Und was machen Sie so?

BILD hat wieder einmal die Antwort: Journalisten knapp nach den Lehrern auf Platz 8

Das war knapp: Deutsche Journalisten stehen bei den „Männerberufen mit Sex-Appeal“ an achter Stelle und damit gerade noch in den Top Ten. Und natürlich sind uns die Lehrer mal wieder voraus: Platz sechs. Typisch Deutsch, so eine Umfrage. In Kanada definieren sich Menschen viel weniger über ihren Beruf als in Deutschland.

In unserer Blockhütte am Lac Dufresne wurde den Sommer über heftig renoviert. Morsche Bretter wurden ersetzt und auch das Dach auf dem Nebengebäude ist neu. Das Plumpsklo im Wald war bei einem Sturm zusammengefallen. Es musste erst geleert und dann ein neues gebaut werden.

Plumpsklo vom Richter

Der Richter als Plumpsklo-Bauer

Eine Drecksarbeit also. Für den Job konnten wir einen Nachbarn am See gewinnen. Vor ein paar Jahren ließ er sich vorzeitig pensionieren und lebt seitdem sehr einsam, aber auch sehr glücklich in einem Häuschen am See. Im Winter schippt er Schnee. Im Sommer hackt er Feuerholz. Dazwischen baut er schon mal ein Klohäuschen für Freunde. Bis vor kurzem war Monsieur B. noch Richter in Montréal. Von Dünkel keine Spur. Québecer Bescheidenheit.

Herr Doktor backt exzellenten Mohnkuchen

Gestern habe ich mich mit meinem Freund Peter zum Kaffee in einem Montréaler Buchladen getroffen. Früher war er Dozent an der Uni. Dann haben sie seine Fakultät geschlossen. Seither hat er alles Mögliche gemacht: Nachrichtensprecher beim Rundfunk. Bedienungsanleitungen übersetzt. Werbefilme gesprochen. Vorträge über Pharaonen gehalten. Und dazwischen immer wieder exzellente Mohnkuchen und Marzipantorten gebacken. Irgendwann hat er mir eher beiläufig von seiner Dissertation erzählt. Die Frage: „Echt? Du hast einen Doktor?“, hört Peter vor allem häufig in Deutschland. „Ja“, sagt Peter dann fast verschämt, „aber der interessiert in Kanada ohnehin keinen“. Canadian Understatement.

Der Software-Manager repariert Motorsägen

Mein Nachbar von gegenüber war bis vor ein paar Jahren eine ziemlich große Nummer in einem Software-Unternehmen. Seine weltweiten Dienstreisen brachten ihm auf seinem Punktekonto genug Flugmeilen ein, dass er davon bis zum Lebensende in Luxusherbergen absteigen kann. Irgendwann wurde sein Job gestrichen. Und weil er ohnehin etwas reise- und karrieremüde geworden war, fing er an, als „Handyman“ zu arbeiten. Jetzt mäht er bei uns im Sommer den Rasen, pflegt bei ein paar Leuten die Swimmingpools, baut Küchen ein und repariert Motorsägen. Zwischendurch grillt er für sich und andere die besten T-Bone-Steaks zwischen Texas und Tuktoyaktuk. Karriereknick? Schon. Aber er trägt ihn mit Würde.

Flugkapitän mit Hang zum Hamburger

In meinem Französischkurs ging es neulich um das beste Essen, das wir je hatten. Der Eine berichtete von einem opulenten Mahl in einem Pariser Sternehotel, die Andere von einem Dinner in einem italienischen Schloss. John erzählte uns, das Beste, das er je gegessen habe, sei ein Cheeseburger im Flughafen von Atlanta gewesen. Armer Tropf, dachten wohl einige von uns und blickten fast bedauernd auf den Kerl, dessen kulinarischer Höhepunkt ein Burger im Fastfood-Restaurant war. Dass John von Beruf Airbus-Kapitän bei Air Canada ist und damit mehr von der Welt gesehen hat als wir alle zusammen, erwähnte er eher nebenbei. Wir: „Wahnsinn!“. Er: „It’s just a job“.

„Welcher Beruf hat den meisten Sex-Appeal?“

So viel zum Thema heiteres Beruferaten. Und jetzt noch die Liste der angeblich „sexiesten Berufe“ in Deutschland. Die Partnerbörse Parship und die Universität Bremen haben hierfür 23 000 Menschen befragt.

FRAUEN:

1. Juristin – 2. Flugbegleiterin – 3. Ärztin – 4. Geschäftsführerin – 5. Wissenschaftliche Mitarbeiterin – 6. Architektin – 7. Fremdsprachen-Korrespondentin – 8. Ingenieurin – 9. Lehrerin – 10. Mediengestalterin

MÄNNER:

1. Arzt – 2. Architekt – 3. Psychologe/Therapeut – 4. Wissenschaftler Mitarbeiter – 5. Polizist – 6. Lehrer – 7. Jurist – 8. Journalist – 9. Unternehmensberater – 10. Ingenieur

Und wo, bitte, stehen die Blogger?