Messebesuch: Erotik und Ketten

Screen Shot 2013-01-20 at 9.13.25 PMNetzstrümpfe, High Heels und Tattoos. Lecker gebräunte Haut, frisch von der Sonnenbank. Das Publikum, das mit mir an der Kasse steht, um Tickets für die Messe zum Thema „Franchising“ zu kaufen, sieht so ganz anders aus als ich es mir vorgestellt hatte.

Kein Wunder: Die meisten von ihnen wollen zur Erotik-Messe. „Le Salon de l’Amour et de la Séduction“ findet parallel zur Handelsmesse statt, unmittelbar im Saal daneben. Da kommt es schon mal vor, dass ein Mädel im Mini an der Info-Theke der Kanadischen Handelskammer steht und ein Mann im Nadelgestreiften am Stand einer Firma, die Toys für Erwachsene anpreist. Hat man sich dann mal auf den richtigen Saal geeinigt, kann es endlich zur Sache gehen.

Sechs Ferraris und du bist dabei

Franchising ist etwas für Leute, die viel Geld und wenig eigene Ideen haben. Von beidem würde ich behaupten, dass es auf mich nicht zutrifft. Trotzdem ist es spannend, sich zu informieren, wie viel an Kohle nötig ist, um beispielsweise eine „Pizza Hut“-Niederlassung zu betreiben, oder auch eine Filiale von „Burger King“. Die Antwort: Es kommt auf die Lage an. Irgendwo zwischen 300 000 und einer Million. Dann gehört dir aber weder das Ladenlokal, noch die Einrichtung. Du legst zwischen zwei und sechs Ferraris auf den Tisch, um lediglich Namen, Logo, Marketing und Rezept eines etablierten Branchenriesen zu übernehmen.

Mein Fleisch gehört mir!

Für eigene Ideen bleibt wenig Freiraum. Solltest du also eine Quelle für besseres Fleisch auftun als das, das die Fastfood-Kette für dich ausgesucht hat, musst du leider passen. Den Betreibern der „Burger Kings“, „McDonalds“ und „Pizza Huts“ dieser Welt wird vorgeschrieben, von wem sie ihre Ware zu beziehen haben. Dadurch will sich der Franchise-Geber den Qualitätsstandard sichern.

Auf diesem Geschäftsmodell basiert allein in Montréal jeder vierte Anbieter von Fastfood. Die kleinen Diners gibt es zwar auch noch. Aber gegen die Riesen im Ring sind sie oft chancenlos. Schade eigentlch.

Eine Akademie für Nachhlfe-Unterricht

Franchises gibt es nicht nur in der Gastronomie. Auf der Messe haben unter anderem geworben: Ein Unternehmen für Luxus-Kreuzfahrten, eine Kette für Gebäudereinigung, Druckereien, Kaffeehäuser und ein Startup-Unternehmen für gefrorene Milchspeisen. Besonders innovativ fand ich das Angebot einer „Nachhilfe-Akademie“, die zwischen Vancouver und Halifax bereits mit mehr als 100 Franchises am Start ist – „super erfolgreich“ übrigens, wie mir My-name-is-Justin-und-wie-heißt-du? weismachen will.

So richtig warm geworden bin ich mit der Franchise-Idee also nicht. Vielleicht wäre ich doch lieber auf die Erotikmesse gegangen.

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