„Das gibt sich bis 1970“

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Geschafft! Seit heute ist mein erster Roman online. „DAS GIBT SICH BIS 1970“ kann in Deutschland ab sofort als eBook bei amazon.de heruntergeladen werden. Für Bestellungen in Kanada verwenden Sie bitte  >> diesen Link <<.

Es ist ein vergnüglicher, manchmal nachdenklicher, aber immer unterhaltsamer und abenteuerlicher Roman. Im Mittelpunkt steht ein 15jähriger Junge vom Land, der so unsterblich verknallt ist, dass er keinen anderen Ausweg sieht, als seiner ersten großen Liebe per Anhalter durch halb Europa nachzureisen.

Der Download ist einfach. In Deutschland kommen Sie über  >> diesen Link << zum Buch.

ACHTUNG: Downloads in Kanada sind nur über  >> diesen Link <<  möglich.

Auch wenn Sie keinen Kindle-eBook-Reader von Amazon haben: Kein Problem. Auf dieser Seite können Sie auch ein kleines Programm herunterladen, das Ihnen das Lesen auf dem PC, Mac, Tablet und Handy erlaubt. Das Lesevergnügen kostet 4.50 Euro.

Ich würde mich freuen, wenn Sie den Link zum Buch weiterleiten könnten – über Facebook, Twitter und all die anderen sozialen Medien-Plattformen. EBooks leben von der Mund-zu-Mund-Werbung. Und auch davon, ob und wie sie im Internet bewertet werden.

Anklickbare Sternchen finden Sie unter dem Buchtitel. Wenn Sie sich dann auch noch die Zeit für eine kurze Kundenrezension nehmen würden, würde ich mich ganz besonders freuen.

Herzlichen Dank und viel Vergnügen beim Lesen!

Palma: Lauter laute Spanier

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Spanien, habe ich neulich gelesen, sei nach Japan das zweitlauteste Land der Welt. Das glaube ich aufs Wort. Wer das Glück hat, vier Monate im Jahr in der Innenstadt von Palma leben zu dürfen und das Pech, extrem lärmempfindlich zu sein, muss sich irgendwann entscheiden.

Wiegen die Cafés, Kneipen und Bars in unmittelbarer Nachbarschaft das Quietschen der Autoreifen und mitternächtliche Dauerhupen auf? Für das Urteil hat sich das Gericht erst mal zur Beratung zurückgezogen.

Gegen vier kommt die Müllabfuhr mit den Blechinstrumenten, dann die Reinigungstruppe mit ihrem Blasorchester. Den Oboenklang liefert das auslaufende Kreuzfahrtschiff im nahegelegenen Hafen. Die Konzertbesetzung ist komplett und es ist erst mal Schluss.

Dann kommt der Bus.

Der erste von ihnen, der Fünfzehner, startet Punkt sechs Uhr mit Getöse in den Tag. Kurze Zeit später nimmt der 25er die Fahrt an den Strand auf. Und jedes Mal quietscht die Harmonika-Mechanik der Stadtbusse, als sei das Konzert noch lange nicht zu Ende.

Wenn dann um sieben Uhr die ersten Bistrostühle aufgestellt werden und kurz danach die Kunden dem Kellner ihre Bestellungen hinterher rufen, ist der Tag nicht mehr aufzuhalten.

Autoreifen quietschen und Motorräder mit viel PS, aber ohne Schalldämpfer drehen Ehrenrunden um den Brunnen. Das hat den Vorteil, dass die Bierkutscher kaum hörbar ihre Fässer in die Bars rollen können. Nur für den eingestürzten Turm an Leergut neulich war auf die Schnelle kein Schalldämpfer aufzutreiben. Wozu einen Wecker stellen, wenn der glücklose Cola-Lieferant das doch viel besser kann?

Zehn Uhr: Der Brunnen an der Plaza de la Reina, einer der schönsten, den ich kenne, darf von jetzt an meterhohe Fontänen speien. Die mögen zwar von der offenen Plattform des Touristenbusses aus himmlisch aussehen, für Anlieger ist der Lärm, der beim Aufprall der Wassermengen 14 Stunden lang in das Brunnenbecken entsteht, sagen wir mal: eher höllisch.

Einnal pro Woche gibt es unweit von unserem Fenster dann tatsächlich richtig schöne Musik. Das Stadtorchester von Palma lädt zum Kurkonzert ein. Leider müssen schon Stunden zuvor Podeste gebaut, Teppiche gelegt, Dirigentenpult positioniert, Notenständer aufgeklappt und Stühle gerückt werden. Das Stimmen der Instrumente schafft es leidergottseidank nicht ganz, der Musik das Kakophonische zu nehmen.

Schon die Vorbereitungen verursachen einen Höllenlärm. Unter anderem, weill so ein Konzert nie ohne Aufgebot von Krankenwagen und Motorradpolizisten abgeht. Man weiss ja nie: die Ohnmacht! Ob wegen Hitze oder Lärm lassen wir einfach mal dahingestellt.

Das Leben ist schön in Palma. Auch wenn Brunnengetöse, Hundegebell, Baulärm, Rollladenschieben (vor und nach der Siesta), Pferdekutschengetrampel und Quietschreifen täglich aufs Neue das Trommelfell traktieren.

Nicht falsch verstehen: Keine Klagen! Jeder ist schließlich seines Glückes Schmied. Und außerdem wird es ja auch in Palma irgendwann mal Abend.

Abends …

… geht es auf der Plaza de la Reina erst richtig los. Dann wird viel gefeiert, musiziert, demonstriert, ins Megaphon gebrüllt. Touristen schleppen sich von ihren Kneipentouren in ihre Hotelzimmer zurück, verabschieden sich zuvor noch auf deutsch, spanisch, englisch und manchmal auch auf polnischrückwärts, aber immer lautstark.

Irgendwann ist dann Feierabend.

Die Kneipengänger haben sich schlafen gelegt, die Bistrostühle sind lautstark abgeräumt worden und selbst für Demonstrationen wird es zu spät. Die kurz vorher noch bellenden Hunde träumen vom Knochenfrühstück und auch Roller und Mopeds haben sich schlafen gelehnt.

Nur der Dezibelzeiger schläft nie.

Das ist dann die Zeit, in der genau elf weiße Autos an den zu Taxiständen umfunktionierten Bushaltestellen vor unserem Fenster auf Kundschaft warten. Und weil die oft lange auf sich warten lässt und Real Madrid zufällig gerade mal Bayern München geschlagen hat, wird diskutiert, gehupt und palavert. Zwischendurch knallen Autotüren. Die Stadt lebt.

Schließlich ist es ja gerade erst Mitternacht.

Wanderung ans „Ende der Erde“

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Was fühlt ein Mensch, der gerade 750 Kilometer zu Fuß hinter sich gebracht hat? Ich weiss es nicht. Aber der Sohn weiss es. Er ist heute am Ende seiner Pilgerreise durch Spanien angekommen. Er hat den Jakobsweg erwandert und noch ein bisschen mehr. Und er fühlt sich großartig.

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Weil er fast fünf Wochen lang stets ein wenig zu forsch unterwegs war, ist er früher als geplant in Santiago de Compostela eingetroffen, der eigentlichen Endstation des Jakobswegs. Und da sein Flieger nach Kanada erst am Montag geht, ist er einfach noch drei Tage weiter gelaufen, bis ans Ende der Erde. So heißt die deutsche Übersetzung von Finister. Ein Küstenort am Atlantik, nördlich der portugiesischen Grenze.

33 Tage, manchmal 25, manchmal 35 Kilometer. Ohne einen Tag Ruhepause. Bei Regen und Wind, bei 40 Grad Hitze und 8 Grad Kälte. Durch Täler und über Gebirgszüge. Das Ganze mit weniger als 10 Kilo Gepäck auf dem Rücken – so wenig und doch so viel.

Ich bin mit gewandert. Mit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg„. Alles, wirklich alles, was Kerkeling schreibt, hat auch der Sohn so empfunden, erlebt, verspürt, schnarchvolle Massenschlafsäle inklusive. Dabei hat er das Buch nie gelesen.

Die Wanderung auf dem Jakobsweg wurde zur Reise seines 25jährigen Lebens. Er sei glücklich und zufrieden, schwärmt der Sohn am Telefon. Und auch stolz darauf, das Ziel erreicht zu haben.

Zu viele Eindrücke, um sie per Handy zu vermitteln. Keine einzige Blase an den Füßen. Dafür ab Muskelpakete an den Waden. Und vielleicht auch im Kopf. In 33 Tagen hat man viel Zeit zum Nachdenken.

Er hat Freundschaften geschlossen und eine neue Art der Bescheidenheit gelernt. Er war allein von Montréal nach Madrid geflogen und dann weiter mit dem Bus nach Pamplona gereist. Nur er und sein Rucksack. Jetzt ist sein Pilgerpass voll mit Stempeln von all den Herbergen und Klöstern, in denen er übernachtet hat. Und sein Kopf voller Eindrücke.

Schon am ersten Tag hat er Menschen getroffen, die ähnlich ticken wie er. Mit ihnen ist er meistens, aber nicht immer gewandert. In einer kleinen Gruppe. Ein älterer Mann war dabei, mit seiner 23jährigen Nichte. Der Onkel hatte seine Frau durch Krebs verloren. Vor ihrem Tod hatte er ihr versprochen, mit der Nichte zusammen den Jakobsweg zu wandern.

Manche in der kleinen Gruppe wurden krank. Sie hatten sich mit spanischem Essen den Magen verdorben oder mussten wegen entzündeter Blasen an den Füßen behandelt werden. Sie hätten ihn „den Jungen mit den goldenen Füßen“ getauft, erzählt der Sohn.

Am Montag kommt unser Golden Boy nach Montréal zurück. Er wünscht sich Schnitzel mit Kartoffelsalat.

Jakobsweg: Ich bleib dann mal hier.

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Irgendwo zwischen Foncebadón und El Acebo, mitten in der kantabrischen Bergwelt, lädt ein schnuckeliges kleines Restaurant namens „Taverna de Gaia“ zum Verweilen ein. Es regnet in diesem Teil Spaniens und Montréal ist weit, weit weg. Der Sohn ist vor genau einer Woche losgezogen, um auf dem Jakobsweg von Pamplona nach Santiago de Compostela zu pilgern. Er ist dann mal weg und ich bin hier.  Aber dank Hape Kerkelings genialem Pilger-Tagebuch reise ich jede Etappe mit. Und bin tierisch neidisch, dass ich nicht dabei sein kann.

„Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen“. Der Kalenderspruch meiner früheren Vermieterin holt mich in diesen Tagen ein. Wird er heute ein Nachtlager finden, oder muss er auf der Straße schlafen? Sind die Mitwanderer tatsächlich so harmlos und freundlich wie Kerkeling sie in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ beschreibt? Und überhaupt: Was ist mit den wilden Hunden, die in der Sommerhitze umherstreunen? Bestimmt sind sie total scharf auf 25jährige blonde Jungs aus Kanada.

Spanien. Immer wieder Spanien.

Ein komisches Gefühl ist es schon, den Sohn in einem Teil der Welt zu wissen, der in meinem Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat. In Spanien war meine erste große Liebe zu Hause, die in meinem Dorf als Au-Pair gearbeitet hat und die ich als Sechzehnjähriger per Anhalter in einem kleinen Nest an der portugiesischen Grenze besucht habe. Meine erste Gitarre hatte ein Orgelbauer von Spanien nach Ummendorf transportiert, wie mir mein Vater glaubhaft versicherte. Nach Spanien hat es mich als Erwachsener in den Strandurlaub verschlagen. Seit fünf Jahren verbringen wir auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca Teile des Winters. Und jetzt also ein Déjà Vu auf dem Jakobsweg.

Es gibt viele Gründe, auf Pilgerreise zu gehen. Manche erhoffen sich davon die Erleuchtung schlechthin. Andere wollen nur wandern. Wieder andere erfüllen sich mit dem „Camino“ einen lang gehegten Traum. Für unseren Sohn ist es von allem ein bisschen. Sich sinnvoll eine Auszeit zu gönnen und dabei die Seele baumeln zu lassen, ist noch lange nicht die schlechteste Art, Kopf und Körper auf den Prüfstand zu legen und eine Art reality check an sich vorzunehmen.

700 Kilometer: Hitze, Regen und fast immer schnarchvolle Herbergen.

Dass ich die Pilgerreise dank Hape Kerkelings Buchlektüre fast zeitgleich mitwandern kann, empfinde ich als ein Geschenk. Dass Kerkeling den „wichtigsten Weg seines Lebens“, wie er die Wanderung auf dem Jakobsweg nennt, vor zwölf Jahren genau an dem Tag begonnen hat, an dem auch unser Sohn seine Hiking Boots geschnürt und die 700 Kilometer von Pamplona nach Santiago angesteuert hat, ist Zufall. Oder auch nicht.

Weniger als zehn Kilo Gepäck, übernachten in schnarchvollen Massen-Schlafsälen, Tagestouren von bis zu 40 Kilometer – gewöhnungsbedürftig für jemanden, der die meiste Zeit seines Lebens sitzend auf irgendwelchen Schul- oder Unibänken verbracht hat, sich allerdings auch regelmäßig zum Joggen und Radfahren aufrafft.

Statt Designerklamotten: Trainingshose als Schal-Ersatz

Er fühle sich nie allein auf seiner Reise und habe schon am ersten Tag Anschluss gefunden, beruhigt er uns in einem kurzen Telefonat per Kartenhandy. Dabei regnete es bisher fast jeden Tag. Und weil er einer Erkältung vorbeugen möchte, bindet er sich seine lange Trainingshose als Schal-Ersatz um den Hals. Bei Hape Kerkeling habe ich gelesen, dass eine Deutsche in blauen Unterhosen gewandert ist. Designerklamotten waren gestern. Heute ist Pilgerlook angesagt.

Fünf Wochen will sich der Sohn Zeit lassen für die Wanderung. Fünf Wochen habe auch ich damals gebraucht, um per Anhalter von Ummendorf nach Spanien und wieder zurück nach Deutschland zu reisen. Mir hat meine Trampertour die Erkenntnis gebracht, dass man Menschen zwar nachreisen kann, die damit verbundenen Strapazen aber trotzdem keine Garantie für ein Happy End sind.

Zu welcher Erkenntnis der Sohn wohl kommen wird, der an diesem Tag irgendwo zwischen Santo Domingo de la Calzada und Castildelgado unterwegs ist?

Wir werden sehen. So lange ihn hoffentlich die wilden Hunde nicht beißen.

Danke, Mallorca. Und tschüss!

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Liebes Mallorca,

es waren wunderbare drei Monate, die wir bei Dir verbringen durften. Wir, die ewigen Ausländer: Zwei Deutsche mit kanadischen Pässen, die in Spanien überwintern. Wetter-Flüchtlinge aus dem hohen Norden, die in ihrem Leben genug Eis und Schnee erlebt haben, um die Erderwärmung ad absurdum zu führen. Du hast uns gezeigt: Es geht auch anders. Mit Mandelblüten im Februar und lauen Frühsommertagen im März.

Wenn es einen perfekten Gastgeber gibt, dann bist Du es. Sicher, wir haben Dich und ein paar Menschen dafür entlohnt, dass wir hier leben durften: Die Bar Bosch, die Bar Borne, den Supermarkt um die Ecke und die Bäckerei Lozano. Die Markthallen von Palma und Santa Catalina werden Umsatzeinbrüche verschmerzen müssen, wenn wir nicht mehr hier sind. Die städtischen Verkehrsbetriebe und die Betreiber der TIB-Buslinien nach Valdemossa, Sóller, Bunyola, Santanyi oder wohin auch immer – sie werden unsere Abwesenheit in ihren Kassenbüchern spüren.

Aber einen Abschied ohne Schmerz gibt es nicht. Frag uns mal, wie wir uns fühlen, kurz vor dem Rückflug nach Kanada!

Das Alter steht Dir übrigens gut. Du hast nichts von dem Glanz verloren, der uns erstmals vor fünf Jahren verzaubert hatte. Dein Charme, die Liebenswürdigkeit Deiner Bewohner, die Geduld Deines Servicepersonals, die Fairness Deiner Preisgestalter – das alles werden wir Dir nicht vergessen. Und dann natürlich Deine atemberaubende Schönheit.

Wir werden Dich vermissen, liebes Mallorca. Und mit Dir ein paar Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind. Rudolfo, Kati, Alfonso und Pepita.

Aber wir kommen ja wieder. In acht Monaten sind wir schon wieder hier. In der Zwischenzeit werden wir die kanadische Natur genießen und das aufregende Leben in der Stadt meines Herzens, Montréal. Es könnte also schlimmer sein.

Dass Du uns ausgerechnet zum Abschied noch ein paar Regentage beschert hast, sei Dir verziehen. Vielleicht wolltest Du uns ja einfach nur daran erinnern, dass es auch im Paradies so etwas wie den ganz normalen Alltag gibt.