
Von Finanzpolitik verstehe ich ungefähr so viel wie von Ponyzucht. Aber eins habe ich begriffen: Irgend etwas stimmt nicht mit der Geldverteilung in unserer Gesellschaft.
Bei „Hart aber Fair“ saß am Montagabend eine Straßenbahn-Fahrerin aus München im Panel. Sie berichtete über die finanziellen Engpässe, mit denen sie als Mutter mehrerer Kinder leben muss. Im Supermarkt bleibe sie manchmal vor dem Regal stehen, um zu überlegen, was sie sich leisten kann und was nicht. Sie arbeitet in Vollzeit und oft auch im Schichtdienst.
Diese Sorgen haben die Besitzer der 38 Privat-Jets vermutlich nicht, die jeden Tag allein auf dem Flughafen von Palma de Mallorca starten und landen.
Während gestern Nacht an der mexikanisch-amerikanischen Grenze bei einem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft 39 Menschen ums Leben gekommen sind, drängelten sich auf dem Aeropuerto de Son San Juan Dutzende von Learjets, Challengers und anderen Luxusflugzeugen, so dass die Parkplatznot laut „Mallorca Zeitung“ zu einem echten Problem geworden sei.
Schließlich müssen die 34000 Maschinen im Jahr ja gewienert, gewartet und betankt werden. Erst dann können sie die Rückreise nach Sylt, Zürich oder Marbella antreten.
Ein vom Sozialneid zerfressener alter weißer Mann sagen Sie jetzt? Mit Nichten.
Mir tun nur die aus Süd- und Mittelamerika stammenden Männer, Frauen und Kinder leid, die nach monatelanger Flucht kurz vor dem Ziel in Ciudad Juárez in einer Feuerhölle ums Leben gekommen sind.
Schon klar: Ich spiele hier ein bisschen BILD-Zeitung. Und natürlich ist mir bewusst, dass wegen meines Fingerzeigs auf die West-, Süd- und Ost-Oligarchen dieser Welt künftig nicht ein einziger Jet im Hangar stehen bleibt. Die Luxusflieger werden die obszön teuren Privat-Parkplätze dieser Welt auch weiterhin verstopfen – vom CO2-Fußabdruck ganz zu schweigen.
Aber man wird ja noch von einer gerechteren Welt träumen dürfen.
Mit 75 habe ich mir das Träumen von einer gerechten Welt schon lange abgewöhnt…. Aber es ist Niemandem damit geholfen, mich in Schutt und Asche zu kleiden und darauf zu verzichten, trotz allem Elend auch das Schöne im Leben zu sehen und dafür dankbar zu sein.
Es gibt ein nettes spanisches Lied: „No me llames iluso porque tengo una ilusión..“
Liebe Grüße von der Insel des Lichtes mit strahlend blauem Himmel und 20°C.
Elgard
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Auch mit 72 Jahren (Ich, Jahrgang 1951) hat man noch Träume – also stimme ich Deinem Text zu.
Nur wachsen dann nicht mehr alle Bäume in den Himmel ….
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Haben die 68-er nicht auch von einer gerechteren Welt geträumt? Um wie viel gerechter ist die Welt seither geworden?
Gibt es womöglich wieder eine neue Bewegung? Lange Zeit hat man ja nicht daran geglaubt. Lange Zeit dachte man, die Jugend bringt so etwas nicht mehr zustande. Und jetzt hält man sie für irrsinnig. Irgendwie schon ein déja-vu“.
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👍👍👍Das bedarf keines Kommentars!!!
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Es besteht immer die Chance, dass jemand deinen Text liest und dadurch zum Umdenken angeregt wird. Auch ein Traum. Aber es ist schon so mancher Traum Wirklichkeit geworden…
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