Vor dem Putzen erst mal putzen

Ich muss zugeben, dass ich mit Reinigungspersonal wenig Erfahrung habe. Putzfrauendienste gibt es in unserem Haus allenfalls mal bei einem Umzug. Und das kommt gefühlt alle 100 Jahre mal vor. Aber jetzt habe ich eine Putzfrau engagiert. Griselda heißt sie. Empfohlen wurde sie mir als „un bijou„. Eine Perle. 

Aber wie das so ist mit fremden Menschen im Haus: Man will es sauber haben, wenn Besuch kommt. Der Besuch der Putzfrau ist da keine Ausnahme.

Ich bin sicher, Griselda würde sich nicht daran stören, wenn sie die getrockneten Basilikumblätter, die zu Boden gefallen sind, aufheben und in den Kompost werfen müsste. Aber staubt sie auch die Gummipflanze ab oder die Hängelampe? Wagt sie sich an meine zarte Gitarre, mein graziles Banjo? Keine Ahnung.

Deshalb bin ich mit meinem Lob etwas vorsichtig. Die Putzfrauen-Jury kommt nach mehrwöchiger Abwesenheit morgen wieder zurück. Sie ist getreuen Blog-LeserInnen als “die Frau an meiner Seite” bekannt. 

Ihr möchte ich gerne ein fein gereinigtes Heim präsentieren – und kein “bordel”, wie der Quebecker einen Saustall nennt. (Ich wette: Marc lacht)

Vor dem Putzen ist also nach dem Putzen – oder nach dem Putzen vor dem Putzen, wie man’s nimmt. Wenn Griselda gleich kommt, habe ich bereits ein paar Dinge erledigt, die sie womöglich auch selber übernommen hätte. Aber woher soll ich’s wissen, wo ich doch mit Reinigungspersonal keine Erfahrungen habe?

Ich habe fein säuberlich das Geschirr gespült, die Obstschalen mit heissem Wasser ausgewaschen. Ich habe die Abfalleimer geleert und die Müllsäcke gewechselt. Banjo und Gitarre sind abgestaubt, die Schuhe haben im dafür zugewiesenen Schrank Platz gefunden und das Holzbrett über der Badewanne, auf dem dekorativ Duschgel, Seifenspender und Shampoo stehen, habe ich vorsichtshalber auch abgenommen. Sonst müsste sich Griselda ja erst die Mühe machen, sperrige Utensilien abzutragen, nur um sie hinterher wieder dort hinzustellen, wo sie sie weggenommen hat.

Habe ich etwas vergessen? Achja, vielleicht die Frage: Warum bestelle ich eigentlich eine Putzfrau bei all der Vorbereitung?

Im Internet gibt es Dutzende von Seiten, die Aufschluss darüber geben, wie man sich auf den Besuch der Putzfrau vorbereitet und was man von so einer Reinigungshilfe erwarten kann. Immer wieder lese ich den Satz: “Stecken Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch, Sie könnten enttäuscht werden!”

Ich hasse Enttäuschungen, habe aber trotzdem hohe Erwartungen. Am meisten enttäuscht wäre ich, wenn meine ganz persönlich Putzfrauen-Jurorin nach ihrem Eintreffen so etwas sagen würde wie: “Ein bisschen aufräumen hätte ja nicht geschadet”. 

Ich glaube, ich kenne die Frau an meiner Seite gut genug, um zu wissen: Das würde sie nie und nimmer sagen. Aber ob sie’s denkt? Ich hoffe nicht. Es würde mir leid tun für Griselda, denn es würde mit Sicherheit den mexikanischen Stolz dieser Perle verletzen.

Über etwas bin ich mir nach wie vor nicht im Klaren, da gibt leider auch Dr. Google nicht eindeutig Auskunft: Gibt man einer Putzfrau eigentlich Trinkgeld?

Ich habe meine Nachbarin Rosalie gefragt. Sie ist alleinerziehende Mutter und hat einen Powerjob. Sie war es auch, die mir Griselda empfohlen hatte.

Rosalie sagt, sie gebe ihrer Putzfrau kein Trinkgeld, dafür zahle sie ihr einen höheren Stundenlohn als beispielsweise ihre Freundin Marie. “Schenke ihr dein freundliches Lächeln und empfehle sie weiter”.

Mein Lächeln bekommt Griselda ohnehin. Und weiterempfohlen wird sie auch, sobald die Putzfrauen-Jury grünes Licht gibt. Mein Freund Marc steht bereits in den Startlöchern, um seine neue Perle kennen zu lernen.

Ob ihm eigentlich klar ist, wieviel Arbeit so eine Putzfrau ist?

PS: Selbstverständich hätte ich auch einen Putzmann genommen. Aber mir ist leider kein Perlerich empfohlen worden. 😜