„Weißt du was?“, sagte sie. „Das kaufen wir“. Der Plan, aus der einen Hälfte des kuscheligen Fischerhäuschen ein kleines Bed&Breakfast zu machen und die zweite selbst zu bewohnen, hatte was. Wenn da nicht der Preis gewesen wäre. 1.2 Millionen Euro. Pro Häuschen. Ausgeträumt.
Noch vor weniger als 20 Jahren waren Portixol und Es Molinar beschauliche Fischerdörfer vor den Toren von Palma. Heute gelten die beiden Orte am Meer als die angesagtesten Viertel im Dunstkreis der mallorquinischen Hauptstadt. Eine Million Euro für ein baufälliges Einfamilienhaus sind keine Seltenheit. Vor allem Engländer, Skandinavier und Deutsche haben sich dort angesiedelt.
Der Wandel begann 1999. Ein schwedisches Ehepaar hatte ein heruntergekommenes Gästehaus am Fischereihafen von Portixol erworben und zu einem Viersterne-Boutique-Hotel umgebaut. Die Nobel-Herberge „Hotel Portixol“ mit ihren 25 Zimmern zählt heute zu den gefragtesten Hotels im Umkreis von Palma.
Wer zu Fuß von Palma aus am Meer entlang in Richtung Osten geht, erlebt eine Zeitreise. Da sind zum einen noch immer die einfachen Fischerhäuser mit Wachsblumen an den Fenstern. Gleich daneben eine Designervilla aus Glas und Beton. Und irgendwo dazwischen ein Hauch von Kabul. Unrenoviert, zusammengefallen, vergessen.
Vergangenheit sind auch die meisten der urigen Kneipen, in denen sich früher Fischer, Hafenarbeiter und Seeleute einen hinter die Binde gegossen haben. Diese Tavernen gibt es nicht mehr in der ersten Meeresreihe. Dafür sind die Mieten zu hoch, die Pachtverträge unerschwinglich.
Heute findet der Spaziergänger dort kleine Cafés und Fischrestaurants, Eisdielen und angesagte Bars. Vor allem aber findet er Immobilien, die mit großem Aufwand gebaut, bzw. umgebaut worden sind.
Es ist müßig, darüber nachzudenken, dass dort vor wenigen Jahren noch Menschen gewohnt haben, die es sich nicht leisten konnten, in der 20 Minuten entfernten Stadt Palma zu leben. Unglaublich: Das Leben am Meer war damals noch billiger als das Leben in der Stadt.
Die Palmesaons fanden es chic, dem Meer den Rücken zuzuwenden. Den Fischern und Seeleuten, die in Es Molinar und Portixol zuhause waren, machte es nichts aus, dem Sturm ins Auge zu sehen. Sie waren mit den Launen des Ozeans groß geworden. Heute müssen sie mit dem Ansturm der Spekulanten fertig werden.