Armer, reicher Herr zu Guttenberg

Irgendwie kann es Karl-Theodor zu Guttenberg zurzeit keinem Recht machen. Erst wird er mit Schimpf und Schande aus Deutschland verjagt. Dann verschwindet er in den Wäldern von Connecticut, wo er sich mit einem Drei-Millionen-Dollar-Domizil bescheiden muss.

Dabei hat er doch zu Hause ein veritables Schloss. Nicht genug der Schmach: Als ihn seine politische Wiederbelebungstour neulich nach Halifax führte, konnte er sich nicht einmal mehr Gel und Brille leisten.

Armer, reicher Freiherr. Vorerst gescheitert.

Und heute also der Buchstart. 80-tausend Exemplare sollen bereits verkauft oder zumindest vorbestellt sein. Ich frage mich, wie diese Zahl zustande kommt. Das sind ja mehr Bücher als mein Blog Klicks hat! Dabei musste KT im Gegensatz zu HB nicht einmal selber schreiben. Er ist ja lediglich Herrn di Lorenzo Rede und Antwort gestanden. Das nenne ich große Literatur.

Ich gönne Herrn zu Guttenberg seinen Erfolg. Er wird ihn brauchen, wenn er demnächst wieder in die deutsche Politik zurückkehrt. Herr Seehuber zittert ja jetzt schon in seinen Haflingern. So ein Comeback-Kid wie Karl-Theodor zu Guttenberg hat ihm gerade noch gefehlt.

Aber ehe Herr Guttenberg sich auf die Politbühne wagt, lotet der Freiherr seinen Fanclub erst einmal in der Bütt aus. Anfang kommenden Jahres will er bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst in Aachen zum närrischen Volk sprechen. Die Rede, sagt er, habe er selber geschrieben. Ehrenwort.

Dieser Auftritt sei unerhört, sagen die Adligen-Jäger unter den deutschen Journalisten. Aber mal im Ernst: Was soll er denn sonst noch tun, um die Gnade der politischen Wiedergeburt erfahren zu dürfen? Etwa nach Kanada auswandern? Warum nicht, sagt Oliver Welke in der heute show. Wo der Freiherr doch schon mal hier war: „Kanada nicht bleiben?“

Ich finde: So viel Häme hat der Freiherr nicht verdient. Und Kanada erst recht nicht.