Auf unserem Klavier stehen drei wunderschöne Nikoläuse, jede Menge Schoko-Kugeln, dazu reichlich Christbaumschmuck und diverse Weihnachtskärtchen. Aber so richtige Weihnachtsstimmung will zwei Wochen nach Heiligabend nicht mehr aufkommen. Schade: Päckchen und Karten sind erst gestern hier eingetrudelt. Die kanadische Post ließ sich mal wieder viel Zeit.
Dabei können wir noch von Glück reden. Meine Flugbekanntschaft aus Rottweil hatte versucht, uns edle Weine zu schicken. Doch die Flaschen haben den deutschen Sprachraum gleich gar nicht verlassen. „Zurück an den Absender“, hieß das Kommando der deutschen Zollbehörden. Könnte ja sein, dass die Fläschchen TNT, flüssiges Kokain oder Morphium-Sprudel enthalten. Danke, Al-Qaida!
Aber wenigstens haben meine Rottweiler Freunde die Flaschen wieder unversehrt zurück erhalten. Ein lieber Mensch vom Bodensee hatte da weniger Glück. Das Päckchen, das mit feinen Weinen auf die Reise nach Kanada geschickt worden war, kam ohne Inhalt bei uns an. Der Zoll hatte die Flaschen konfisziert. Das leere Päckchen lag ziemlich zerrupft in unserem Postfach. Der Absender hat nie mehr etwas von seinem Wein gesehen. Wir auch nicht.
Den Hundertjährigen Kalender gibt’s billiger
Dass ich mein SPIEGEL-Abo vor kurzem storniert habe, geht auch auf das Konto der Post. Meistens dauerte es zwei, manchmal auch drei oder vier Wochen, bis das „aktuelle“ Heft im Briefkasten lag. Dafür bezahlte ich für das Luftpost-Abo knapp 500 Dollar im Jahr. Den Hundertjährigen Kalender gibt’s billiger. Also hole ich den SPIEGEL seither beim deutschen Metzger. Zwar noch teurer als das Abo, aber immerhin fast druckfrisch.
Das skurrilste Erlebnis, das mich mit Päckchen aus Kanada verbindet, liegt schon einige Jahre zurück. Ein Freund aus Waiblingen hatte mir diverse Schnupftabaksorten in hübschen Dosen geschickt. Dazu muss man wissen, dass ich in meinem früheren Leben stolzer oberschwäbischer Vizemeister im Wettschnupfen war. Das ging so: Innerhalb einer Minute mussten die Kandidaten möglichst viel Schnupftabak in die Nase befördern und dabei ein sauberes Gesicht bewahren. Und weil es in Winnipeg den Schnupftabak meines Herzens nicht gab, erbarmte sich der Kumpel in Deutschland und schickte mir etwas Auserlesenes fürs Näschen.
Eigentlich eine hübsche Idee. Nur: Die kanadischen Zollbeamten rochen Schlimmes. Die diversen Pülverchen sahen ja auch verdammt verdächtig aus. Also: Vorladung ins Zollamt. Unter den kritischen Augen der Zöllner musste ich eine Prise nach der anderen probieren. Und weil man dem „german sniffer“ trotz heftigen Niesens keinen Drogenrausch nachweisen konnte, war das Schmalzler-Schnupfpaket meins.