Winterwonderland Mallorca

mallebannerSeit 2008 verbringen wir einen Teil des Winters auf Mallorca. Wir gehören zu den Millionen kanadischer „Snowbirds“, die es von Januar bis Mai in den Süden zieht, weg von Eis und Schnee, weit weg auch von den oft düsteren Wintertagen in Montréal, die mit zunehmendem Alter immer schwerer auszuhalten sind. Während der vergangenen drei Jahre habe ich meine Eindrücke in Wort und Bild festgehalten. Eine Zusammenfassung der Blogposts finden Sie hier:

📷  Palma anders. Anders schön

📷  Wintersommer auf Mallorca

📷  Palma: Weihnachten im Januar

Wir strahlen mit Palma um die Wette

38 Grad: Der kleine Unterschied

Bienvenido a Mallorca!

Mallorca: Obdachlos im Paradies

Ensaimada: Eine süße Schnecke

📷  Karneval unter Palmen

Ein bisschen Montréal in Palma

Einmal Mandelblüte und zurück

📷  Palma: Kunst an fremden Wänden

Über den Dächern von Palma

🎥 Palma heizt dem Winter ein

Regen auf Mallorca – na und?

📷 Wine-and-Cheese-Party in Palma

Die kleine Bar von nebenan

Der weiße Elefant von Palma

Der Tsunami vom Ballermann

Zehn Fragen an Mallorca

📷 Büßen in Kutten und Ketten

Paradies für Internet-Junkies

📷  Danke, Mallorca – und tschüß!

Dem Frühling folgt der Frühling

Guten Morgen, Mallorca!

Ballermann ohne Ballaballa

Montréal lächelt – Palma putzt

📷 Klinkenputzen auf Mallorca

📷 Mallorca-Markt: Nicht alles Käse

📷 Fischers Fritz hätte viel Freude

Montréal fürs Herz – Palma für die Seele

Warum ausgerechnet Mallorca?

Kräuterattacke am Morgen

Sonntagsbraten und Filterkaffee

📷  Best of Mallorca: Alles!

Palma anders. Anders schön.

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Einfach Kamera draufhalten und klick: Während der Morgennebel noch die Kathedrale von Palma einlullt und der Luxusliner beim Auslaufen im Abendlicht nicht so richtig in die Gänge kommt, wagen sich ein paar hundert Meter weiter satt gereifte Orangen mit exhibitionistischem Eifer aus dem Windschatten der Mühle.

Eine Ecke weiter, als wären wir in Bagdad gelandet und nicht auf den Balearen, entblößt sich aus dem Nichts ein abrissfertiges Bürgerhaus vor unseren Augen und schämt sich kein bisschen.

Auch Mickeymäuse fühlen sich auf Mallorca wohl. Warum auch nicht? Gleich werden sie in die Luft gehen. Wenn sie Glück haben, landen sie schon kurze Zeit später in einem Spinnennest aus Licht und nachweihnachtlichem Lametta. Das Leben auf Mallorca ist ein Zuckerschlecken. Sehen Sie selbst.

 

Wintersommer auf Mallorca

Wintersommer

Mallorca im Winter: Viel Sonne, wenig Menschen, leere Strände. Das Ganze bei frühsommerlichen Temperaturen. An der Playa de Palma herrscht Feiertagsruhe. Die meisten Geschäfte, Kneipen und Bars sind noch geschlossen. Wer sich nicht daran stört, dass die Ballermänner noch nicht mit Strohhalm und Eimer eingefallen sind, findet um diese Jahreszeit ein kleines Paradies vor. Klicken Sie sich durch die kleine Bildergalerie und genießen Sie mit uns die Ruhe vor dem Sturm.

Die Altersweisheiten des Herrn J.

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Entspannt dem Alter entgegen sehen: Auf das Timing kommt es an. © Bopp

Manchmal fragt man sich ja, ob man die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Ob es zum Beispiel eine gute Idee war, das Haus auf dem Land zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen. Oder ob unser fliegender Wechsel zwischen Montréal und Mallorca sinnvoll ist. Ein freundlicher Herr aus Bayern, der neulich im Flugzeug von Palma nach München neben mir saß, machte mir Hoffnung: Anscheinend haben wir mit unserem Alterskonzept ziemlich vieles ziemlich richtig gemacht.

Herr J. ist Anfang 50 und hauptberuflicher Experte auf dem Gebiet: „Alt und glücklich werden“. Der Mann hat eine interessante Vita. Als gelernter Altenpfleger betreute er über 20 Jahre lang Deutsche und Schweizer, die sich in der Toskana und auf Menorca niedergelassen hatten. Es war eine überschaubare Herausforderung, sagte mir Herr J. Die alten Herrschaften, offensichtlich nicht ganz arm, wollten von ihm vor allem unterhalten werden.

Herr J. ist sehr belesen, das merkt man ihm sofort an. Und da viele ältere Menschen selbst nicht mehr lesen, weil ihr Augenlicht versagt oder sie das Lesen zu sehr anstrengt, fungierte meine Flugbekanntschaft eben als Vorleser.

Wie eine Frau sein Leben veränderte

Irgendwann hatte er genug vorgelesen und beschloss, sich von nun an vorlesen zu lassen. Er schrieb sich in einer Universität ein, um Philosophie und Sozialpädagogik zu studieren. Während eines Praktikums lernte er schließlich eine Frau kennen, die sein Leben verändern sollte.

Diese Frau war der Meinung, dass junge Leute schon frühzeitig in die Entwicklung älterer Menschen miteinbezogen werden sollten. Nicht nur werden junge Menschen irgendwann mal selbst alt. Mit der rechtzeitigen Beschäftigung mit dem Alter, so die Idee, wächst bei ihnen auch ein besseres Verständnis für ihre eigenen Eltern heran.

Seminare über Alters-Philosophie

Die kluge Frau und Herr J. gründeten eine „Aging-Agentur“. Zunächst boten sie ihre Beratungsdienste Volkshochschulen und anderen pädagogischen Einrichtungen an. Irgendwann kamen kleinere Firmen dazu. Heute betreiben die Beiden ein erfolgreiches Unternehmen, das Konzerne wie McDonald’s, H&M, Siemens und andere Big Players berät. Ihre Seminare geben sie inzwischen nicht nur vor jungen Menschen, deren Berührungsängste mit dem Alter sie abzubauen versuchen. Jetzt sind es auch Firmenmitarbeiter, die vor der Pensionierung stehen und manchmal Angst vor dem richtigen Alterskonzept haben.

Rechtzeiting downsizen – sonst ist es vielleicht zu spät

Viele ältere Menschen, erzählte mir Herr J., kämen zu spät zu der Erkenntnis, sie müssten noch etwas an ihrem Leben ändern. Sich zum Beispiel verkleinern, wie wir das machten. Haus auf dem Land gegen Stadtwohnung. Gerade wenn es um das Downsizing gehe, hätten ältere Menschen oft mit einer Stigmatisierung zu kämpfen, etwa nach dem Motto: „Hoffentlich denken die Leute jetzt nicht, ich sei am Verarmen und musste deshalb mein Haus verkaufen“. Wir kennen das.

Die lähmende Angst vor Entscheidungen

Besonders im Alter sei das Timing wichtig. Werden Entscheidungen zu lange aufgeschoben, könnte es irgendwann zu spät sein. Als älterer Mensch nehmen die Entscheidungsfreudigkeit ab und die Angst vor dem Risiko zu. Weil sie keine Fehler machen wollen, machen sie lieber gar nichts. Und verharren in der Lethargie.

Wichtig sei es für ältere Menschen, sagt Herr J., dass sie sich vor lauter Zukunftsängsten nicht die Freude am Jetzt nehmen lassen. Besonders groß sei dabei die Angst vor Altersarmut. Diese Angst – nicht die Armut – sei in Deutschland übrigens weiter verbreitet als in Ländern, wo der Staat weniger für seine Alten tut. „Deutschland ist eine Versicherungsgesellschaft“, sagt Herr J. „Wir würden am liebsten alles und jedes versichern lassen. Wenn es ginge, auch unser Lebensglück“.

Herr J. verriet mir noch andere Erkenntnisse aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz. So sei es für das Alter ganz wichtig, dass man sich an Werte erinnere, die einem schon immer wichtig waren, die aber im Laufe eines gelebten Lebens wieder in Vergessenheit geraten sind.

Einmal tolerant, immer tolerant

Toleranz gehört dazu. Wer als junger Typ Menschen mit Migrationshintergrund „cool“ fand, weil sie eine andere Sprache sprachen, eine andere Kultur mitbrachten, anders aßen als wir, sollte sich im Alter wieder daran erinnern, wie wichtig ihm diese Wahrnehmung einmal war. Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall: Ältere Menschen haben plötzlich Vorbehalte gegen „alles andere“, also auch gegen Menschen aus fremden Kultur- und Sprachkreisen.

Alten-Wohngemeinschaften hält Herr J. zwar generell für eine sinnvolle Einrichtung. Aber sie bergen auch Tücken. Bestenfalls können sie vor Einsamkeit schützen, im schlechtesten Fall jedoch Emotionen freisetzen, die wir schon gar nicht mehr an uns kannten. Zickigkeit, Bösartigkeit, Neid.

Ich wollte Herrn J. noch fragen, wie denn sein eigenes Alterskonzept so aussieht. Aber an dieser Stelle endete unsere Unterhaltung und die Maschine setzte in München zur Landung an.

Schade. Viel zu wenig Flugzeit für so viele Erkenntnisse.

Dem Frühling folgt der Frühling

Screen Shot 2013-05-02 at 6.18.23 AMNach drei Monaten Mallorca hat uns Kanada wieder. Der Maienausflug um die halbe Welt dauerte einen knappen Tag und führte uns über zwei Meere. Beim Abflug in Palma hatten wir zum Glück noch ein paar Sonnenstrahlen eingepackt. 25 Grad zeigte das Thermometer bei der Ankunft in Montreal. Auch die weiteren Aussichten sind gut: Sonne satt soweit das Auge reicht.

Die fünf Stunden Zwischenstopp in München vergingen wie im, naja, Fluge. Ein Biergarten mitten im Airport, mit Mädels im Dirndl und Buben in Lederhosen. Dazu Blasmusik, Leberkäs und Laugenbrezeln – hier durften wir noch einmal die Exoten spielen, ehe es in den Flieger nach Kanada ging.

Und dann: Vertraute Gesichter, das eigene Bett. Und trotzdem: So richtig heimisch fühlt sich die Stadt meines Herzens noch nicht an. Vielleicht sind es auch nur wir, die fremdeln. Aber es wird schon.

Die Frau an meiner Seite vermisst die laue Meeresluft und die Palmen. Mit fehlt die Ensaimada bei Alfonso in der Bar nebenan. Dafür gibt es bei uns ein Montrealer Baguette-Frühstück auf der Terrasse mit Blick zum Nachbarn. Der hat schon mal die Hängematte getestet.

Das Leben hat uns diesmal doppelt belohnt: Zweimal Frühling hintereinander, wer hat das schon? Wahnsinn.