Trapperbrot mit Indianergemüse

Bannock hatten wir schon mal im Blog: Trapperbrot aus Mehl, Wasser, Backpulver und Salz. Heute gibt’s was Neues aus der kanadischen Ureinwohner-Küche: Bannock aus Haselnüssen und Süßkartoffeln. Rein vegetarisch. Bekannt geworden ist das Gericht neulich durch den Fernsehauftritt einer Salish-Indianerin von der kanadischen Westküste.

Die Frau heißt Melaney Gleeson-Lyall und hatte den Mut, ihre Eigenkreation im Nischenkanal „Food Network“ vorzukochen. Das Konzept der Sendung ist nicht weniger genial als das Gericht selbst. „Recipe to Riches“ heißt die Serie, etwa: „Rezept zum Reichwerden“. Wer’s vergessen hat: Wir sind hier in Nordamerika.

Melaney Gleeson-Lyall

Das TV-Konzept geht so: Jede Woche treten mehrere Hobbyköche gegeneinander an. Mit eigenen Rezepten. Eine Jury bewertet die fertigen Speisen. Ein Marketingmensch überlegt derweil, wie und ob sich das Gekochte zum Verkauf als Fertiggericht in einer der größten kanadischen Supermarktketten eignen würde. Siegerin einer der ersten Staffeln wurde die Salish-Indianerin Melaney. Sie erhielt 25 000 Dollar.

Zum Abschluss der Serie gibt’s dann eine Endausscheidung. Preisgeld: eine Viertelmillion Dollar. Der „savoury pie with a hazelnut stew and sweet potato bannock crust“ von Frau Gleeson-Lyall ist jetzt für eine begrenzte Zeit im Supermarkt erhältlich. Für 7 Dollar werden zwei hungrige Kanadier satt.

Wer’s gerne vegetarisch hat, wird den Bannock-Gemüsekuchen lieben. Alles in allem war mir die Gemüse- Haselnuss-Mischung zu süß. Mit ein paar Jalapeño-Flocken oder einem Spritzer Puki-Sauce könnte die Füllung aufgepeppt werden. Das erdige, fast rauchige Aroma des Bannock-Deckels aus Kartoffelteig in Verbindung mit dem Gemüse-Mix hat mich an Besuche bei kanadischen Ureinwohnern erinnert. Dort wird gerne überm offenen Feuer gekocht. Das Gemüse-Bannock schmeckt irgendwie stimmig. Die Zutaten kommen alle aus der Region.

Wir haben die fertige Kochmischung probiert. Beim nächstenmal werden wir das Gericht selber kochen. Und zwar so:

Gemüse-Eintopf („Stew“)

3 Esslöffel Butter

1 Tasse Backkürbis („butternut squash“), geschält und in kleine Würfel geschnitten

1 Tasse klein geschnittene Karotten

1/2 Tasse klein geschnittene Zwiebel

1/2 Tasse klein geschnittene Sellerie

2 Tassen geriebene Süßkartoffel

2 zerquetschte Knoblauchzehen

1 Teelöffel fein geschnittener Rosmarin

1/2 Teelöffel Salz

3 Esslöffel Mehl

2 1/4 Tassen Gemüsebrühe

1 1/4 Tassen geschälte, gehackte und geröstete Haselnüsse

3 Esslöffel gehackte Petersilie.

Zutaten nach und nach in einem Topf aufkochen. Hitze zurücknehmen und 3 Minuten köcheln lassen. Anschließend den Gemüsemix in eine backfeste Form gießen. Leicht abkühlen lassen.

Bannock:

1 1/2 Tassen Mehl

1/3 Tasse Butter

2 1/2 Teelöffel Backpulver

1/4 Teelöffel Salz

3/4 Tasse gekochte und pürierte Süßkartoffeln (oder einfach normale)

1/3 Tasse Eiswasser

3 Esslöffel geschälte, geröstete und kleingehackte Haselnüsse.

Zubereitung:

Backofen auf 180 Grad C. vorheizen. Zutaten mischen. (Eiswasser nach und nach hinzufügen). Eine 20 Quadratzentimeter große Teigfläche formen und mit Haselnuss-Splitter besprenkeln. Über die Gemüsemischung legen und ca. 50 Minuten backen. Oder so lange, bis das Bannock oben goldgelb ist und unten nicht mehr klebrig.

Wem die deutsche Übersetzung zu holprig ist: Hier das Original-Rezept (Englisch)

Bildergalerie von der Herstellung


Trapperbrot aus dem Blog-Haus

Zeit für ein kanadisches Brot-Rezept: Holen Sie schon mal ein wenig Mehl, ein bisschen Wasser und ein Tütchen Backpulver aus dem Schrank. Zwei Prisen Salz werden ja auch auf die Schnelle irgendwo aufzutreiben sein. Und los geht’s. Wir backen Bannock. Bannock ist eine Art Fladenbrot, das frisch himmlisch schmeckt und sich nach ein paar Tagen immer noch besser als jedes Brötchen isst, das Sie beim Bäcker bekommen. So viel ist unbestritten. Gezankt wird ein bisschen über die Herkunft dieser Köstlichkeit. Dabei kämpfen Wikipedianer gegen Indianer. Ich behaupte, es steht eins zu null für die Ureinwohner.

Indianer gegen Wikipedianer: 1:0 für die Ureinwohner

Kanadische Ureinwohner. Foto: S.H.B.P.

Wenn ein kanadischer Ureinwohner im Internet lesen würde, dass Bannock ursprünglich von den schottischen Highlands kommen soll, dann würde er möglicherweise die Friedenspfeife in den Fluss werfen und auf dem Pferd davonreiten, um Krieg gegen Schottland zu führen. Oder auch gegen das Internet. Jede Indianerin, die ich kenne, jeder Indianer, wird Stein und Bein schwören, dass Bannock ein Urgebäck der Ureinwohner ist, was ich übrigens aufs Wort glaube. Ich habe schon so viele Cree-, Mohawk-, Blackfoot- und Ojibwe-Indianer exzellentes Bannock backen sehen, dass ich einfach nicht glauben mag, dass in Schottland ähnliche kulinarische Meisterleistungen möglich sind.

Eine Delikatesse nicht nur für Fallensteller

Vergessen Sie also ausnahmsweise mal das Internet und glauben Sie’s mir: Bannock ist das Brot der Indianer und damit der Trapper. Denn es gab Zeiten, da lebten die meisten Indianer noch vom Jagen und Fischen. Und während sie tagelang ihren „Traplines“ entlang gewandert sind, um erlegte Tiere aus den Fallen zu befreien, ernährten sie sich von Bannock.

Es ist schon eine Weile her, da war ich für >> DIE ZEIT  << in der Subarktis unterwegs, wo es weit und breit keinen Bäcker gab, nicht einmal einen Tante-Emma-Laden. Aber es gab Lydia, eine zahnlose ältere Cree-Indianerin, die während meines Aufenthalts an der James Bay für mein kulinarisches Wohlergehen verantwortlich war. So hatte es Häuptling Billy Diamond bestimmt. Lydia backte das beste Bannock, das ich je gegessen habe. Außen knusprig braun, innen gerade richtig. Fester als ein Brötchenteig, aber nicht so fest wie eine Scheibe Schwarzbrot. Gegessen wird Bannock entweder zu einem Stück Wurst oder Käse. Es schmeckt aber auch wunderbar mit Butter und Marmelade. Oder einfach so, plain and simple.

Aus der Bratpfanne oder „Bannock on the stick“

Bei uns im Blog-Haus gibt es Bannock, das in der Pfanne gebacken wird. Ich kenne Indianer, die das Brot an einem Holzstock backen und es wie eine Grillwurst so lange überm offenen Feuer bewegen, bis es knusprig-braun ist. Diese Variante setzt allerdings voraus, dass die Konsistenz des Teiges stimmt. Ist er zu wässrig, löst er sich vom Stock und landet im Feuer.

Mitten im Allgäu: Trapperbrot für Kneipenbesucher

Besucher aus Deutschland lieben unser Banock. Meinen größten Bannock-Auftritt hatte ich denn auch vor einigen Jahren in einer stadtbekannten Kneipe in Leutkirch im Allgäu. Lange nach Mitternacht gewährte mir Manni, der Chefkoch des Etablissements, den Zugang in sein Allerheiligstes und ließ mich in der Kneipenküche Bannock backen. So nachhaltig muss der kulinarische Genuss gewesen sein, dass der damalige Lokalchef der Schwäbischen Zeitung, mein Uralt-Kumpel Michael, den Bannock-Abend wunderbar in einer Glosse verbriet.

Hier also das Rezept – einfacher geht’s nicht:

Zutaten: 2 Tassen Mehl. 1 Tasse Wasser. 1 Tütchen Backpulver. 2 Prisen Salz. Das ganze flott in einer Schüssel verrühren, am besten mit dem Kochlöffel und nicht mit dem Handmixer. Wir machen hier kein Feingebäck sondern eher grobes Brot. Wichtig ist die Konsistenz. Der Teig sollte dicker als ein Pfannkuchenteig sein, aber flüssiger als Kuchenteig. Schließlich alles in eine Pfanne mit heißem Öl kippen, evtl. einen Löffel Butter dazu. Auf jeder Seite bei mittlerer Hitze ca. 8 Minuten backen. Fertig!

Übrigens: Soweit ich weiß, gibt es in den meisten Indianersprachen keine Übersetzung für „Guten Appetit“. Ureinwohner mögen diese Floskeln nicht. Wie Bannock eben. Plain and simple. Deshalb: Haut rein!