Zeit für ein kanadisches Brot-Rezept: Holen Sie schon mal ein wenig Mehl, ein bisschen Wasser und ein Tütchen Backpulver aus dem Schrank. Zwei Prisen Salz werden ja auch auf die Schnelle irgendwo aufzutreiben sein. Und los geht’s. Wir backen Bannock. Bannock ist eine Art Fladenbrot, das frisch himmlisch schmeckt und sich nach ein paar Tagen immer noch besser als jedes Brötchen isst, das Sie beim Bäcker bekommen. So viel ist unbestritten. Gezankt wird ein bisschen über die Herkunft dieser Köstlichkeit. Dabei kämpfen Wikipedianer gegen Indianer. Ich behaupte, es steht eins zu null für die Ureinwohner.
Indianer gegen Wikipedianer: 1:0 für die Ureinwohner

Kanadische Ureinwohner. Foto: S.H.B.P.
Wenn ein kanadischer Ureinwohner im Internet lesen würde, dass Bannock ursprünglich von den schottischen Highlands kommen soll, dann würde er möglicherweise die Friedenspfeife in den Fluss werfen und auf dem Pferd davonreiten, um Krieg gegen Schottland zu führen. Oder auch gegen das Internet. Jede Indianerin, die ich kenne, jeder Indianer, wird Stein und Bein schwören, dass Bannock ein Urgebäck der Ureinwohner ist, was ich übrigens aufs Wort glaube. Ich habe schon so viele Cree-, Mohawk-, Blackfoot- und Ojibwe-Indianer exzellentes Bannock backen sehen, dass ich einfach nicht glauben mag, dass in Schottland ähnliche kulinarische Meisterleistungen möglich sind.
Eine Delikatesse nicht nur für Fallensteller
Vergessen Sie also ausnahmsweise mal das Internet und glauben Sie’s mir: Bannock ist das Brot der Indianer und damit der Trapper. Denn es gab Zeiten, da lebten die meisten Indianer noch vom Jagen und Fischen. Und während sie tagelang ihren „Traplines“ entlang gewandert sind, um erlegte Tiere aus den Fallen zu befreien, ernährten sie sich von Bannock.
Es ist schon eine Weile her, da war ich für >> DIE ZEIT << in der Subarktis unterwegs, wo es weit und breit keinen Bäcker gab, nicht einmal einen Tante-Emma-Laden. Aber es gab Lydia, eine zahnlose ältere Cree-Indianerin, die während meines Aufenthalts an der James Bay für mein kulinarisches Wohlergehen verantwortlich war. So hatte es Häuptling Billy Diamond bestimmt. Lydia backte das beste Bannock, das ich je gegessen habe. Außen knusprig braun, innen gerade richtig. Fester als ein Brötchenteig, aber nicht so fest wie eine Scheibe Schwarzbrot. Gegessen wird Bannock entweder zu einem Stück Wurst oder Käse. Es schmeckt aber auch wunderbar mit Butter und Marmelade. Oder einfach so, plain and simple.
Aus der Bratpfanne oder „Bannock on the stick“
Bei uns im Blog-Haus gibt es Bannock, das in der Pfanne gebacken wird. Ich kenne Indianer, die das Brot an einem Holzstock backen und es wie eine Grillwurst so lange überm offenen Feuer bewegen, bis es knusprig-braun ist. Diese Variante setzt allerdings voraus, dass die Konsistenz des Teiges stimmt. Ist er zu wässrig, löst er sich vom Stock und landet im Feuer.
Mitten im Allgäu: Trapperbrot für Kneipenbesucher
Besucher aus Deutschland lieben unser Banock. Meinen größten Bannock-Auftritt hatte ich denn auch vor einigen Jahren in einer stadtbekannten Kneipe in Leutkirch im Allgäu. Lange nach Mitternacht gewährte mir Manni, der Chefkoch des Etablissements, den Zugang in sein Allerheiligstes und ließ mich in der Kneipenküche Bannock backen. So nachhaltig muss der kulinarische Genuss gewesen sein, dass der damalige Lokalchef der Schwäbischen Zeitung, mein Uralt-Kumpel Michael, den Bannock-Abend wunderbar in einer Glosse verbriet.
Hier also das Rezept – einfacher geht’s nicht:
Zutaten: 2 Tassen Mehl. 1 Tasse Wasser. 1 Tütchen Backpulver. 2 Prisen Salz. Das ganze flott in einer Schüssel verrühren, am besten mit dem Kochlöffel und nicht mit dem Handmixer. Wir machen hier kein Feingebäck sondern eher grobes Brot. Wichtig ist die Konsistenz. Der Teig sollte dicker als ein Pfannkuchenteig sein, aber flüssiger als Kuchenteig. Schließlich alles in eine Pfanne mit heißem Öl kippen, evtl. einen Löffel Butter dazu. Auf jeder Seite bei mittlerer Hitze ca. 8 Minuten backen. Fertig!
Übrigens: Soweit ich weiß, gibt es in den meisten Indianersprachen keine Übersetzung für „Guten Appetit“. Ureinwohner mögen diese Floskeln nicht. Wie Bannock eben. Plain and simple. Deshalb: Haut rein!
Pingback: Gemocht und gekocht |