Schock am Morgen: Ich bin tot. “Beate und Lena” haben eine Kerze für mich angezündet. Im Internet. Das virtuelle Licht zu Ehren von “Herbert Bopp” wurde am 09.12.2012 um 18:06 Uhr per Mausklick angeknipst und seither 38 mal besucht. Traurig, aber wohl wahr: “Es wurde bisher 0 mal Mitgefühl ausgedrückt”.
Wer im Internet lebt, darf auch im Internet sterben. Nur: Ein bisschen länger hätte der Spaß schon dauern dürfen. Seinen Namen zufällig und ohne Vorwarnung in einer Todesanzeige zu finden, ist nicht gerade das, was man sich in der Woche vor Weihnachten wünscht. Aber ich habe den Schock überlebt. Die virtuelle Kerze auf www.kerze-anzuenden.de ist für einen Namensvetter gedacht, von dem ich nur weiss, dass er in Bonn gestorben ist.
Weitere Recherchen habe ich mir erspart.
Das virtuelle Trauern funktioniert so: Man registriert sich auf einer entsprechenden Seite im Netz. Danach widmet man der verstorbenen Person ein paar Zeilen und zündet per Mausklick eine Kerze an. Aber nicht einfach so: “Zünden Sie Ihre persönliche Kerze langsam und mit Bedacht an“, heißt es im Erklärtext, „und denken Sie beim Anzünden an den geliebten oder geschätzten Menschen und schaffen Sie so eine wunderbare und bleibende Erinnerung“.
Kerze und Trauerbezeugung stehen dann zwei Wochen lang online. Bis hierher ist der Service kostenlos. Will man die Kerze “aufwerten”, wie es auf der kerze-anzünden-Seite heißt, werden 4.99 Euro fällig. Dafür „wandeln Sie diese Kerze in eine goldene Kerze um“. Goldene Kerzen haben den Vorteil, dass sie „zu 100% werbefrei“ sind und sich „deutlich von kostenlosen Kerzen abheben“.
Bisher hat sich allerdings keiner gefunden, der meinem Namensvetter im Internetfriedhof eine goldene Kerze gewidmet hätte. Dafür haben „Beate und Lena“ dem verblichenen Herbert Bopp einen herzerwärmenden Spruch hinterlassen: „Du wirst in unserem Herzen weiterleben. Wir haben dich ganz doll lieb. Gute Reise!“
Danke.