
© Centaur Theatre Montréal
Schon klar: Die samtbeschichteten Handschellen, die im Theaterfoyer zum Verkauf ausliegen, dienen der Verbrecherjagd. Mit den rosaroten Seilen werden Müllsäcke verschnürt. Und auch das dicke, schwarze Ding aus Plastik, „Black Mamba“ genannt, darf in keinem Haushalt fehlen. Schließlich wollen alle doch nur spielen.
Ich habe Fifty Shades of Grey nie gelesen. Aber seit gestern Abend weiss ich: Hier geht die Post ab. Das Montrealer Centaur-Theatre war verwegen genug, eine Parodie des schlüpfrigen Weltbestseller im Rahmen seiner Just for laughs-Wochen als Bühnenstück zu präsentieren. Und ich war dabei. Ein Mann allein unter Frauen. Fast.
Bitte beachten Sie die Notausgänge! Keine Videoaufnahmen während der Vorführung! „Aber“, und jetzt klingt die Stimme des Theateransagers richtig gut, „stellen Sie Ihr Handy doch einfach auf Vibrator“. Das wird bestimmt lustig.
Kurzer Panoramablick in den Saal: Dunkelroter Samtvorhang. Schummriges Licht aus der Konserve. Alles ein bisschen verplüscht hier. Aber irgendwie schön. Auch das Publikum.
Nur: Wo sind denn die Männer? Frauen soweit das Auge reicht. Der Frauenanteil liegt bestimmt bei 90 Prozent. Ursula von der Leyen würde juchzen vor Freude.
Zur Abendunterhaltung gehört offensichtlich, dass du hier als Mann in der Minderheit gnadenlos unterm Brennglas seziert wirst. „Wohin würden Sie denn diese Frau gerne entführen?“, will die Schauspielerin von meinen Sitznachbarn wissen. „Ins Bett“, antwortet der wie aus der Pistole geschossen. Der Saal grölt.
Mein Puls steigt. Bitte, liebe Schauspielerin, frag mich jetzt nicht, welcher Körperteil mir an dir am besten gefällt. Das sag ich dir nämlich nicht. Die Akteurin spürt die Angst in mir, schaut mir kurz in die Augen. Und bleibt stumm.
Fifty Shades of Grey – so also sieht’s aus in kanadischen Schlafzimmern! Oder zumindest in kanadischen Bücherregalen.