Wer sich ein Leben in der kanadischen Diaspora ausgesucht hat, weit weg von Heim und Herd im Oberschwäbischen, muss kulinarisch schon mal Kompromisse machen.
Vor allem gute Backwaren waren zu Beginn meiner Kanada-Zeit schwer zu finden. Heute ist das alles kein Problem mehr. Die Bäckerei um die Ecke bietet so gut wie alles an, was auch deutsche Qualitätsbackstuben im Regal haben. Und was fehlt, wird eben selbst gebacken.
Von selbstgemachten Laugenbrezeln, knusprigem Bauernbrot und dem vor allem bei Trappern und Indianern beliebten Bannock war in diesem Blog schon öfter die Rede. (Links und Fotos dazu gibt’s am Ende dieses Blogposts).
Neu im Angebot der Bopp’schen Backstube sind Seelen aus dem Allgäu.
Obwohl wir aus der Ecke kommen, wo dieses leckere Gebäck seine Heimat hat, wäre es uns bisher nie in den Sinn gekommen, Allgäuer Seelen in Heimarbeit herzustellen.
Vielleicht deshalb, weil es in der Markthalle nebenan ein umfangreiches Brotangebot gibt, das auch Mohn- und Kümmelbaguettes enthält. Die kommen dem Allgäu-Gebäck ziemlich nahe.
Der Leidensdruck, „richtige“ Seelen zu backen, hielt sich also in Grenzen.
Doch dann kam „Str-Omi“ ins Spiel. „Str-Omi“ ist eine wunderbare Frau aus der Stuttgarter Gegend, die unter diesem Nicknamen häufig im Mallorca-Forum postet, in dem auch ich mich bewege. Und weil Str-Omi aus einer persönlichen Begegnung in Palma weiss, dass kulinarische Genüsse in unserem Leben hohe Priorität haben, schickte sie uns kürzlich ein Rezept für Allgäuer Seelen.
Es sei super einfach, schrieb sie. Und dazuhin unglaublich schmackhaft. Beides stimmt. Allgäuer Seelen haben inzwischen einen Stammplatz im Regionalteil unserer Küche. Sie schmecken mit oder ohne Belag, mit oder ohne Wein und Bier. Kalt oder warm. Sie schmecken einfach.
Danke für den Tipp, liebe Str-Omi.
- Das Rezept für die Seelen gibt’s >> HIER <<
- Zum wahrscheinlich besten Brotrezept der Welt geht’s >> HIER <<
- Alles über Laugenbrezeln finden Sie >> HIER <<
- Bannock, das Brot der Trapper und Indianer, gibt’s >> HIER <<
Hallo Mona, vielen Dank fuer den Kommentar.
Die externen Links habe ich entfernt, wie es bei mir ueblich ist.
Zum Brot: Hier in Montreal haben wir ueberhaupt kein Problem, alle moeglichen Sorten zu bekommen. Besucher aus Europa bestaetigen uns immer wieder, dass die Brotauswahl hier groesser und die Qualitaet oft besser ist als das, was sie in Deutschland, der Schweiz, Oesterreich oder auch Frankreich bekommen. Eine typisch deutsche Baeckerei, wie ich das aus Westkanada kenne, gibt es hier allerdings nicht. Deshalb backen wir Allgaeuer Seelen und Laugenbrezeln selber. Das Krustenbrot und Bannock backen wir hin und wieder im Blockhaus, wo es weit und breit keinen Laden gibt. Ich habe insgesamt 5 Jahre im Westen Kanadas gelebt und denke mit Schaudern daran, welche Probleme ich damals hatte, gutes Brot zu finden. Dagegen leben wir, hier im franzoesischen Teil des Landes, wie im Paradies.
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Gerade wieder mal zurück nach einem Aufenthalt in B.C. und Alberta im September und Oktober, hauptsächlich auf Vancouver Island, aber auch in den Coast Mountains, Okanagan und anderswo….
Brot bzw. Backwaren, sind für mich immer wieder ein großes Thema und ich lese hier interessiert mit, natürlich auch die anderen Kanada-Beiträge.
Das erste Foto oben mit den selbstgebackenen Seelen ist schon beim Anschauen eine gefühlte Backwaren-Geschmacksexplosion. Vor allem die Kruste!
Richtig leckeres – vor allem knuspriges und geschmackvolles – Brot in Kanada zu finden, war und ist für mich seit zig Jahren eine Herausforderung. Optisch ähneln die deutsch-kanadischen Backwaren meistens den original deutschen Broten (es duftet auch gut in den Bäckereien). Wie oft bin ich freudig erwartend in eine German Bakery (oft auf Empfehlung der Kanadier oder zugereisten Deutschen, die schon (zu lange) in der Gegend leben, mit dem Hinweis: „Dort gibt es deutsches Brot!“) und nach dem ersten Biss, war ich fast immer enttäuscht. Ich hatte einfach etwas anderes erwartet. Vielleicht liegt es an der schwäbischen Region, wo ich bisher immer eine gute Bäckerei mit dem perfekten Brot, Brötchen sowie Brezeln gefunden habe und meinem persönlichen Backwarengeschmack: außen (Kruste) sollte das Backwerk unbedingt sehr kross sein und innen soll der gebackene Teig saftig, geschmackvoll schmecken.
Es wird selbst in meiner schwäbischen Gegend immer schwieriger, einen richtig guten Brezelbäcker und Brotbäcker zu finden. Spontan fallen mir drei schwäbische Bäckereien ein.
Vor einigen Jahren waren es noch viel mehr.
Die Brezeln sollten besonders knusprig sein (fast zerbröseln beim Berühren) und innen locker. Wichtig ist, dass die Ärmle (typisch schwäbische Brezeln) unbedingt extrem dünn und knusprig sind (nicht wie bei den bayrischen Brezeln besonders dick und oft sehr weich oder hart). Ich träume weiter, vor allem in Kanada, vom perfekten, eigentlich ganz einfachen geschmackvollen Backwerk. Es ist Geschmackssache!
Fündig mit wirklich köstlichem Brot wurde ich und freudig überrascht auf Salt Spring Island, Ganges, (man kommt recht schnell mit der Fähre von Crofton / Vancouver Island nach Salt Spring Island rüber) bei Barb’s Bakery & Bistro. Das leckere knusprige Brot konnte man ohne Brotbelag genießen. Unvergesslich.
Auch in Granville Island / Vancouver in der Markthalle fand ich mal das perfekte Brot. Sowas vergisst man nie! Das ist wie ein Fünfer mit Zusatzzahl!
Es war glaube ich Terra Breads. Wunderbar knuspriges (sooo wichtig) geschmackvolles Brot.
In North Vancouver am Burrard Inlet backten meine First Nations Freunde indianische Brot
für uns zum BBQ mit Salmon auf dem speziell gebauten Grill, als wir dort wieder mal eingeladen waren. Es schmeckt etwas anders und es ist recht schwer (ölig?).
Seit vielen Jahren ist meine / unsere typische Handbewegung beim Brot suchen in Kanada und anderswo, das Abtasten und Begutachten der Kruste (natürlich nur außen an der Verpackung). Es gibt auch Brotsorten, die ohne knusprige Brotkruste schmecken. Es ist nur schwierig, sie zu finden.
Kürzlich verbrachte ich ein Wochenende mit einer iranischen Freundin aus Tehran in Victoria B.C. und auch sie vermisst ihre vielseitigen köstlichen Brotsorten und wurde bisher noch nicht fündig. Sie sucht weiter, weil sie es am meisten vermisst. Das kann ich so gut nachvollziehen.
Dieses Jahr konnten wir in Tel Aviv- Jaffa köstliche Brotsorten genießen und auch Sesam-Kringel uvm., z.B. bei “Abulafia bakery, Jaffa, Tel Aviv, Israel”.Besser gehts nicht. Daheim im Schwäbischen kaufte ich mir bei mehreren (ähnlichen) Bäckereien Sesamkringel und jetzt
vermisse ich das Jaffa-Brot und die Sesamkringel immer noch.
Die meisten der Bäckereiverkäufer trugen rote Shirts mit weißer Aufschrift:
„The Arabs and Jews refuses to be enemy!“
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