Risiko-Alter von 73.

Angefangen hatte es mit einer plötzlich einsetzenden totalen Erschöpfung. Dann meldete sich ein rauer Hals. Kurz danach die Bronchien, die seither das Atmen erschweren. Der Druck in den Augenhöhlen erinnert mich an die schlimme Zeit nach meinen Netzhaut-Operationen. Dazu Husten, Schnupfen und ein wenig Fieber. Und, ja: Das Bad nebenan ist en Glücksfall. Ich bin häufiger als sonst dort.

Aus der morgendlichen Seemanns-Warnung hatte sich der perfekte Sturm zusammengebraut.

Aufpassen, Freunde! Covid ist noch lange nicht vorbei.

14 Gedanken zu „Viermal geimpft, einmal Covid

  1. Wünsche ebenfalls gute und schnelle Besserung und einen milden Verlauf. Ich bin auch noch eine von denen, die nicht begriffen haben, dass es keine Maskenpflicht mehr gibt… laufe immer noch mit dem Schnutenpulli herum. Bin zwar selbst keine Risikoperson, aber habe mit diesen zu tun. Sicher ist sicher. LG von der Bergstraße, SonjaM

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  2. Ach Herbert – das hast du ja jetzt wirklich nicht gebraucht! Ich drücke dir die Daumen, dass der Verlauf weiterhin mild bleibt und dass du schnell wieder negativ testest!
    VG
    Christa

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  3. Gute Besserung und alles Gute! Immerhin hast du die zwei Jahre soziale „Enthaltsamkeit“ genutzt, um einen ordentlichen Impfschutz aufzubauen – und der wird dir jetzt sicherlich zu Gute kommen. Ich wünsche eine schnelle Erholung!

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  4. Lieber Herbert,
    das tut mir sehr leid! Ich hoffe nur, dass es bei einem leichten Verlauf bleibt! Behalte Deine positive Einstellung, das hilft sicher auch.
    Ich fürchte einen erneuten Anstieg im Herbst.
    Wir tragen auch Maske!
    Danke für Deine Mitteilung und gute Besserung!

    Gisela

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  5. Ja, das wahre Leben geht an niemandem vorbei. Man kann nur sein Seelenleben retten. Der Virus bleibt so lange auf unserer Welt, bis die Menschen aussterben. Wie bei Grippe können wir uns nur impfen lassen für einen milden Verlauf.
    Bei den Geimpften kenne ich viele nun doch positiv Getestete, die nix spüren. Allerdings gibt es auch Fälle, die am Ende der leichten Erkältung wg. tinnitus zum Arzt gehen, mehrmals negativ getestet waren und nun beim PCR-Test plötzlich positiv sind wie andere Nachbarn im Haus.
    Du hast dank Deiner Impfungen zwei Vorteile: Du bist so jetzt bei der geringeren Deutlichkeit Deiner Symptome zu Hause und nicht bäuchlings im Krankenhaus, langsam bei künstlicher Beatmung krepierend oder anschließend fürs Leben gezeichnet schwer behindert zu Hause. Dein zweiter Vorteil: Wie bei jedem Virus bist Du erst dann immun, wenn Dein Körper sich selbstbestimmt mit seinem Abwehrsystem wehren konnte. Das heißt nicht, daß Du Dich nicht mehr infizieren kannst, sondern nur, daß in der Regel künftige Verläufe noch leichter verlaufen als Dein jetziger, auch nur Grippe ähnlicher Infekt.
    Kleiner Rat am Rande: Wenn sich Lore jetzt bei Dir auch infiziert, habt Ihr es beide hinter Euch. Die haben die Ärzte durchweg unseren 6 Familien (samt Kindern in Kita und Schule) geraten. Sonst kommt die Erkrankung in ein, zwei, drei oder x Jahren bei einer vielleicht dooferen Corona-Variante dran. Wir werden ja alle nicht jünger…
    Ansonsten gute Besserung! In drei bis fünf Tagen sollte es erledigt sein. Danke für die Erinnerung. Ich mache Montag für uns den Termin für die Auffrischungsimpfung, ein halbes Jahr ist um. Die Erinnerung an unsere bakteriellen Lungenentzündungen im Dezember in unseren WZ-Sesseln mit wenig Luft ist noch sehr aktiv!

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  6. Das Virus ist da, na klar. Unsere Hoffnung bleibt, dass es jetzt weniger aggressiv ist und bei den meisten Menschen, zumal den geimpften, mild verläuft. Ich drücke dir fest die Daumen. 🤞
    Blöd ist, dass man weiterhin bei jedem Halsweh gleich daran denkt, ich trage zur Vorsicht gerade auch wieder Maske im Büro. Obwohl erst vor zwei Monaten der „Genesen“-Status zum „Geimpft“-Status dazukam. Aber die Ärzte können und wollen sich nicht festlegen, dass es so schnell nicht zu einer erneuten Infektion kommen könnte. Was willste machen. 🤷‍♀️

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  7. Herzliche, gute Besserung! J. KORSCH
    (D – Freundin von Maggy Akerblom). Lese alle Ihre Nachrichten. Immer wunderbar!

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  8. Uns geht es gerade genauso, Herbert. 2 Jahre waren wir standhaft. Nun ist Otto infiziert. Er war einmal im Saga-Konzert im übervollen Ulmer Zelt und schon war es passiert. Ich bin ebenso bislang negativ. Aber dieses Abstand halten und nur mit Maske durchs Haus laufen ist grauenvoll. Otto hatte gestern furchtbaren Husten, aber heute ist es schon viel besser. Ich wünsche Dir gute Besserung. Liebe Grüße, Andrea

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