Eins muss man den Kanadiern lassen: Wenn es um den Winter geht, sind sie ganz schön erfinderisch. In Québec-City findet zurzeit der jährliche Winterkarneval statt. Mit einem Prinzenpaar, das im Eisschloss residiert. Und einem Getränk, bei dem Sie buchstäblich am Stock gehen. Wirklich.
Zuerst die Sache mit dem Getränk: Die Québecer nennen es „Caribou“. Es ist eine teuflische Mischung aus Schnaps und Rotwein und soll das Blut des Karibus, also des Rentiers, symbolisieren. Und weil es nach kanadischem Gesetz nicht erlaubt ist, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken, mogeln die Besucher des „Carnaval d’Hiver“ eben ein wenig. Und trinken das Gesöff aus dem ausgehöhlten Spazierstock. Mit abschraubbarem Griff.
Im Eispalast wohnt das Prinzenpaar zwar nicht ständig, aber es residiert dort Abend für Abend, noch bis zum 12. Februar. Die Ausmaße des Gebäudes sind beeindruckend: 41 Meter lang, 23 Meter breit und 25 Meter hoch – etwa so groß wie zwei Tennisplätze. Mehr als elftausend Tonnen Eis wurden für das herrschaftliche Anwesen verwendet. Rund 200 000 Dollar lässt sich die Stadt Québec den Palast jährlich kosten. Dafür bleibt es auch nach Ende des Karnevals noch ein bisschen stehen.
Das Traumschloss im Stadtzentrum von Québec-City mag zwar ein Jahrhundertbauwerk sein. Aber mehr als hundert Tage hält es nicht. Dann stellt sich selbst im Norden Kanadas langsam der Frühling ein. Und damit die Frage: Wohin mit dem geschmolzenen Eispalast? Auch dieses Problem haben die fixen Québecer Karnevalisten gelöst: Das Schmelzwasser wird über Spezialleitungen direkt in den Sankt-Lorenz-Strom gepumpt.
Doch bis es so weit ist, wird noch gefeiert in der Stadt mit ihren 500.000 Einwohnern. Es gibt eine Parade, jede Menge Buden, ein Hundeschlittenrennen und einen besonderer Leckerbissen für die Hardcore-Winteraner: Ein Kanu-Rennen über den zugefrorenen Sankt-Lorenz-Strom. Sieger ist, wer sein Boot auf dem Eis als erstes ans Ziel … schiebt.