Die Untergrund-City von Montréal

Wenn ich auf Reisen bin, kann ich leider nicht täglich bloggen. Deshalb der Griff ins Archiv. Hier finden Sie von Zeit zu Zeit die Textversion meiner Hörfunk-Reportagen. Die Manuskripte wurden nicht aktualisiert!

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MONTRÈAL / QUÈBEC

Der U-Bahnhof “McGill-Station” ist mehr als nur irgendeine Haltestelle. Wer hier aussteigt, befindet sich in den Eingeweiden einer ungewöhnlichen Stadt unter der Stadt: Es ist die Montrealer Underground-City, die „Ville Souterraine”, wie die Frankokanadier sagen.

Hier unten, fünfzehn Meter unter der Erde, herrscht das ganze Jahr über eine fünfte Jahreszeit, die es eigentlich gar nicht gibt: Unter den Wolkenkratzern der Dreieinhalb-Millionenstadt verläuft ein künstliches Wegnetz von rund 30 Kilometer Länge. Es ist ein gigantisches Zivilisations-Biotop in wetterfester Umgebung.

Zunächst waren es nur Verbindungs-Korridore zwischen den U-Bahnhöfen und den Bürogebäuden der City. Nach und nach entwickelte sich eine eigenständige Stadt unter der Stadt. Es gibt Montrealer, die tagelang keine Frischluft genießen. Vom Apartment aus bringt sie der Fahrstuhl zur U-Bahnhaltestelle. Von dort aus geht’s ins Buero, ins Kino oder in die Kneipe.

Sie gehen unterirdisch einkaufen,  zum Friseur und in die Videothek. Konzertsäle und Kinos, Discos und Krankenstationen – alles liegt in Montreal unter der Erde. Sieben Hotels mit über viertausend Zimmern sind mit der “Ville Souterraine” vernetzt.

Selbst der liebe Gott ist vom Keller aus zu erreichen. Ein Teil der “Christ Church Cathedral” ist mit der Underground-City verbunden. Jeden Mittag spielt dort ein Organist.

In der “Tunnel-Bar” treffen sich die Maulwürfe zum Bier. Anna, die Barfrau, verbringt sechs Tage in der Woche im Keller.  In der Tiki-Boutique gegenüber verkauft Sascha das ganze Jahr über Sommerkleidung. Am gemütlichsten, sagt Sascha, sei es in der Underground-City mitten im Winter. Wenn das Thermometer draußen auf minus 30 Grad sinkt, kann man hier unten Sommer spielen.                         (Sendung vom 17-5-2001)

Kanada zur be$ten Rei$ezeit


Die beste Reisezeit für Kanada? Für mich keine Frage: der Herbst. Sonnige Tage, kühle Nächte. Indian Summer ohne Moskitos. Dass sich bis Oktober auch die letzte Wohnmobil-Karawane aufgelöst hat, wissen die zu schätzen, die im Juli in den Bergen von British-Columbia im Stau standen. Nicht zu vergessen: Für Shopper gibt’s im Herbst die besten Deals.

Nein, ich werde nicht vom kanadischen Fremdenverkehrsamt bezahlt. Und: Nein, wir haben auch keine Zimmer zu vermieten. Den Tipp aus dem Canada-Blog gibt’s kostenlos und absolut ohne Hintergedanken: Sollten Sie eine Reise nach Kanada planen, tun Sie’s für den späten Sommer oder frühen Herbst. Nicht nur wegen des Indian Summers.

So wie Marie-Anne, unsere Freundin aus der Schweiz. In den 90er-Jahren lebte sie mit ihrer Familie fünf Jahre in der Nähe von Montréal. Seither kommt sie uns einmal im Jahr besuchen. Wann? Im Herbst natürlich. Auf jeden Fall rechtzeitig vor Weihnachten. Süßer die Deals nie klingen. Dabei gibt’s den Winterschlussverkauf nach deutscher Art hier gar nicht. Natürlich kommt unsere Freundin wegen uns und nicht fürs Shoppen. Aber es trifft sich gut. Die Preise liegen um diese Jahreszeit im Keller.

Ganz in unserer Nähe gibt es ein paar Factory Outlets. vom Feinsten. Richtige Markenschuppen mit Designerware. Da glühen um diese Jahreszeit die Kreditkarten. Gestern bei Tommy: Die ganze Farbpalette an Polohemden für $ 29.99. Zwei Türen weiter im Schuhladen: 75 % off. Weniger geht nicht. Das heißt doch: Bei Winner’s. Ein Outlet für hochwertige Klamotten, Kosmetika, Einrichtungsgegenstände, Spielsachen und sogar Marmeladen. Das Winner’s-Konzept ist genial: Hier wird Ware aus Bankrottbeständen verkauft. Ersparnis: Bis zu 80 Prozent.

Und dann natürlich die Dollar-Stores: Wem es wirklich auf den Preis ankommt und nicht so sehr auf Qualität, kann sich hier an Cent-Beträgen berauschen. Ursprünglich gab’s alles für einen Dollar. Heute sind’s auch mal zwei. Dollar-Stores liegt übrigens ein kanadisches Konzept zugrunde. Wir haben Freunde, die es sich durchaus leisten könnten, Schnürsenkel bei Hermes zu kaufen. Im Dollar Store lassen sie’s kurz vor dem Rückflug nach Deutschland noch einmal richtig krachen.

Costco: Viel für wenig

Walmart war gestern. Wer’s gerne riesig hat, geht zum Shoppen zu Costco. Einkauf nur mit Ausweis möglich. Kein Problem: Ich kenne Keinen, der nicht Irgendeinen kennt, der einen Costco-Pass besitzt. Auf einer Verkaufsfläche, die das Wembleystadion wie einen Kinderspielplatz erscheinen lässt, gibt es beste Qualität zu Schleuderpreisen: Obst, Reifen, Popcorn, Bier und Staubsauger. Ein Kilometer Salami zu $ 2.20. Der Doppelzentner Backpulver für einsfünfzig. 15 Gallonen O-Saft: zwei Bucks. Oder so ähnlich. Die Auswahl ist riesig. Nur früher war irgendwie mehr Lametta.