6. TAG – 25 Kilometer von Monesterio nach Fuente de Cantos
„Genug Sonne für heute“, sagte die Sonne nach einer Stunde und schob einen dicken Wolkenvorhang vor sich hin. „Willste Wind?“, fragte der Wind und schickte, ohne unsere Antwort abzuwarten, einen Sturm. „Ich bin der Regen!“, schrie der Regen schließlich in den Wind. Zu diesem Zeitpunkt wollten wir eigentlich nur noch unsere Ruhe.
Die Via de la Plata zehrte auch heute wieder an unseren Kräften. Und ein bisschen auch an unseren Nerven.
Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: So richtig warm werden wir mit diesem Camino einfach nicht.
Regen und Wind, gut und schön. Aber gibt’s hier vielleicht irgendwo eine Kneipe, in der man sich zwischendurch aufwärmen könnte? Oder einen anderen Pilger, mit dem man sich austauschen könnte?
Gibt es nicht. Und genau das ist unser Problem. Die Via de la Plata ist, zumindest um diese Jahreszeit, streckenweise kalt und unwirtlich. Und offensichtlich machen nur wenige Pilger von ihr Gebrauch.
Heute sind uns auf der mehr als 25 Kilometer langen Strecke genau zwei von ihnen begegnet. Dafür Hunderte von Schweinen, Schafen und Rindern. Und Hunderttausende Prozessionsraupen, die als braunschwarze Horden immer wieder unseren Weg kreuzten und sich irgendwann zu ekligen Knäueln zusammen taten.
Das Dorf Fuente de Cantos, Ziel unserer heutigen Etappe, spielte den ganzenTag Katz und Maus mit uns. Mal präsentierten sich die weißen – und bei Sonnenschein sicher sehr hübschen – Dorfhäuser als zum Greifen nahe. Dann verschwanden sie wieder am Horizont und schienen für eine Tagesstrecke fast unerreichbar.
Das Auge sieht, was es sehen möchte. Manchmal wünscht es sich Dinge näher heran als es die Gesetze der Physik erlauben.
Aber wir sind angekommen! Und haben sogar eine Bar gefunden, die noch ein paar abgekühlte Tapasreste vom Mittagstisch für uns zurückgehalten hatte .
Neben den langen Etappen sind es vor allem die spanischen Essenszeiten, die uns hier zu schaffen machen. Anders als auf dem Camino Francés, wo eigentlich immer irgendwo irgendwas serviert wurde, gibt es entlang der Via de la Plata scheinbar nur zwei Essenszeiten: Zu früh für den Pilgerhunger oder zu spät.
Das mag ab April/Mai anders sein. Im Moment stellen die Öffnungszeiten der Restaurants für uns ein echtes Problem dar. So gibt es aktuell, also um 18 Uhr, im ganzen Dorf kein Restaurant, das Essen serviert. Dabei sind wir nach 25 Kilometern ausgehungert und müde.
Um 20 Uhr macht das erste Restaurant auf. Wie schön! Könnte allerdings sein, dass wir bis dahin vor Müdigkeit eingeschlafen sind.
In diesem Sinne schicken wir hungrige und auch heute wieder etwas erschöpfte Grüße aus Fuente de Cantos – und BUEN CAMINO!
Thanks Jenn. No regrets whatsoever 👍
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Gee…definitely not any easy trek in more ways than one. Granted, the via isn’t meant to be a „walk in the park“ but….
Wishing you some well deserved creature comforts (soon)💕
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Das hört sich ja alles noch etwas beschwerlich an. Aber so langsam habt ihr euch ja warm gewandert. Ab jetzt kann es nur besser werden 😀
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Ich habe richtig Mitleid mit Euch. Aber was mir gut gefällt, dass Ihr Euer Lachen noch nicht verlernt habt. Natürlich bin ich auch immer begeistert von den schönen Fotos. Ich wünsche Euch einen besseren BUEN CAMINO
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Hallo ihr Pilger,
haltet durch, es wird sich lohnen?
Danke das ich an euren Wegen teilhaben darf. Jeden Abend bin ich gespannt wie es euch ergangen ist.
Ultreia
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Ihr habt‘s wirklich nicht leicht! Ich wünsche Euch eine baldige Besserung: Weg, Wetter oder einfach Wärme (in Seele, in Magen und der Natur/Luft)! Buen Camino!
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