Man muss kein Freund des Karnevals sein, um sich mit den Menschen von Palma freuen zu können. Ein liebevoll zusammengestellter Umzug lockte gestern und heute Tausende in die Straßen und Plätze der Innenstadt. Auch wenn nicht geschunkelt, getanzt und gegrölt wurde – es war ein heiteres Familienfest, das den sympathischen Menschen dieser wunderschönen Insel ganz offensichtlich Freude bereitete. Viele Fotos sind es nicht. Aber die paar, die ich gemacht habe, geben ein wenig von der Stimmung wieder, die hier heute Nachmittag beim Umzug und gestern Abend beim Kinderfest (siehe Bannerfoto) herrschte.
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Nie wieder Salatbesteck!
Man müsste öfter umziehen. Nicht alle 24 Jahre, wie wir das gemacht haben. Jedes Jahr einmal. Ach was, jeden Monat. Mindestens. Es besuchen dich plötzlich Menschen, die Prosecco und Blumen mitbringen und du bekommst liebevolle Mails mit gedachtem Salz und Brot. Und dann all die Essens-Einladungen!
Die erste kommt vom Sohn. Der will, dass wir uns in unserem neuen – und seinem alten – Viertel wohlfühlen und lädt uns deshalb zum Italiener in St. Henri ein. Wir waren schon mal vorkosten. Die Pasta schmeckt himmlisch, der Wein göttlich. Es lohnt sich, dort hinzugehen. Die Einladung lösen wir irgendwann mal ein, wenn uns der Schweiß nicht mehr in die Suppe tropft und die Touristen die besseren Plätze wieder den Einheimischen überlassen. Uns Einheimischen!
Die zweite Essenseinladung kam vom Makler. Der hat unser Haus so professionell beworben, dass eine junge Familie gar nicht anders konnte als die Immobilie schließlich zu kaufen. Zu einem Preis, der nicht nur uns glücklich stimmte, sondern ganz offensichtlich auch den Makler. Man denke nur an seine Provision.
Kleine Portion, großer Preis: Das Restaurant mit dem accent ague
Der Häusermakler ließ sich nicht lumpen. Der Essensgutschein, den er uns geschenkt hat, ist für ein Restaurant mit einem accent ague, in dem die Portionen so klein sind, dass du sie mit der Lesebrille suchen musst. Dafür sind die Preise so hoch, dass Leute für ein Abendessen glatt ihre Lebensversicherung beleihen.
Dafür gibt’s dann aber auch gehobelte und in Himbeerwasser marinierte Trüffelchen mit Wasabischaum, das Ganze auf einem Bett von exotischen Kräutern, deren Namen ich nicht aussprechen kann. Aber man ist ja für alles offen.
Tipp vom Insider: Fritten vor der Hauptmahlzeit
Das mit den Miniportionen weiss ich übrigens von Freunden, die dort diniert haben. Hinterher haben sie bereut, dass sie sich auf dem Weg zum Restaurant nicht kurz bei Burger King Fritten auf die Hand gekauft haben. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir in so einem Food Tempel auch noch satt werden wollten.
Das Vorkosten haben wir uns übrigens angesichts des Preis-Speisungsverhältnisses geschenkt.
Und jetzt noch Post aus Winnipeg. Eine gute Freundin aus meinen Manitoba-Tagen beschenkt uns mit feinen Gedanken zum neuen Zuhause und wünscht guten Appetit im Steakhouse, Essensgutschein inklusive. Vorkosten nicht nötig, wir kennen den Laden. Passt.
Steak statt Spätzle für den Schwabokanadier
Wie sich die Zeiten doch ändern: Als ich in den 70er-Jahren als junger Reporter nach Kanada kam, war es genau diese Frau, die mich mit Flädlessuppe, Maultaschen und Kässpätzle hochpäppelte, wenn mal wieder das Heimweh nagte. Und jetzt anstelle der schwabokanadischen Variante eben Steak statt Spätzle. Damit lässt es sich wunderbar leben.
Dankenswerterweise denken unsere Freunde mit, wenn es ums Beschenken geht. Keiner hat bisher etwas zur Inneneinrichtung im neuen Loft beigetragen. Keine Bilder, kein Tranchiermesser, nicht einmal Salz- und Pfefferstreuer. Das ist uns geschmackstechnisch sehr recht, denn Schöner Wohnen ist ja schon etwas sehr Individuelles. Abgesehen davon könnte uns jetzt ein neues Salatbesteck vor ein echtes Raumproblem stellen. Von einer Blumenvase ganz zu schweigen.
Wie sinnvoll sind angesichts solcher Bedenken doch Geschenke, die sich in nichts auflösen. Oder so ähnlich.
Neues Zuhause: Fast wie Urlaub

Blick von der Dachterrasse: Leben, 3. Teil
So ist das also, wenn man 25 Jahre im eigenen Haus auf dem Land gewohnt hat und jetzt zum ersten Mal in einer Stadtwohnung aufwacht, in der du deine Zukunft verbringen wirst. So richtig stimmig fühlt es sich noch nicht an. Aber es wird großartig werden, ich spüre es.
Die Kistenstapel ragen zwar nicht ganz bis zur Decke (die ist 5 Meter hoch, wie bei Fabriklofts so üblich). Noch kein Bild an der Wand. Aber wenigstens hängen wir schon wieder am Tropf. Der Internetdealer erbarmte sich des Junkies und schickte noch am Sonntag Mahmud vorbei. Der interessierte sich vor allem für das EM-Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft und legte eher nebenbei noch eine fixe Leitung.
Wo ist das Brotmesser? Hast du meine Socken gesehen? Schatz, die Zuckerdose? Und überhaupt: Wo ist mein Landleben? Es ist dort, wo es hingehört, auf dem Land. Dort soll es von mir aus künftig bleiben. Schön war’s. Aber jetzt ist auch gut.
Zwei Flaschen Prosecco zum Einstand
Harley kam vorbei, sie wohnt zwei Türen weiter. Jung, mollig, frisch und gemütlich. Selbständig wie viele hier. Webdesign. Zwei Flaschen Prosecco und viele Lacher später dann noch das Bett von Kisten und Klamotten befreien. Und los geht’s in den ersten Schlaf im eigenen Stadtloft. Tiefschlaf. Umziehen kostet Kraft. Und nicht nur in den Muskeln.
Beim Einschlafen noch einmal die Aktion Land-Stadt-Loft Revue passieren lassen: Am Morgen des heißesten Tages des Jahres standen die Jungs vom Umzugsservice pünktlich vor der Tür. Jung und stark und freundlich, wie sie eben sind, die meisten Kanadier. 34 Grad zeigt das Thermometer, gefühlte Temperatur: 42. Mit dem Truck durch den Stau in die Dreieinhalb-Millionen-Stadt. Eineinhalb Stunden später: entladen. Was kommt in die Tiefgarage, was in den Kistenkäfig? Hilfe, das Ladekabel vom i-phone fehlt. Tut es nicht. War lediglich zwischen Winterstiefeln und Badehose versickert.
Der Altersdurchschnitt schnellt in die Höhe
Nach dem Frühstück geht’s am ersten Stadtmorgen auf die Gemeinschafts-Dachterrasse. Dort gibt’s WiFi umsonst. Bei inzwischen 36 Grad füllt sich der Pool schnell. Viele junge, manche schöne Menschen. Sorry, Boys and Girls, mit uns am Bord geht der Altersdurchschnitt bei Imperial Loft durch die Decke. Ich werde den Verdacht nicht los: Nicht alle, die sich hier erfrischen, wohnen auch hier. Schlüssel gegen Bier vielleicht? Egal. Spaß für alle darf sein. Ein bisschen fühlt es sich an wie Urlaub. Nur dass es diesmal nicht die Engländer sind, die reihenweise Liegestühle mit Handtüchern garniert haben.
Der Allwheeler vom Land wohnt jetzt in der Tiefgarage
Sonntag morgen dann: Frühstück auf der eigenen Terrasse. Die ist etwas grösser als unser Auto, das jetzt in der Tiefgarage lebt. Abgase statt Landluft. Sind meine Besitzer noch bei Trost?, könnte sich der Allradschlepper jetzt fragen. Ja, sind sie. Sie lieben es hier und haben sich den Wechsel seit Jahren herbeigewünscht.
Kein Rasenmäherlärm mehr vom netten Nachbarn zur linken, keine Baumsäge mehr vom Häuslesbesitzer zur rechten. Die Sprinkleranlage taucht das Stadtgras in ein frisches Grün. Dem Gärtner bei der Arbeit zuschauen – wer kann das schon? Und, kaum zu glauben, von gar nicht weit weg, ganz in der Nähe der Markthallen, dringt Kirchenglockengeläut zu uns herüber. Ein Ohrenschmaus, der uns auf dem Dorf 25 Jahre vorenthalten wurde.
Und doch ist auch ein bißchen Wehmut dabei. Was machen die Eichhörnchen im Garten? Und die Waschbären – werden sie uns vermissen? Die netten Nachbarn Scott, Liane, Phil, Jennifer – denken sie manchmal an uns? Marga, 93 Jahre alt, hat uns zum Abschied ein von der Schwiegermutter gemaltes Bild geschenkt. „Soll ich adieu sagen oder Auf Wiedersehen?“, hat sie dazu poesiert. Auf Wiedersehen. Hoffentlich.
Honeymoon mit dem neuen Zuhause
Trotz nostalgischer Flashbacks kann unser Leben, 3. Teil, beginnen. Das Festnetz muss noch warten. Keine Eile. Wer soll auch was von uns wollen? Wo doch jeder weiß, dass wir gerade Honeymoon mit dem neuen Zuhause machen.
Und der Kistenberg schmilzt langsam in der Sommerhitze.
Die alten Männer und das Floß
Fünf Buchstaben nur und wir bekommen die Krise: Umzug. Kein großes Ding, eigentlich. Nur vom Land in die Stadt, gerade mal 45 Kilometer. Doch genau diese 45 Kilometer sind es, die jetzt schon seit Wochen unser Leben bestimmen. Was bleibt? Was geht? Was landet bei der Heilsarmee, was wird versilbert? Dabei hängt die Entscheidung meistens nicht vom monetären Wert des jeweiligen Gegenstands ab, sondern von seiner Geschichte.
Reden wir übers Klavier. Es bleibt bei den künftigen Besitzern unseres Hauses. Aber der dazu gehörige Hocker kommt mit uns. Alles hat seinen Grund. Das Kneipenklavier, auf eine Zeitungsanzeige hin gekauft, hat wenig Geschichte. Sieht man einmal davon ab, wie drei stämmige Quebecer und ein deutscher Lehrer das Ding in unser damals fast noch jungfräuliches Wohnzimmer gewuchtet haben.

Piano geht, Hocker bleibt.
Der Hocker dagegen kann viele Geschichten erzählen. Eine davon ist, wie ausgerechnet Doug, ein sonst eher nüchterner Freund, den Hocker ums Haar zerquetscht hätte, weil er meinte, in Partylaune Twist auf ihm tanzen zu müssen. Die andere Geschichte hat mit Bob zu tun, wieder ein Freund, dessen Aufgabe als Physikprofessor es jetzt nicht unbedingt war, Bewegungsabläufe auf Klavierhockern zu studieren und notfalls zu korrigieren. Aber er hat aus einem fast zertrümmerten Hocker in mühsamer Kleinarbeit ein wunderbares Kleinod geschaffen, das uns seit Bobs Tod vor einem Jahr noch mehr ans Herz gewachsen ist. Keine Frage: Der Hocker bleibt.
Biedermann auf Reisen: Von Waiblingen über Winnipeg nach Montréal
Reden wir über den Biedermeierschrank. Wuchtig und alt und schwer wie Hund. Aber ein Erbstück, weit über 150 Jahre alt. Vater hatte es mir mit auf den Weg gegeben, als ich damals in Waiblingen meine erste Bude möblieren musste. Als dann der Reporterjob in Winnipeg rief, füllte der Schrank fast die Hälfte des Umzugscontainers aus. Und natürlich musste er auch die anschließende Reise von Manitoba nach Montréal über sich ergehen lassen. Jetzt stellt er uns, als wäre er um die halbe Welt geschickt worden, um uns zu ärgern, wieder vor eine fast unlösbare Aufgabe. Eigentlich ist er viel zu klobig für die Wohnung in der Stadt. Aber er darf mit. Eiche eben. In Treue fest.
Nicht so das Apotheker-Schränkchen, die hölzerne Reisetruhe vom Flohmarkt und der TripTrap, der wohl berühmteste Kinderhochsitz der Welt. Nur: Es wird keine Kinder mehr in unserem Haushalt geben. Und doch will sich keiner vom TripTrap trennen. Auch nicht vom Apotheker-Schränkchen, von der hölzernen Koffertruhe und von der Spiegelkommode, die es bei Finnegan’s Flea Market einmal für gutes Geld gab. Und damit es all die lieb gewordenen Möbelstücke kuenftig besonders schoen haben, wurden sie jetzt auf eine abenteuerliche Reise zum Blockhaus am See geschickt.

Mit Sack und Pack über den Lac Dufresne
Dazu muss man wissen, dass unser Häuschen am Lac Dufresne tatsächlich an einem schwer zugänglichen Seeufer liegt und nicht mit dem Auto zu erreichen ist. Also musste ein kleines Transportfloß her, um Truhe, Schränkchen, TripTrap und tausend Kleinigkeiten unversehrt übers Wasser zu schippern. Zwei Männer in den Siebzigern, der eine ein ausgestiegener Richter, der andere ein ehemaliger Sonderschullehrer, der auf einer Insel im Lac Dufresne wohnt, packten mit an. Besser gesagt: Sie packten an, wir halfen mit. Huckleberry Finn lässt grüßen: Drei nicht mehr ganz junge Männer und (m)eine etwas jüngere Frau, umgeben von alten Möbelstücken und tausenden von Moskitos, treiben an einem schwülen Frühsommertag auf einem flachen Lastkahn über einen kanadischen Bergsee. Nach getaner Arbeit dann Pizza, Prosecco und auch etwas Pathos. Bis bald, Möbel!
Allein schon wegen dieser Geschichte musste dieser Umzug sein. Und ich habe das Gefühl, es werden noch weitere folgen. Umzüge. Und Geschichten.
Wir krempeln unser Leben um
Der Luxus des Alters: Kind aus dem Haus und gut versorgt. Wir haben die Wahl: Bleibt alles wie’s war? Satteln wir die Harley und lassen es noch einmal richtig krachen? Oder machen wir künftig einen auf klein, aber fein? Wir haben uns für diese Variante entschieden. Unser Haus im Grünen steht nach 24 Jahren zum Verkauf. Wir ziehen in die Stadt. Landleben gegen Loft. Nur: Wie erklären wir unseren Freunden, dass „downsizen“ nichts mit „verarmen“ zu tun hat?
„Brauchst du Geld?“ Diese Frage höre ich in letzter Zeit öfter. Gut gemeint, aber gewöhnungsbedürftig, wenn man als 62-Jähriger mit einem gelebten Leben gefragt wird, ob man ihm ein paar Taler zuschieben soll. Die Wahrheit ist: Danke, uns geht es gut. Die Entscheidung, unser Traumhaus nach 24 Jahren zu verkaufen und dafür in ein schickes Fabrikloft im Montréaler Stadtteil St. Henri zu ziehen, treffen wir nicht aus Geldnot. Wir wollen unser Leben verändern.
Gut gelebt und viel gefeiert: Wir haben uns den Traum vom eigenen Haus erfüllt

Margas 90. Geburtstag
Jeder Traum geht irgendwann zu Ende. Und ein Traum war es für uns damals, ein eigenes Haus mit einem großen Garten zu besitzen. Diesen Traum haben wir uns vor 24 Jahren erfüllt. Das Haus hat jede Menge Zimmer, eine Einliegerwohnung, einen Wintergarten, eine überdachte Frühstücksterrasse, vier Bäder und eine Sauna mit Whirlpool. Der Garten: 4000 qm mit Wald, Wiese und einem kleinen Teich. Hier haben wir gearbeitet, ein Kind großgezogen, dazu zwei Katzen und einen Hund. Wir haben Freunde empfangen, Zauber-Abende und Jam-Sessions veranstaltet. Und ein Gartenfest zum 90. Geburtstag unserer Freundin Marga ausgerichtet, vom dem noch heute das halbe Dorf spricht. Vor allem aber haben wir hier gelebt. Gut gelebt.

Palma, wir kommen!
Und weil wir auch künftig gerne gut leben möchten, ohne die Arbeit und Verantwortung, die so ein großes Haus mit sich bringt, verkleinern wir uns. Mit einer pflegeleichten Stadtwohnung – Tür zu, Schlüssel umdrehen und weg – können wir noch mehr reisen als bisher. Vielleicht auch mal für fünf, sechs Monate in einem anderen Land leben und trotzdem noch arbeiten. Das Internet macht’s möglich. Drei Generalproben verliefen wunderbar: In einer schnuckeligen Wohnung in der Altstadt von Palma de Mallorca haben wir uns jetzt schon mehrfach im Winter einquartiert. Von minus 20 Grad in Montréal ins plus 20 Grad warme Mallorca – ein Traum. Der Blick beim Frühstück auf die Plaza de la Reina, hinüber zur Kathedrale, hinunter zum Meer – Wahnsinn! Life is beautiful.
Das ist die Stunde der Schaulustigen: Mal kucken, wie die Nachbarn leben
Doch Veränderungen können anstrengend sein. Unser Haus wird seit zweieinhalb Monaten von einem Makler gelistet. Das Interesse ist groß. Aber, wie das so ist in Kanada: Es kommen viele Sehleute, die immer schon gerne gewusst hätten, wie der Korrespondent und seine Künstlergattin so leben. Das ist die Stunde der Schaulustigen. Und weil wir nicht gerne Zeuge dieser „showings“ sind und zu jedem Riss im Fensterkitt eine Erklärung abgeben möchten, verlassen wir eben unser Haus, wie es hier so üblich ist, wenn der Makler mal wieder mit Interessenten an der Tür steht. Aber: wohin nur? Meine Kreditkarte glüht. Im Kino reden Sie mich beim Vornamen an und unser Lieblings-Thailänder möchte uns gerne adoptieren. Das sind so die Dinge, mit denen wir uns in letzter Zeit herumschlagen.
Richtige Probleme sehen anders aus. Aber es gibt sie: Wohin mit den Möbeln aus einem Haus, wenn die künftige Bleibe aus einem großen Raum mit einem Badezimmer-Würfel in der Mitte besteht? Was nehmen wir mit, was geht zur Heilsarmee, was kommt in die Blockhütte? Und überhaupt: Was ist mit dem Klavier? Interessenten gibt es jede Menge dafür. Nur: Ich will nicht jedes Mal wehmütig an Musikabende denken müssen, wenn ich künftig Freunde besuche.
Raus aus dem Grünen, rein in die Stadt: Eine Achterbahn der Gefühle
Neulich habe ich gelesen, dass Immobilienmakler jetzt immer häufiger Psychologiekurse belegen. Ich weiß jetzt warum. Offensichtlich sind wir nicht allein, wenn uns die Emotionen manchmal überwältigen. So ein Hausverkauf kann einem ganz schön die Seele durch den Fleischwolf drehen. Und trotzdem steht die Entscheidung fest: Raus aus dem Grünen, rein in die Großstadt. Das Laub, das sich im Herbst kniehoch auf unserem Grundstück stapelt, sollen künftig andere wegräumen. Und auch der Schneepflug, der die Einfahrt freischaufelt, geht schon bald nicht mehr auf unsere Rechnung. An Bewegung wird es mir hoffentlich trotzdem nicht mangeln: Mein Fitnessbedarf wird künftig im Pool der Dachterrasse abgedeckt, der zum Fabrikloft gehört, oder, wenn’s dann schon sein muss, auch in der Muckibude, gleich neben dem Yoga-Raum.
Und doch kommen sie jetzt immer öfter, die nostalgischen Momente, wenn mal wieder ein potenzieller Käufer vor unserer Haustür steht. „Es sind doch nur ein paar Wände mit einem Dach drüber“, tröstet mich Lore, wenn ich mal wieder wehmütig an den Verkauf denke. Stimmt. Aber genau diese Wände mit dem Dach drüber waren es, die aus unserem Haus ein Heim gemacht haben.