Mit Mike und Kate durch Montreal

Montreal Memories: Mike Fox mit seiner Frau Kate Rew.

Als ich Michael Fox im Herbst 2001 kennenlernte, fielen mir zunächst seine riesigen Schuhe auf. Größe 49. Manchmal, sagte er, nehme er auch Größe 50. Ich kannte bis dahin keinen, der auf so großem Fuß lebte. Einen körperlich so imposanten Menschen wie ihn vergisst man nicht mehr. Erst recht nicht, wenn einen ein Terroranschlag in New York zusammenschweißt. Jetzt besuchte uns Mike Fox zusammen mit seiner Frau Kate Rew in Montreal.

Unmittelbar nachdem Terroristen am 11. September 2001 in New York zwei Wolkenkratzer gefällt hatten, waren Mike und ich vor Ort. Er berichtete für die British Broadcasting Corporation (BBC) über 9/11, ich schrieb für die Internetredaktion des WDR das „NEW YORKER TAGEBUCH“ .

Beide arbeiteten wir zu jener Zeit von Montreal aus als Korrespondenten. Weil der Luftraum über Nordamerika jedoch kurz nach den Terrorangriffen für den Flugverkehr geschlossen wurde, machten wir uns auf dem Landweg von Montreal nach New York. Mike wählte den Mietwagen, ich die Bahn.

In Manhattan trafen wir uns wieder und bildeten während der kommenden zehn Tage ein Reporterteam. Im Tandem ließ sich das Leid besser ertragen, mit dem wir Tag für Tag, Nacht für Nacht konfrontiert wurden. Den achtstündigen Rückweg von NYC nach Montreal traten wir gemeinsam an. Diesmal im Auto. In stundenlangen Gesprächen versuchten wir das Unfassbare aufzuarbeiten, das wir gerade erlebt hatten.

Seit diesen denkwürdigen Tagen in New York haben wir uns immer wieder gesehen – auch dann noch als Michael Fox längst wieder im BBC-Mutterhaus arbeitete. Wir trafen uns in Kanada, in England und auf Mallorca. In London gab mir Mike unvergessliche Einblicke in seine Stadt, die nur einer geben kann, der in London geboren wurde.

Reporter unter sich: 2016 auf Mallorca.

Auf Mallorca dann die Rollenverteilung. Diesmal durften Lore und ich ihm „unsere“ Insel zeigen, die für uns seit neun Jahren Winterquartier ist. Doch auch auf Mallorca war Michael kein Tourist wie jeder andere. Er mietete sich ein Rennrad, trat mit seinen großen Füßen in die Pedale und erkundete die Insel bei Wind und Wetter.

Das jüngste Wiedersehen in Montreal fand unter den schönsten aller Voraussetzungen statt. Strahlender Sonnenschein, 24 Grad. Gute Laune und weit und breit kein Terroranschlag. Perfekt für eine rund 18 Kilometer lange Stadtwanderung, die wieder einmal bei der Vietnamesin unseres Herzens ein kulinarisches Ende fand.

Gestern auf der Jacques-Cartier-Brücke: Mike und Kate.

Lore und ich haben diese Strecke schon häufig zurück gelegt. Doch diesmal war nicht nur Michael dabei, sondern auch dessen Frau Kate Rew. Eine beeindruckende Persönlichkeit mit einer eigenen Geschichte, die diesen Blogpost sprengen würde. Nur so viel: Mit einem Pariser Sorbonne-Studium in der Tasche arbeitete sie für den British Council in Moskau. Der Präsident hieß damals Boris Jelzin.

Seit unserer ersten Begegnung vor 16 Jahren hat sich das Leben von Mike und Kate grundlegend geändert. Die beiden Jungs Oscar und Barney sind jetzt erwachsen. Kate und Mike haben sich, könnte man sagen, noch einmal neu erfunden.

Mike, ein brillanter Radioprofi in Festanstellung beim wohl renommiertesten Sender der Welt, hat sich mit Mitte 50 von der BBC und damit vom Journalismus verabschiedet. Zusammen mit Kate legte er sich in der englischen Kleinstadt Crewkerne/Somerset ein stillgelegtes Fabrikanwesen zu, eine Art Dorf im Dorf – mit Bäckerei, Klavier- und Orgellehrer und allem, was sonst noch zu so einem Dorfleben gehört. Die Beiden haben das Anwesen mithilfe von Handwerkern aus dem Ort in jahrelanger Arbeit selbst umgebaut.

Auf großem Fuß: Schuhgröße 49 bis 50.

Ein Leben so ganz ohne Journalismus für einen, der mit Leib und Seele Reporter war – geht das überhaupt? Doch, schon, sagt Mike. Aber der Wechsel vom Wortschmied zum Handwerker verlief nicht immer ganz geschmeidig. Es zieht ihn zurück zur Schreibe.

Ein eigener Blog, das wär’s. Oder ein Buchprojekt. Das Thema „Radfahren ohne Gangschaltung“ interessiert ihn sehr.

Ob mit oder ohne Gang – bei einem wie Michael Fox wäre das Lesevergnügen garantiert.

4 Gedanken zu „Mit Mike und Kate durch Montreal

  1. Thank you Herbert, Kate and I really enjoyed our walk with you yesterday. I’m afraid I don’t speak German but the online translation services gave me a good impression. There were so many highlights: walking beneath the huge grain silos in the docks, set against the perfect blue sky. We loved the view of the city from Pont Jacques Cartier, and the welcoming hearty soup at the restaurant was the perfect way to end the day.

    We had a lovely stay in Montreal, visiting all the places we had learned to love when we lived here. Such a great cosmopolitan city, and now more bustling than ever. We hope to come back soon, and for a longer visit. But yesterday we had the best Montreal tour guide ever! Maybe you two need to set up a new business – the personal tour guides?!

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  2. Eine wirklich erbauliche story. Deine Blogs werden von mir bei jedem Beitrag verfolgt und ich kann nur immer wieder Dein Talent bewundern, die immer tollen Fotos eingschlossen.
    Liebe Gruesse von Haus zu Haus, Eure Maggy

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