JAKOBSWEG, Tag 34 – 19 Kilometer von Samos nach Sarria
FÜR JOHN
Wir widmen jeden Tag unserer Pilgerreise einem Menschen, der uns viel bedeutet hat, aber nicht mehr unter uns weilt
Die gute Nachricht: Es hat heute nicht geschneit. Die nicht so gute: Es hat geregnet. Die noch weniger gute: Es hat nur einmal geregnet, nämlich den ganzen Tag. Und jetzt die schlechte Nachricht: Morgen soll das Wetter noch gruseliger werden als heute. Und jetzt?
Der heutige Marsch auf dem Camino wurde zu einer stundenlangen Schlammschlacht. In einem Dorf ohne Namen war der Pilgerpfad wegen eines Erdrutsches zeitweise geschlossen. Ein Wohnhaus war teilweise abgebrochen. Rettungstrupps waren im Einsatz. Fotos davon gibt’s leider nicht. Wir hatten mit unserem eigenen Weiterkommen zu kämpfen.
Aber wir haben die Schlacht gewonnen! Jetzt sind wir zwar nass bis auf die Haut, aber heil, hungrig und zufrieden in einer hübschen **Herberge in Sarria angekommen.
Nach den extrem anstrengenden letzten beiden Tagen wollten wir heute eigentlich eine entspannte 10-Kilometer-Strecke von Samos nach Sarria zurücklegen. Doch Google spinnt!
Es wurden erstens 19 Kilometer daraus und zweitens ist es alles in allem ziemlich unentspannend, seinen 70 Jahre alten Luxuskörper stundenlang im strömenden Regen durch den Schlamm zu schleppen.
Und weil das Wetter morgen erst richtig gruselig wird – strömender Regen und dazuhin noch richtig kalt -, sind wir im Moment etwas ratlos. Einen Tag Pause in Sarria einlegen, das mit 13tausend Einwohnern zu den größeren Orten am Camino gehört? Oder von hier aus zum ersten Mal eine Tagesstrecke mit dem Bus zurücklegen?
Zu Fuß werden wir die Etappe nach Portomarin wohl nicht schaffen können. Das Wenige, das wir dabei haben, ist völlig durchnässt. Und jetzt gehen uns auch noch die trockenen Klamotten aus.
Außerdem ist die Rutschgefahr auf den verschlammten Pfaden nicht zu unterschätzen. Ein Sturz und der Camino könnte für uns – Achtung, Wortwitz! – gelaufen sein.
Dabei hatte der Tag heute früh in Samos trotz des Dauerregens ausgesprochen freundlich angefangen. Im Gespräch mit dem Kneipier in der Frühstücksbar konnte ich endlich eine Friseurin ausmachen, die mir den Pilgerbart stutzt – nicht zum ersten Mal, wie sich treue BlogleserInnen erinnern.
Damals war es eine wunderbare Frau namens Olga, die mir in einem Dorf ohne Namen den Bart schnitt und als Bezahlung um zwei angezündete Kerzen für die Mama bat, wenn wir dann in Santiago ankommen.
Die heutige Bartpflegerin hieß Loretta und stammt aus Paraguay. Nach Galicien war sie gekommen, weil ihre Schwester vor 13 Jahren in Spanien unterwegs war und mit dem Auto verunglückte. Loretta flog von Südamerika nach Europa, um ihrer Schwester zu Hilfe zu kommen. Dabei lernte sie in Samos ihren jetzigen Mann kennen – und blieb.
Was kann romantischer sein, als sich den Pilgerbart von einer Friseurin trimmen zu lassen, die sich der Liebe wegen am anderen Ende niedergelassen hat?
So – und wir jetzt? Vielleicht könnte Sankt Jakobus ja bei seinem Bruder Petrus ein Wort für uns einlegen, damit wir morgen doch wandern können und nicht fahren müssen.
In diesem Sinne senden wir hoffnungsfrohe Grüße in die weite Welt hinaus und sagen:
Buen Camino aus Sarria!
34 T – tolle Leistung – Chapeau ! Holt euch aber nicht die Schwindsucht ! Gespannt wie die Würfel fallen ! Ihr seid ja nicht unter Zeitdruck !? Was hat denn Petrus geplant für die nächsten 5 Tage ? Selbst wenn ihr den Bus nehmt für eine Tagesstrecke ( 20-30 k ) :
Ihr befindet euch in einer wasserreichen Regionen ! Zwischen dem Rio Sarria , Encoro de Portodemouros u. Portomarin am Encoro Dos Peares ! Enten gedeihen dort vorzüglich, wie Dein Bild ja zeigt ! Beide Orte haben auch angeblich 27.000 Einwohner . Auf zu Decathelon ! Bekleidung nachrüsten ? Ausgemusterte Dinge ‚„Poste restante“ nach Santiago de Compostela voraus schicken ! ( 1 Grund mehr dort aufzuschlagen ) Loretta die ‚Bartöse‘ wird Euch bestimmt in die richtige Richtung weisen – in ihrer neuen Heimat !?
Egal wie Ihr nach Portomarien kommt – spätestens dort ,wünsch’ ich Euch ausreichenden Sonnenschein und frische Energien für den Endspurt !🍀 Rolfo…🏝
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Da bin ich auch der Meinung, den Bus zu nehmen. Was ist schon ein Stempel im Vergleich zu einem gebrochenen Bein. Muss nicht wirklich sein. „Be smart“. Eines ist aber schon komisch: Hier in Oberschwaben fast schon hochsommerlich warm und in Spanien solch ein Gesudel. Als ob sich unser Planet gedreht hätte. Wie immer tolle Fotos. Man friert schon beim Anschauen!
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Dankeschön!
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Ich bin wirklich sehr beeindruckt von eurer Leistung 👍 und wünsche euch besseres Wetter!
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Zu Zeiten des Camino lange vor unserer motorisierten Zeit waren Transporte durch Esel oder Pferde in definierten Mengen erlaubt und toleriert. Lediglich in dem anders als auf Schusters Rappen erreichte Ort durfte man keinen Stempel holen, verantwortet nur von der eigenen Ehrlichkeit.
Da Ihr nicht aus Bußgedanken oder mit kirchlicher (ohnehin nicht Glaubens-) Erwartung wandert, seid Ihr frei: ein fehlender Stempel kann auch heißen: weißt du noch? Damals der Matsch: da waren wir vernünftig, nicht faul, sondern haben aus definierten Gründen die heutigen Pferdestärken gewählt. Der fehlende Stempel erinnert uns daran, daß wir dem Gott in uns und nicht dem der Kirche gehorchen. Und der Gott in Euch hat Euch willentlich mit Verstand geschaffen. Ihr dürft ihm gehorchen,
Eurem Glauben und Eurem Verstand!
Buen Camino.
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Oh je. So schade. Aber ganz ehrlich: Was ist dabei, den Bus zu nehmen? Ihr seid schon so weit gekommen und könnt wirklich stolz auf Euch sein. Da bricht kein Zacken aus der Krone. Die Natur lässt sich nicht beherrschen. Schickt ein paar Regentropfen zu uns. Hier ist es pfurztrocken.
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