Mallorquiner: Fair im Verkehr

trafficGinge es nach mir, würde ich Mallorca das Goldene Lenkrad verleihen. Das Verhalten der Einheimischen im Straßenverkehr finde ich in aller Regel vorbildlich. Wenn irgendwo gedrängelt, gehupt und geschnitten wird, dann sind es meistens die Fahrer von Mietwagen. Unter denen scheinen es die Deutschen ganz besonders eilig zu haben.

Der tägliche Blick von der Dachterrasse auf einen der schönsten, aber auch verkehrsreichsten Plätze Palmas, lügt nicht: Mallorquinische Autofahrer sind rücksichtsvoll und zuvorkommend – vor allem im Umgang mit Touristen.

Da wird zwar auch gedrängelt und gehupt, geschnitten und manchmal auch gebrüllt wie in jeder südlichen Metropole. Nur sind es in Palma nicht die Palmesanos, die sich immer und überall im Recht fühlen. Es sind fast immer ausländische Touristen – zu erkennen an den Mietwagenlogos am Fahrzeugheck.

Der typische Mallorquiner gewährt dem Mann im rental car die Vorfahrt, wo er sie gar nicht hat. Lässt die Frau im Fiat in die Schlange einscheren, wo sie gar nichts zu suchen hat. Und ist alles in allem ein kulanter, zurückhaltender Gastgeber am Steuer.

Das gilt auch für die allermeisten Busfahrer, die ich von meinem Logenplatz aus beobachte. Da steht der Tourist vollfett mit geöffneter Wagentür an der Haltestelle. Und was macht der Busfahrer? Schiebt sich fast lautlos neben den Parksünder, so als wäre der im Recht und nicht er. Nur nicht stören, scheint die Devise zu heißen.

Besonders deutlich wird das Höflichkeitsgefälle zwischen Tourist und Einheimischem bei Begegnungen mit Fahrradfahrern. Wenn die Radrenner aus Deutschland, der Schweiz und vor allem Skandinavien zu Tausenden die Bergpässe und Talstraßen traktieren, halten sie sich zwar einigermaßen an die Verkehrsregeln. Aber sie nützen die Freiheit, die ihnen die Straßenverkehrsordnung gewährt, auch weidlich aus.

Wie sonst ist es zu erklären, dass vier, fünf Radler nebeneinander eine komplette Fahrspur blockieren? Dabei wäre es eine Kleinigkeit, die Blockade kurzfristig aufzuheben und den Überlandbus mal eben überholen zu lassen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Biker bleiben stur, der Busfahrer geduldig. So klebt der Bus oft eine halbe Ewigkeit hinter dem Radlerrudel, ehe er zum Ueberholen ansetzen kann.

„Wenn dann wirklich mal einer hupt“, schwört mein Schwarzwälder Radlerkumpel Stein und Bein, „ist es garantiert kein Mallorquiner, sondern ein Tourist. Meistens ein Deutscher“.

Ein Gedanke zu „Mallorquiner: Fair im Verkehr

  1. schade, dass dies die Mallorquiner/Spanier/integrierte Residenten nicht lesen können…., die würden sich ja sowas von gebauchpinselt fühlen… :-)
    Aber ehrlich? Ich habe auch 2 mal übelste spanische (mallorquinische?) Anmache in Erinnerung, inklusive Nötigung von einem Kreisel bis auf die Autobahn, die ich dann aus Sicherheitsgründen – und Schiss – bei der nächsten Gelegenheit – ohne Richtungsanzeigen, im allerletzten Moment – erst mal verlassen habe

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