Es war nicht der allerbeste Tag, den wir uns für unsere heutige Wanderung ausgesucht hatten: Etwas zu heiß und auch zu viele Wolken für brillante Fotos. Man wird wählerisch, wenn man zu lange im Paradies lebt. Und doch hat auch diese Wanderung wieder sämtliche Sinne beflügelt.
Angefangen hatte die heutige Wanderung in dem als „Künstlerdorf“ bekannten Ort Deià. Es liegt an der mallorquinischen Nordwestküste zwischen Sóller und Valdemossa und war Vielen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein Begriff. Damals ließ sich der englische Poet Robert Graves hier nieder. Ein befreundeter Milliardär errichtete Mallorcas seinerzeit exklusivstes Sternehotel, „La Residencia“.
Auch für Kulturbanausen absolut sehenswert: Die fenstlerlose Kirche, die in ihrer Bescheidenheit besticht. Daneben der wunderschöne Friedhof von Deià. Nur so eine Idee: Wenn schon sterben müssen, dann bitte hier begraben werden! Mit Blick über Olivenhaine und Orangenplantagen. Und am Horizont Berge und Meer.
Von Deià aus ging es zunächst zur gleichnamigen Badebucht ans Meer. Der erste Eindruck: Ein felsiger Strand, wie es ihn an Dutzenden Orten der Insel nicht weniger spektakulär gibt. Die Tatsache, dass unweit davon Mallorcas derzeit teuerste Immobilie für 50 Millionen Euro zum Verkauf steht, ändert auch nichts an diesem sehr subjektiven Empfinden. Der Verkäufer der Finca heisst übrigens Michael Douglas. Ob es sein 2 Millionen Euro teurer Ferrari 599XX war, der auf dem Parkplatz stand, lässt sich nicht mehr nachverfolgen.
Die Wanderwege, die danach zu begehen sind, bieten alles an Straßenbelag, was einem gerade in den Kopf kommt: Pflaster, Teer, Schotter, Grasnarben, Kies, Sand. Und dann eben diese Bucht, die in Reiseführern gerne als die Schönste der Insel angepriesen wird.
Die Frage, die sich der Wanderer oft stellt: Wie komme ich zum Ausgangspunkt zurück, ohne ein und dieselbe Strecke zweimal gehen zu müssen? Auf fast wundersame Weise sind wir zufällig auf einem idyllischen Weg gelandet, der uns nach einigen Stunden Wanderzeit wieder ins malerische Künstlerdorf Deià zurück geführt hat.
Grandios die Kulisse, die das Tramuntanagebirge auch hier wieder bietet. Betörend all die Gerüche: Von Zitronen über Orangen- Aprikosen- und Feigenbäumen – hier wurde mal wieder nichts ausgelassen.
Und dann diese phantasische Vogelwelt! Wer noch nie Zeuge eines Amselkonzerts war, hat einen akustischen Hochgenuss versäumt.
„Ich glaube, ich war heute im Paradies„, sagt SIE später im Bus nach Palma, noch immer betört von dieser Sinnesorgie der vergangenen fünf Stunden.
Recht hat SIE. Was sonst?
Und hier noch eine Herzensangelegenheit, die ich endlich loswerden möchte:
Fast ein Dutzend Wanderungen haben wir jetzt hinter uns. Alle – ohne Ausnahme – waren sie so zauberhaft, so spektakulär, so beeindruckend, dass es einem die Sprache verschlägt bei so viel geballter Schönheit auf so kleinem Raum. Und dann diese hässlichen, unappetitlichen >> Pinkeltaschentücher << Überall. Hunderte. Tausende. Kein Wanderweg, auf dem sie nicht verstreut sind. Kein Pfad, der nicht von ihnen zugemüllt worden wäre. Unfassbar, wie Menschen gebrauchte Papiertaschentücher vor dieser grandiosen Kulisse einfach liegen lassen können. Mitten auf dem Pfad. Zwischen Meer und Bergen. Unter Orangen- und Zitronenbäumen. Vor Rosen und Lilien. Bitte, bitte, liebe MitwanderINNEN: Wenn es schon nicht ohne diese Pinkeltücher geht, dann entsorgt sie wenigstens nach Gebrauch. Danke! 🌴
Danke für die tollen Fotos; besser kann man die schöne Insel nicht ablichten. Danke auch für den Hinweis auf die Pinkeltücher. Ich frage mich auch oft, was das für Menschen sind, die ihren Müll liegen lassen. Sicher sind es die Menschen, die sich am meisten über alles aufregen.
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