Spielerisch den Winter meistern

Was macht man eigentlich fünf, sechs Monate im Jahr, wenn der Winter in Kanada einfach nicht aufhören will? Man sitzt auch Mitte März noch am Fenster und sieht den Schneeflocken zu. Man fährt mit der U-Bahn zum Flanieren in die Montrealer „Underground City“. Oder man geht aufs Land und verbringt gemütliche Tage und Nächte im Bauernhaus, wo der Holzofen jene wohlige Wärme spendet, die man in den Wirren des Alltags oft so vermisst.

Man sieht sich von Freunden und Bekannten massenweise Urlaubsfotos aus Mallorca, Australien, Peru, Neuseeland, Hawaii oder sogar Ummendorf an und freut sich, dass sie eine gute Zeit haben.

Wintersportarten sind out. Das hat zum einen mit mangelnder Mobilität zu tun, zum anderen aber auch mit der Angst vor dem Frieren. Man wird im Alter zum Warmduscher – auch so ein Prozess, den man als 20jähriger Eisbader noch für absurd hält.

Gitarrespielen tut gut, der Seele und dem Herzen. Wer sich einmal mit seinen sechs (oder zwölf) Saiten an „Love Of My Life“ herangewagt hat, weiss, warum Brian May, der Leadgitarrist von „Queen“, eben von King Charles zum Ritter geschlagen wurde.

Oft bleibt man im Winter aber auch nur am Esstisch sitzen. Wenn die Teller abgeräumt sind und das Geschirr verstaut, kommt bei uns das Schachbrett auf den Tisch. Ein Calvados dazu lässt den Winter fast vergessen.

Weder Lore noch ich sind das, was man Ausnahmetalente am Schachbrett nennen könnte. Wobei für die Frau an meiner Seite die Bezeichnung schon eher zutrifft als auf mich. Strategien waren noch nie mein Ding. Weder im Leben noch im Spiel.

Die meisten Spiele sind für mich Zeitverschwendung. Karten- und Gesellschaftsspiele aller Art sind mir ein Graus. Nur Schach mag ich. Es eignet sich bestens, die noch verbliebenen fünf Gehirnzellen in Wallung zu bringen.

Keine schlechte Idee für zwei Menschen um die 70.

Das Wort „Schach“ komme vom persischen „Sha“ habe ich gelesen. Das wiederum bedeutet „König“. Und der König, das weiss jeder, der schon einmal an einem Schachbrett saß, hat alles in der Hand. Nur einmal im Spiel muss auch er sich geschlagen geben. Dann ist er schachmatt.

Ich muss zugeben, dass sich mein Ehrgeiz beim Schach in Grenzen hält. Von zehn Spielen verliere ich ungefähr neuneinhalb. Es ist wohl doch der Blick aufs Große und Ganze, der mir abgeht.

Ein weiterer Beweis dafür, dass Frauen einfach die bessere Sicht auf Dinge haben, auf die es im Leben ankommt.