iphone 6? Da lacht mein Motorola nur!

Hübsch sieht es aus, das iphone 6, das Apple vor knapp einer Stunde vorstellte. Natürlich werde ich mir das neueste Wunderwerk aus Cupertino kaufen – irgendwann, sicher nicht als door-crasher. Aber zu allererst gehören meine Gedanken an diesem Tag dem Motorola 3200. Es war das erste Handy meines Lebens – und das beste. Aus gegebenem Anlass ein Blogpost vom 17. Oktober 2011:

Mein erstes Handy hatte ich zwei Jahre vor dem Mauerfall. Es war ein Motorola 3200. Mausgrau und fast so lang wie mein Unterarm. Wegen seiner Form wurde es auch „Knochen-Handy“ genannt. Der Listenpreis lag damals bei 4000 Dollar. Es war das beste Handy, das ich je hatte.

Nein, es ist heute nicht alles besser als früher. Aber mein 87er-Handy: Wahnsinn! Die Garage, in der ich mir das Mobiltelefon für weniger als 1000 Dollar besorgte, lag mitten in einem trostlosen Montrealer Industriegebiet. Von welchem Lkw das Handy gefallen war, ehe es bei mir ein Zuhause fand, war mir egal. Ich musste ein Mobiltelefon haben. Wie James Bond, nur kleiner.

Sexy Stimme mit der neuen Liebe

Mein erster Anruf mit meiner neuen Liebe ging an meine alte Liebe. „Deine Stimme klingt sehr sexy“, sagte SIE. Spätestens jetzt hatte ich mich in mein Telefon verknallt. Die Treue zu IHR währte dann aber doch länger. Irgendwann kamen Smartphones auf den Markt. Die musste ich haben.

Den ersten Reportereinsatz mit meinem neuen Spielzeug hatte ich im Wald. Der SDR wollte ein Korrespondenten-Gespräch über den Indian Summer. Ich bestand darauf, für die Live-Schalte in den Wald zu gehen. Mit einer Hand hielt ich das Handy, mit der anderen rührte ich im Herbstlaub. Raschelnde Blätter – bessere O-Töne gibt es nicht für einen Beitrag über den Indianersommer. Das fand auch der Moderator. Von jetzt an schickten mich die Sender oft mit dem Mobiltelefon zu Live-Gesprächen.

Der „King of Gadgets“ war beeindruckt

Es passiert im Leben eines freischwebenden Journalisten im Ausland nicht oft, dass man seinen deutschen Kollegen in technischer Hinsicht voraus ist. Mit dem Handy hatte ich einen Volltreffer gelandet. Ich kannte Keinen, der zu dieser Zeit ein Handy hatte. Auch nicht mein Freund Frank, the King of Gadgets. Als er die Maschine zum ersten Mal in der Hand hielt, hätte er sie am liebsten mit nach Deutschland genommen. Denkste!

Gestern rief er hier an und ich musste an mein erstes Handy denken. Neben Frank saß fast seine komplette Familie. Gut sahen sie alle aus. Ich weiß das so genau, weil ich die Runde sehen konnte. Auf meinem Handy. Nicht über Skype. Sondern auf meinem iPhone über Facetime.

Empfang nur bei Wind Nordost und Sonnenschein

Bei meinem ersten Handy wäre das noch undenkbar gewesen. Dafür war die Tonqualität damals besser als heute mit dem iPhone. Und das Signal bärenstark. Sogar von unserer Blockhütte aus war Empfang möglich. Allerdings nur an einer ganz bestimmten Stelle, an regenfreien Sonnentagen bei Wind Nordost und wenig Blätterrauschen im Wald. So begeistert war ich damals von meiner Fundstelle, dass ich sie mit Bleistift markierte.

Neulich gab es nach Jahren der mobiltechnischen Enthaltsamkeit wieder eine Erfolgsmeldung aus der Hütte: Der Sohn hatte das Kreuzchen entdeckt und sein Handy genau an der der Stelle positioniert, an der schon der Knochen funktioniert hatte. Auch diesmal klappte die Verbindung. Allerdings nicht mit einem Motorola und auch nicht mit dem iPhone. Es war ein Blackberry.

Da sage noch einer, die Firma sei auf dem absteigenden Ast.

Bloggen aus dem Blockhaus

„Tethering“ ist eine feine Sache. Du sitzt irgendwo im Café, am Strand oder, wie ich im Moment, in der Blockhütte am Lac Dufresne und kommunizierst per Internet mit der Welt da draußen. Beim Tethering (to tether = anbinden) wird der Laptop ans Handy angeschlossen. Das Mobiltelefon übernimmt dann – drahtlos per Bluetooth, oder aber über eine Kabelverbindung – die Funktion des Modems.

Voraussetzung ist natürlich, dass das Handysignal kräftig genug ist, um auch Daten übermitteln zu können. Und dass das Smartphone in der Lage ist, die Brückenfunktion zwischen Handy und Rechner zu übernehmen.

Aber, Achtung: Wer keinen vernünftigen Datenplan hat, sollte vom Tethering lieber die Finger lassen. Das Surfen im Netz könnte sonst zum finanziellen Fiasko werden.

Vorsicht bei Audios und Videos!

Was ist ein vernünftiges Datenkontigent? Wer lediglich ein paar schlanke Mails schreibt oder Seiten im Internet abruft, die nicht mit Videos und Audios vollgepflastert sind, kommt mit 100 Megabytes pro Woche aus. Wer aber auch im Busch auf Skype nicht verzichten möchte oder glaubt, ohne YouTube nicht überleben zu können, sollte schon einige Gigabytes zur Verfügung haben. Bei mir sind es beispielsweise sechs GB. Damit komme ich für unter 80 Dollar im Monat, Handynutzung inklusive, wunderbar klar.

Datenpakete zum Surfen im Netz werden, zumindest hier in Kanada, meistens in Verbindung mit der Handynutzung zum Telefonieren angeboten. In Deutschland dürfte das nicht anders sein. Das heißt, als Nutzer sollte man nicht davon ausgehen, dass der Mobilfunkprovider nur das Beste im Sinn hat und dem User auch den bestmöglichen Datendeal eingerichtet hat. Mit einem Anruf beim Anbieter vor dem ersten Tethering sollte auf jeden Fall die Preisfrage geklärt werden.

Endloses Surfen kann zum finanziellen Fiasko werden

Aber selbst bei einem großzügig eingerichteten Datenplan sollte man beim Tethering nicht unbegrenzt online bleiben. Auch dann nicht, wenn gerade nicht gesurft oder keine Mails geschrieben werden. Da sich die meisten Internetseiten von Zeit zu Zeit automatisch aktualisieren, entsteht jedes Mal ein Datenverschleiß. Und der kann bei Dutzenden von Aktualisierungen am Tag kostspielig werden. Dies trifft vor allem auf tagesaktuelle Nachrichtenportale wie Spiegel-Online, tagesschau.de oder sonstige Anbieter zu.

Wer vernünftig mit seinem Datenplan umgeht und seine Surfwut im Griff hat, für den kann Tethering eine echte Bereicherung sein. Wer aber glaubt, er müsse auch auf dem Campinglatz, im Auto oder von mir aus auch im Busch ans Netz, sollte sich zügeln. Oder sich aber auf eine richtig fette Rechnung gefasst machen.

Bloggen ohne Reue – fast für lau

Nur mal so: Sämtliche Texte und Bilder, die ich im Laufe des letzten Jahres in meinen Blog eingestellt habe, machen zusammen gerade mal 60 Megabytes aus. Das heißt, um mein monatliches Datenkontingent von sechs Gigabytes auszuschöpfen, könnte ich jeden Monat 100 Blogs – nicht Artikel, ganze Blogs! – ins Netz stellen.

Aber warum sollte ich? Es ist doch alles gesagt. Zumindest für heute.

Heiratsantrag per Strichsalat

Sie haben es bestimmt längst entdeckt, das Labyrinth-Logo auf meiner Startseite. Jeder Produktanbieter, der etwas auf sich hält, verwendet inzwischen diese QR-Codes. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Strichsalat?

Die kurze Antwort: Nachdem das Logo mit dem Smartphone abgescannt worden ist, werden Sie zu einer Website, einer Adresse oder auch einer persönlichen Nachricht im Internet weitergeleitet. QR ist übrigens die Abkürzung von Quick Response. Schnelle Antwort.

Hip aussehen tun sie zwar, diese QR-Codes. Aber sie sind alles andere als neu. In Japan kennt man sie schon seit 1994. In Nordamerika drifteten sie etwas später an Land. Der erste QR-Code in Deutschland wurde 2007 von einem Pop-Magazin auf der Titelseite verwendet. So richtig durchgesetzt haben sie sich aber in Europa bisher nicht. Dabei machen sie für Leute mit Smartphones echt Sinn.

Die Bedienung ist einfach. Zunächst lädt man sich eine Strichcodeleser-App auf sein Smartphone. Davon gibt es im Internet jede Menge. Sieht man dann irgendwann so einen QR-Code in einer Zeitungsanzeige, auf einer Plakatwand oder auch auf einem hübschen T-Shirt, das da an einem vorbeirauscht, hält man einfach den Handy-Scanner drauf – so, als würde man das Logo abfotografieren. Tut man ja genau genommen auch. Nur nicht mit der eingebauten Handy-Kamera, sondern mit dem Barcode-Leser.

Ist der Strichcode dann eingescannt, zeigt das Handy den Inhalt an, der sich hinter dem Streichkonzert versteckt. Direkt. Ohne einen einzigen Mausklick. Das kann eine Werbeseite aus dem Internet sein. Oder ein YouTube-Video. Neulich bin ich über einen QR-Code auf der Speisekarte eines Montréaler Restaurants gelandet. Gelegentlich verbergen sich auch sehr persönliche Nachrichten hinter den Strichen. „Ich bin single“. Oder „Marry Me!“ Oder auch Telefonnummern und Email-Adressen. Jeder mit Internetanschluss kann heute ganz einfach seinen eigenen QR-Code kreieren.

Das dürften die japanischen Erfinder allerdings so nicht im Sinn gehabt haben, als sie den ersten QRC entwickelten. Ursprünglich wurden die Codes bei Toyota zur Markierung von einzelnen Auto-Teilen eingesetzt.