Der Bub vom Dorf wird zum Star

mattbannerWenn Blogleser über eine Suchmaschine auf dieser Seite gelandet sind, lässt WordPress mich das netterweise immer wissen. In den letzten Tagen fiel auf, dass ungewöhnlich viele User den Suchbegriff „Mathieu Holubowski“ eingegeben hatten, ehe sie den Weg zu den Bloghausgeschichten fanden. Kein Wunder: Mathieu, den wir seit seiner Kindheit kennen, ist auf dem Weg zum Star.

Bei „La Voix“, der frankokanadischen Version von „Deutschland sucht den Superstar“ hat Mathieu die Nase plötzlich ganz weit vorn. Die Jury war von seinem Auftritt begeistert, die Konkurrenz spielte und sang er mit einer beeindruckenden Leichtigkeit an die Wand.

Mathieu, Matt, Matthew oder auch Ogen, wie er sich nennt, ging mit Cassian zur Schule, wir wohnten damals im selben Dorf, 40 Kilometer außerhalb von Montreal. Seine ersten Griffe auf der Gitarre brachte sich Matt in unserem Wintergarten bei, ich erinnere mich noch genau. Auch daran, wie er bei Wind und Wetter, Gitarre auf den Rücken geschnallt, mit dem Fahrrad von Hudson in das Städtchen Dorion fuhr, um Gitarrenunterricht zu nehmen.

Schon bald gab es nichts mehr, was diesen sympathischen Kerl stoppen könnte.

Erst kamen kleinere Gigs in lokalen Bars, dann wurden die Säle größer. Es folgten die Vorstellung seiner ersten CD.

Dass Mathieu, aufgewachsen im kanadischen Hudson, gerade durch Ägypten reiste, als ihn das gewaltige Medienecho seines Fernsehauftritts erreichte, passt zu ihm. Sein Traum, erzählte er mir neulich noch, sei es, seine beiden Leidenschaften  unter einen Hut zu bringen: Musik und Reisen.

Bald könnte er es geschafft haben. Irgendwo am Horizont wartet seine erste Welttournee auf den netten Bub vom Dorf.

Palma: Stadt satt und mehr Meer

stadtbannGESTERN WAR ES DER HAFEN. Heute ist es das Meer. Und auch ein bisschen Stadt. Vom Zentrum aus in Richtung Portixol und El Molinar und wieder zurück. Mit Hunden und Tangoröckchen. Mit Musik und einer Rolle rückwärts am Strand. Und immer mit ganz viel Sonne. Ganz viel Spass!                                                                         Alle Fotos: © Bopp

Königlicher Empfang auf Mallorca

bannerneuAm Ende ging doch wieder einmal alles gut: Die Verspätung, die uns der Eissturm beim Abflug in Montréal beschert hatte, war zwar ärgerlich, die Ankunft in Frankfurt siebeneinhalb Stunden später immer noch zeitig genug, um den Weiterflug nach Palma nicht zu verpassen.

So herb sich Montréeal mit Eis und Schnee von uns verabschiedet hatte, so lieblich war der Empfang auf Mallorca. Um die 20 Grad mit Sonnenschein. Und natürlich Palma-Himmel vom Feinsten. Frühlingsdüfte und blühende Weihnachtssterne – unser kleines Paradies am Mittelmeer hat sich in Schale geschmissen.

Und dann zum Auftakt gleich ein Fest: Die Heiligen Drei Könige kommen in diesen Minuten per Schiff im Hafen an, um anschließend durch die Stadt zu promenieren. Tausende stehen bereits am Straßenrand Spalier, winken Caspar, Melchior und Balthasar zu. Dutzende von Marktbuden laden zwischen Hafen und Blumenmarkt zum Essen, Trinken und Genießen ein. Alles in allem also ein wahrhaft königlicher Empfang.

Aber es gibt auch Trauriges zu berichten: Unsere Lieblings-Bäckerei hat zugemacht. Dort, wo wir jahrelang unser täglich Brot einkauften, ist jetzt ein hipper Schuhladen. Das Stammcafé dagegen gibt es noch. Nicht einmal einen Kellnerwechsel hat es in der Bar Bosch gegeben. Und auch die Preise sind seit unserem vorigen Palma-Aufenthalt unverändert geblieben. Zwei Euro für ein Glas Wein im Straßencafé am Paseo Borne, Palmas Prachtstraße – da wollen wir nicht meckern.

Mehr über unser Winterquartier gibt es an dieser Stelle in den nächsten fünf Monaten zu lesen. Für heute gilt erst einmal: Hallo Mallorca! Tschüss Jetlag! Wie schön, wieder hier zu sein.

Bis demnächst in diesem Blogtheater.

Warten und Bangen im Eissturm

cbcDie Koffer sind gepackt, die Plätze im Flieger reserviert. Alles prima – nur das Wetter nicht. Ein Eissturm hat die Stadt meines Herzens heimgesucht. Ausgerechnet am Tag unserer Abreise nach Mallorca herrschen auf dem Montrealer Airport chaotische Zustände. Praktisch jeder Flug hat Verspätung, mehr als die Hälfte aller Abflüge wurden seit dem frühen Morgen ganz gestrichen.

Mallorca oder doch noch Montreal? Das wird sich im Laufe der nächsten Stunden entscheiden. Bis kurz nach 17 Uhr EST hat Petrus Zeit, sich noch einmal zu berappeln. Sollte der Air Canada-Flieger nach Frankfurt nicht rechtzeitig den Aéroport Pierre Trudeau verlassen, wäre unser Weiterflug nach Palma in Gefahr.

Ach ja, Kanada und das Wetter. Müsste ich nach mehr als 30 Jahren Bilanz ziehen über die Pros und Kontras des Lebens hier, stünde ganz oben das Wetter. Sowohl auf der Pro- als auch auf der Kontra-Seite. Beständige, heiße Sommer mit atemberaubend schönen Herbsttagen am Seeufer würden die FÜR-Chronik schmücken. Schmuddelige Frühlingstage mit schmutzigen Eisplacken und Schmelzwasserseen auf den Straßenkreuzungen stünden auf der GEGEN-Seite.

Und immer wieder Eisregen im Winter. Vor allem in den letzten Jahren hat die Zahl derbannertrip Tage, die nicht Fisch sind und auch nicht Fleisch, drastisch zugenommen. War es zu Beginn meiner Kanada-Zeit beschlossene Sache, dass der Winter klirrend kalt und der Sommer glühend heiß ist, schlägt das Klimapendel inzwischen aus, wie es will. In diesem Teil Kanadas ist Eisregen mehr als nur ein lästiges Wetterphänomen. Der Strom kommt aus dem Norden, die Fernleitungen verlaufen über der Erde. Bilden sich auf den Kabeln dicke Eisschichten, reissen die Leitungen. Die Folge: Die riesigen Masten knicken um wie beim Mikado.

So schlimm ist es im Augenblick noch nicht. Gut 150.000 Menschen sind derzeit ohne Strom. Anders als vor 17 Jahren. Damals saßen eine halbe Million Haushalte bis zu drei Wochen in der Kälte und im Dunkeln. 28 Menschen starben.

Also doch ein Luxusproblem, der Eisregen von heute? Schon. Und doch muss man sich mit ihm auseinandersetzen. Fast kommt es mir vor, als würde uns Petrus noch einmal den Mittelfinger zeigen, ehe wir dem kanadischen Winter in Richtung Spanien entfliehen.

Premiere: Keine weiße Weihnacht

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Nach mehr als 30 Jahren in Kanada werden die Aha-Erlebnisse immer seltener. Aber es gibt sie noch, die Wow-Momente: Zum ersten mal erlebe ich Weihnachten in Montréal fast ohne Schnee.

Seit Tagen regnet es hier in Strömen. Lediglich hässliche Eisplacken sind von dem vielversprechenden Wintereinbruch vor einer Woche übrig.

Mit dem Regen kam der Wind. Tausende sind seit Heiligabend noch immer ohne Strom. Umgestürzte Bäume haben wichtige Überlandleitungen beschädigt.

Petrus spinnt: Statt klirrender Kälte herrschen – für kanadische Verhältnisse – fast frühlingshafte Temperaturen.

Noch bis einschließlich Sonntag soll das Thermometer über den Gefrierpunkt klettern. Dann setzt die Eiszeit wieder ein. Zweistellige Minusgrade sind um diese Jahreszeit normal.