Dass mein Lieblings-Restaurant in Montréal ein Thailänder ist, liegt nicht nur an der exzellenten Küche. Es liegt vor allem auch am Besitzer. Mit seinem freundlichen Wesen lässt Somboun Norindr die thailändische Sonne selbst an trüben Spätherbsttagen auf seine Gäste scheinen. Zusammen mit seiner Frau Samai betreibt er das „Phayathai“.
Nein, ich werde nicht für Restaurant-Empfehlungen bezahlt. Auch nicht mit Naturalien. Ich schreibe das vorsichtshalber, weil der folgende Beitrag wie eine Lobeshymne klingt. Und genau das soll er auch sein:
Umzug von einem Stadtende ans andere? Kein Problem. Wir kommen einfach mit.

Besitzer: Somboun
Mit 5000 Restaurants auf 3.5 Millionen Einwohner gehört Montréal zu den Städten mit der höchsten Restaurant-Dichte weltweit. Sagt Wikipedia. In diesem hart umkämpften Markt kann sich ein Mann namens Somboun Norindr nun schon seit mehr als 20 Jahren mit seinem kleinen, aber feinen Restaurant behaupten. Kennen gelernt haben wir Sam, als er das „Phayathai“ noch downtwon betrieb. Als er vor einigen Jahren in die Avenue Laurier umgezogen ist, sind wir einfach mitgegangen.
Essen und Dekor: Gut bürgerlich
Von der Zitronengras-Suppe bis zum Mango-Reis-Dessert. Von der gerösteten Ente in rotem Curry bis zum Huhn mit Auberginen – kein Gericht, das Somboun und Samai nicht auf, pardon: in der Pfanne hätten. Boonyuen heißt die Kellnerin. Ein gut eingespieltes Team. Das Dekor: asiatisch gut bürgerlich. Die Küche auch. Und darin liegt wohl das Geheimnis des „Phayathai“. Nichts Abgehobenes. Einfach gute, frische asiatische Hausmannskost. Immer mit frischen Kräutern. Und immer mit einem Lächeln auf den Lippen serviert.

Kellnerin: Boonyuen
Als Sechzehnjähriger war Somboun mit seinen Eltern nach Kanada gekommen. „Ich wusste nicht so richtig, was ich hier soll“, sagt Sam. „Dann entschied ich mich, Grafiker zu werden“. Doch das war es nicht. Weil Mutter immer schon gut und gerne kochte, stand Somboun schon früh mit ihr am Herd und kuckte ihr über die Schultern. Irgendwann dann die Erkenntnis: Ich will Koch werden.
„Nach Art des Hauses, nur für Dich“
Seine Schwester hatte ihre Ausbildung als Köchin im legendären „Blue Elephant“ in Bangkok gemacht. Sie war es auch, die den Bruder schließlich in der neuen Heimat Montréal in die Geheimnisse der guten thailändischen Küche einweihte. Sieben Tage in der Woche steht Somboun seither in seinem Laden, kennt viele Gäste beim Namen und hat einen Riesenspaß, wenn er dich mit einer Nachspeise „nach Art des Hauses, nur für Dich“ überraschen kann.
Thailändisches Neujahr: Fünfzehn Gänge zwischen 19 Uhr und Mitternacht

Thailändisch, gut bürgerlich: Phayathai
Wenn Thailänder zum Thailänder, oder Chinesen zum Chinesen gehen, ist das für mich immer ein Gradmesser dafür, ob ein ethnisches Restaurant authentisch ist oder nur so tut. Bei Sam sind gut die Hälfte der Gäste Thailänder. Einmal im Jahr sind es noch viel mehr: am thailändischen Neujahrsfest. Letztes Jahr durften wir mitfeiern. Mit 15 Gängen zwischen 19 Uhr und Mitternacht. Da wurde das „Phayathai“ seinen Namen mal wieder gerecht: „Master of Thailand“.