Viele Wege führen nach Montréal. Einer der schönsten kommt von oben. Vom Gipfel des Mont Royal aus führen zivilisierte Spazierwege in die Stadt zurück. Wer das kleine Abenteuer liebt, kann auch abseits der bekannten Pfade in Richtung Innenstadt zurück wandern, durchs Gestrüpp oder über felsiges Gelände. Diese Variante haben wir diese Woche gewählt.
Pioniere waren wir leider nicht. Jacques Cartier war schon vor uns da. Der französische Entdecker Kanadas wagte die Wanderung über den Hausberg von Montréal bereits im Jahr 1535. Besonders hoch ist der Mont Royal übrigens nicht, gerade mal 201 Meter. Trotzdem lohnt es sich, über diesen erloschenen Vulkan zu spazieren.
Kleiner Touri-Tipp: Der Gipfel ist leicht mit dem Auto zu erreichen. Oder per Bus. Parkplätze gibt es jede Menge. Von der Stadt aus fährt der Bus wieder zurück zum Ausgangspunkt. Der Elfer fährt allerdings nur von der Rue Mont Royal aus ab, und auch das nur spärlich. Aber die Warterei ist nicht schlimm. Die „Mount Royal Street“ gehört zu den trendigsten in Montréal.
Der Berg ist Teil des Parc du Mont-Royal, der Grünen Lunge der Stadt. Angelegt worden ist er 1876 nach den Plänen von Frederick Law Olmsted. Klingt bekannt? Stimmt: Von Olmsted stammen auch die Pläne für den Central Park in New York.
Eines der Highlights der kleinen Wanderung über den Mont Royal kommt gleich zu Beginn: Die Aussichtsplattform mit einem prächtigen Pavillon. Von dort aus ist fast die gesamte Innenstadt zu sehen. Ein paar hundert Meter weiter links dann der zweite Höhepunkt: Ein 31.4 Meter hohes Kreuz, das sich von so ziemlich jedem Punkt des östlichen Montréals aus aufbäumt. Das stählerne Kreuz wurde vor 87 Jahren gebaut und ist nachts weiß beleuchtet. Meistens.
Alle paar Jahre, es können auch Jahrzehnte werden, kommt es vor, dass die Farben wechseln. Stirbt nämlich ein Papst, wird sofort auf Violett geschaltet. Aber nur so lange noch kein Nachfolger gewählt ist. Raucht’s im Vatikan und der neue Pontifex steht fest, wird auch in Montréal der Schalter wieder auf Weiß umgelegt. Bei der letzten Papstwahl gab’s allerdings eine kleine Panne. So viele der violetten Glühbirnen waren ausgebrannt, dass es mehrere Tage und Nächte dauerte, bis sie endlich ausgewechselt waren. dDaniel CDaniel Choinièrehoinière