Palma: Weihnachten im Januar

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Richtig weihnachtlich geht es in diesen Tagen in Palma de Mallorca zu. Schwer vorzustellen bei frühlingshaften Temperaturen von bis zu 22 Grad. Massenandrang herschte heute in den Läden, die mit Sonderangeboten lockten, von denen wir Kanadier aus Teuerland nur träumen können.

Der Grund für den Weihnachtsrun im Januar: Die Mallorquiner beschenken sich nicht an Heiligabend, sondern erst am Fest der Heiligen Drei Könige.

„Melchor, Gaspar y Baltasar“ treffen bereits heute, einen Tag vor dem eigentlichen Fest, vom Meer her per Schiff an der alten Hafenmole ein. Von dort aus pilgern die Drei dann durch die Altstadt, Kinder und Erwachsene im Schlepptau.

In manchen mallorquinischen Dörfern stellen Kinder, die entlang der Umzugsstrecke wohnen, ihre Stiefel auf den Fenstersims – in der Hoffnung, sie später mit allerlei Geschenken gefüllt vorzufinden. Doch anders als beim Nikolausfest beschenken auf Mallorca die Drei Könige die Kinder.

Wer die Chancen erhöhen will, ordentlich beschenkt zu werden, stellt neben die Stiefel noch ein paar Kleinigkeiten für die durstigen Kamele und die von der langen Wanderung erschöpften Könige. Traditionsgemäß gibt’s Wasser und Saubohnen für die Tiere und einen Teller mit Süßigkeiten für die Weisen aus dem Morgenland.

Wir strahlen mit Palma um die Wette

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Wir sind da! Und sind wie immer begeistert. Minus 27 Grad hatte es bei der Abreise in Montréal. Plus 22 Grad zeigte das Thermometer 15 Stunden später bei der Landung in Palma an.

Die Stadt erstrahlt im Lichterglanz. Man scheint sich auf Mallorca nur ungern von Weihnachten zu trennen. Der Blick von unserer Ferienwohnung auf die Plaza de la Reina ist atemberaubend.

In diesem Moment stehen Hunderte von Kindern Schlange. Sie warten auf die Bimmelbahn, die sie dann einmal durch die Altstadt fährt. Ein schöner Auftakt.

Die nächsten vier Monate werden uns hoffentlich noch viele Eindrücke dieser Art bescheren. Und manche davon teile ich gerne mit Ihnen im Blog.

Weihnachten im Wartezimmer

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Da sitzt du nun mit deiner Bronchitis und wartest und wartest. Und wartest. Es könnte saugemütlich sein, denn draußen tobt ein Schneesturm und überhaupt: Es ist Weihnachten. Doch der Gesundheits-Gott schert sich einen Teufel um deine sentimentalen Befindlichkeiten und lässt dich im Fieber schmoren. Zur Strafe – wofür eigentlich? – hängt er dir noch einen Schnupfen an den entzündeten Hals. Kopfweh gibt’s gratis dazu und auch Husten gehört zum All-inclusive-Package.

Wer den Puls einer Großstadt fühlen möchte, sollte sich an Weihnachten in das Wartezimmer einer Walk-in-Clinic setzen. Das sind jene Arztpraxen, die Patienten aufnehmen, die noch nicht ganz mit dem Kopf unterm Arm daherkommen, sondern lediglich ein Rezept benötigen oder auch nur einen guten Rat. Und manchmal, gerade an Weihnachten, sind bestimmt Menschen darunter, die unter der Ich-will-nicht-allein-sein-Krankheit leiden.

Warten bis der Arzt kommt

Die Métro Médic Clinique in Downtown Montreal ist eine dieser Einrichtungen. Behandelt wird hier Jeder. Er muss nur seine staatliche Medicare-Card mitbringen, vor allem aber Zeit. Viel Zeit. Aber fünf, sechs Stunden sind ein Klacks gegen die Wartezeiten in den Montrealer Krankenhäusern. Da kann es um diese Jahreszeit auch mal 20 Stunden dauern, bis der Arzt dich sieht. Falls er dich sieht.

Nicht so in der Métro Médic Clinique. Da warten freundliche Sprechstundenhilfen auf Kranke, darunter auch solche, denen mit dem Wohlbefinden auch die guten Manieren abhanden gekommen sind. „Drei Stunden Wartezeit?“, rotzt einer im Nadelgestreiften die junge Frau im weißen Kittel an, „sind wir hier etwa in der Dritten Welt?“

In Momenten wie diesen wünscht man sich, dass jede Krankenschwester, jede Sprechstundenhilfe, jede Laborhelferin, nicht einen Cent weniger verdient als der Chefarzt persönlich.

Dass für 50 wartende Patienten zwei Sprechstundenhilfen da sind, aber nur eine Ärztin, will mir zwar auch nicht so richtig in den Kopf. Aber logisches Denken ist beim kanadischen Gesundheitssystem ohnehin aus der Mode gekommen, seitdem Politiker mit brachialer Gewalt den Rotstift angesetzt haben.

Der Tanzbär kommt in die Warteschleife

Drei Jungs mit wenig Manieren aber viel Bling, spielen den beiden Sprechstundenhilfen eine herzzerreißende Szene vor. Rührend führen sie den Kranken aus dem Trio vor wie einen lahmen Tanzbären, nur dass dem Armen so gar nicht zum Tanzen zumute ist. Es scheint ihm wirklich schlecht zu gehen. Aber auch er kommt in die Warteschleife.

Vor dem Patientengericht ist jeder gleich

Dass vor dem höchsten Patientengericht jeder gleich ist, weiss inzwischen auch der Mann im Nadelstreifenanzug. Er hat sich etwas von der Masse abgesetzt und wartet draußen im Flur. Nur einmal steckt er seinen Kopf durch die Tür und moniert in einem gepflegten Hochfranzösisch, das so gar nicht in das „Joual“ der Quebecer passen will, dass die Toilette verstopft sei. Auch das ist nicht weiter schlimm, denn in jeder Quebecer Gemeinschaft gibt es mindestens einen Handyman, der alles blickt, alles kann, alles macht. Ohne einen Moment zu zögern steht ein kerniger Bursche auf und übernimmt den Scheißjob. Frohe Weihnachten.

Klein, mollig und einfach nur fröhlich

Irgendwann ist Schluss mit Warten. Meine Göttin in Weiß ist klein, asiatisch, mollig und so fröhlich, als gäbe es weder 50 Kranke, die schon seit Stunden auf sie warten, noch einen Nadelgestreiften, der jetzt immer ungeduldiger auf die Uhr blickt. Und auch die drei Jungs mit Baggypants und Baseballcaps rückwärts bringen die junge Ärztin nicht aus dem Konzept. Mit ihrer Fröhlichkeit zaubert sie doch glatt dem lahmen Tanzbär noch ein Lächeln ins Gesicht.

Frohe Weihnachten – und danke!

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Rechtzeitig zu Weihnachten hat uns Petrus noch einmal das volle Programm gegeben. In den Bergdörfern der Laurentians, zwei Autostunden nördlich von hier, sind noch immer Zigtausende ohne Strom. Ein Schneesturm hatte vor drei Tagen die Versorgung zum Erliegen gebracht.

Wir, die wir Weihnachten zum ersten Mal seit 25 Jahren nicht auf dem Land, sondern in der Großstadt feiern, haben Glück gehabt. Neuschnee und blauer Himmel, das Ganze bei Temperaturen, die sich aushalten lassen. Minus 12 Grad zeigt das Thermometer im Moment. Es könnte schlimmer sein.

Ihnen, den Leserinnen und Lesern meines Blogs, wünsche ich frohe Feiertage. Danke, dass Sie vorbeigekommen sind. Sie sind der Grund, dass mir mein kleines digitales Tagebuch auch nach 292 Posts noch immer Spaß macht.

Merry Christmas – Frohe Weihnachten – Joyeuses fêtes

Bunter die Lämpchen nie blinken

Weihnachten in der Stadt ist so ganz anders als Weihnachten auf dem Land. Nüchterner, kommerz-orientierter, auch kälter. Und auch ein bisschen uncharmanter als auf den kanadischen Dörfern, wo Menschen leben, denen keine Mühe zu viel, kein Preis zu hoch ist, um ihr Heim festlich zu schmücken. Vor knapp einem halben Jahr sind wir vom Land in die Dreieinhalb-Millionenstadt Montreal gezogen. Eigentlich sollte es auch dieses Jahr wieder eine Bildergalerie mit Aufnahmen von weihnachtlich geschmückten Häusern geben. Aber in Montreal hat mich das Fotografenglück verlassen. Es ließen sich einfach nicht genügend neue Blogbilder auftreiben. Deshalb gibt’s heute mal eine Wiederholung vom 25. Dezember 2011. Viel Spass!

BLOGHAUSGESCHICHTEN

Kitschig, grässlich, geschmacklos? Man muss die Weihnachtsbeleuchtung der Kanadier nicht lieben. Aber es führt kein Weg an ihr vorbei. Mindestens jedes zweite Haus in unserer Nachbarschaft ist auf Lightshow getrimmt. Die Fotos der Bildergalerie sind fast alle in unserer unmittelbaren Umgebung entstanden.

Ein Haus in unserer Nachbarschaft schlägt alle Rekorde: 25 000 Leuchtbirnen bewegen sich als Girlanden, Kreise und Tannenzapfen im Rhythmus zur Musik. Wer mag, kann vor dem Haus anhalten und die volle Pracht in Ruhe bewundern. Die Musik dazu kommt aus dem Autoradio. Der Häuslesbesitzer hat eigens für diesen Zweck eine Rundfunkfrequenz freigeschaltet. Alles nicht ganz billig. Deshalb nimmt der Lichtermann gerne Spenden entgegen – in einer eigens dafür aufgebauten Schatulle. Beleuchtet, versteht sich. Nicht alle teilen die Begeisterung für das Lichtermeer. Deshalb ist die Light and Sound Show während der Woche nur bis 20 Uhr erlaubt. Am Wochenende dürfen die Lämpchen bis 22 Uhr blinken.

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